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Bereit für BSP: Die Robot-Drive in Schwarzenberg bearbeitet Holz von 2 mal 4?cm bis 30 mal 125?cm Querschnitt - damit lässt sich auch BSP abbinden © Johannes Plackner

Wie ein Blockhaus alles ändert

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 27.08.2013 - 15:07
Vorarlberg ist nicht nur wegen der schönen Landschaft und der Seefestspiele eine beliebte Reisedestination. Auch die Architektur zieht jedes Jahr mehrere Tausend Gäste ins „Ländle“, allen voran die Holzbauarchitektur. Das Biotop dort ist ideal: Ambitionierte Planer treffen auf mutige Bauherren und hohe Holzbau-Handwerkskunst. Inmitten des Bregenzerwaldes hat nun ein Zimmermeister die neue Abbundanlage von Hundegger in Betrieb genommen – die Robot-Drive.
Seit Jahren erwog Harald Berchtold die Investition in die CNC-Abbundtechnologie. Dass es erst im heurigen Frühjahr so weit war, liegt an zwei Gründen. „Hundegger hat mit der Robot-Drive endlich die perfekte Maschine für meine Zwecke auf den Markt gebracht. Konkreter Anlass für die Investition war dann ein hochwertiges Blockhaus samt komplizierter Lärchenfassade“, beschreibt Berchtold am Weg zu diesem Objekt.
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Die kompakte Robot-Drive passt mit einer lichten Höhe von 3,2?m genau in den vor zwölf Jahren vorgesehenen Bereich für den CNC-Abbund - der Hubtisch im Vordergrund erleichtert die Arbeit © Johannes Plackner

Holz thront am Ende der Schlucht

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Vorzeigeblockhaus am Ende der Rappenlochschlucht: Die Zimmerei Berchtold setzt die Vorgaben von Architekt und Bauherr der hohen Qualität um, für die Vorarlberger Holzbaubetriebe bekannt sind © Johannes Plackner

Es schüttet wie aus Kübeln, als der Zimmermeister aus Dornbirn die Rappenlochschlucht hochfährt. Am Ende der beeindruckenden Klamm liegt der Ortsteil Ebnit. Hoch über dem Tal thront das neue Blockhaus. Noch sind Gerüste aufgebaut, doch die Fassade ist bereits fertig. Der Architekt hat horizontale Lärchenbretter vorgesehen. An den Hausecken stehen diese abwechselnd eine Handbreit vor. Ohne Frage, das sieht gut aus. Doch unter der hinterlüfteten Fassade liegen massive Blockhausbohlen, die sich nunmal setzen. „Ich halte das Blockhaus für eine ideale Holzkonstruktion. Da bleibt die Wertschöpfung noch in den Zimmereibetrieben. Allerdings muss man die Details richtig ausformen, denn ein paar Millimeter gibt jede Bohlen immer nach“, schildert Berchtold, als er zum Haus führt.
Am offensichtlichsten sind die Blockhausdetails im Giebel. Die Firstpfette liegt auf den Blockbohlen auf. Zu der Fensterkonstruktion mit senkrechten Hölzern bleibt ein Spalt, in der locker ein Tischtennisball Platz hätte. Mit dieser Setzung muss auch die Fassade zurechtkommen. Dazu befestigte Berchtold an den Blockbohlen senkrechte Leisten mit Schwalbenschwanzprofil. Darauf wurden rings ums Haus Lärchenbretter mit einer eingefrästen Schwalbenschwanznut aufgefädelt. Nur die unterste Lage ist mit Schrauben befestigt. Die Schwalbenschwanzleisten gleiten entsprechend Setzung durch die Fassadenbretter.
Der Bau auf 1100 m Seehöhe birgt noch weitere bemerkenswerte Details. Berchtold selbst erzeugte einen speziellen Schiffsboden. Das nur leicht gebürstete Fichtenholz wird die Fußsohlen der Bewohner behaglich aufnehmen. Neben dem schönen Untergrund sind auch die Wände einen zweiten Blick wert. Deren Ecken sind auf Gehrung ausgeführt. Stirnholz ist so keines sichtbar.

Flexibilität und Präzision zählen im Ländle

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Harald und Florian Berchtold haben eine topmoderne Abbundanlage, Hundegger-Vertreter Arno Gaggl hat einen zufriedenen Kunden (v. li.) © Johannes Plackner

All die beschriebenen Aspekte verschmelzen mit der malerischen Gegend zu einem hochwertigen Holzbau wie aus dem Lehrbuch. Die hohe Qualität ist die perfekte Überleitung zur eingangs erwähnten Robot-Drive. Also geht die Reise zurück nach Schwarzenberg in die Abbundhalle des Familienbetriebes. Bereits beim Neubau der Halle vor zwölf Jahren wurde am Kopfende Platz für einen CNC-Abbund vorgesehen. Zwei Jahre zuvor hatte Hundegger die K2-Abbundanlage vorgestellt. Diese hat den Abbund in vielen Betrieben revolutioniert, für Berchtold war es aber noch nicht die richtige Lösung. Erst als ihn Arno Gaggl Anfang des Jahres nach Hawangen einlud, sprang der Funke über. Der Vertriebsverantwortliche für Österreich zeigte ihm die brandneue Robot-Drive (zuerst vorgestellt im Holzkurier Heft 6, S. 22–23). „Die konnte alles, was ich brauchte. Mit dem Sechsachsarm ist die allseitige Bearbeitung möglich – und zwar ohne umzukanten“, lobt Berchtold.
Ganz allumfassend zufrieden war der Bregenzerwälder mit seiner Anlage aber dann doch nicht. Beim Abbund von schwächeren Querschnitten bogen sich die Hölzer manchmal durch. Die Abweichung lag zwar nur bei 1 oder 2 mm. Bei Gehrungsecken ist das aber sofort sichtbar. Das sind typische Kinderkrankheiten einer Neuentwicklung, was aber tun?
Bei Hundegger gibt es die Philosophie, dass Verbesserungsvorschläge der Kunden in die Entwicklung einfließen. „Dafür sind Zimmerleute, wie Harald Berchtold, wichtig. Die konstruktive Kritik hilft uns, die Anlagen zu perfektionieren“, sagt Gaggl. Im Falle der schwachen Querschnitte regte der Vorarlberger eine einfache Lösung an. Die Hölzer ragen frei in die Bearbeitungszone hinein und werden von dem Sechs- oder dem Fünfachsaggregat bearbeitet. Die Durchbiegung steigt dort mit dem Quadrat der Auskragung. Also wurde die Bearbeitung wesentlich knapper an die Halterollen verlegt. Berchtold lobt anhand dieses Beispiels, wie die Umsetzung ablief. „Die Ansprechpartner von Hundegger waren sehr an der Erfüllung meiner Wünsche interessiert.“
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Harald und Florian Berchtold haben eine topmoderne Abbundanlage, Hundegger-Vertreter Arno Gaggl hat einen zufriedenen Kunden (v. li.) © Johannes Plackner

Auch für Treppenbau gedacht

Nicht nur die neue Abbundanlage sticht in Schwarzenberg ins Auge. Bemerkenswert an der Zimmerei Berchtold ist die Wertschöpfungstiefe. Das Rundholz stammt aus dem Bregenzerwald. Gekauft wird es noch an der Waldstraße. Den Lohnschnitt erledigt ein Sägewerk im Nachbardorf. Getrocknet wird dann wieder in Schwarzenberg. Berchtold hat zwei Vakuumtrockenkammern am Gelände, zudem eine hochwertige Hobelanlage. Und über dem Abbundbereich ist sogar eine eigene Keilzinke untergebracht. „Ziel all dessen ist hohe Flexibilität. Wenn der Bauherr Dimensionen haben will, die am Markt nicht verfügbar sind, kann ich sie anbieten“, betont Berchtold. Diese Hingabe zur Flexibilität ist sicherlich auch ein Grund, warum ihn die Robot-Drive nun überzeugt hat.
Die Hundegger-Anlage wird künftig wohl nicht nur Nadelholz verabreiten. Ein wichtiges Standbein des Zwölfmannbetriebes ist nämlich die Treppenproduktion. Daher warten im umfangreichen Schnittholzlager nicht nur Fichte und Tanne auf ihren Einsatz, sondern auch Eiche, Kirsche, Esche, Ulme und eine Reihe weiterer Buntlaubhölzer. Bislang laufen die über ein Vierachs-Bearbeitungszentrum. „Eine fünfte Achse wäre aber schon sinnvoll …“, sinniert Berchtold in die Zukunft. Könnte das die Hundegger-Robot-Drive schaffen? „Aber sicher. Von der Genauigkeit her mache ich mir keine Sorgen. Das ist nur eine Frage der richtigen Werkzeuge.“

Alle Österreicher auf BSP ausgelegt

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Bereit für BSP: Die Robot-Drive in Schwarzenberg bearbeitet Holz von 2 mal 4?cm bis 30 mal 125?cm Querschnitt - damit lässt sich auch BSP abbinden © Johannes Plackner

Berchtolds Hundegger-Anlage trägt die Typenbezeichnung Robot-Drive 1250. Damit ist sie auf den maximalen Querschnitt dieser Geräteklasse ausgelegt: 30 mal 125 cm. „Alle Robot-Drives, die bisher in Österreich montiert wurden, arbeiten in dieser Größenklasse“, erklärt Gaggl. Das hat einen einfachen Grund: Mit 1,25 m Breite lassen sich Brettsperrholz-Elemente abbinden. Daran kommt im BSP-Boomland Österreich kaum ein Zimmermeister vorbei. Für einfaches Handling besitzt Berchtolds Robot-Drive zudem einen automatischen Hubtisch bei der Aufgabe. Dort werden die Schnitt- und Leimholzpakete platziert und nach- und nach abgearbeitet.
Auf der Ausgabeseite hat der Vorarlberger seine Abbundanlage mit einer außergewöhnlichen Vorrichtung ergänzt. Eine Reihe von Pneumatikzylinder können dort Wand- und Dachelemente verpressen. Dazu verwendet Berchtold Konstruktionshölzer mit Doppel-Nut-und-Feder-Verbindung. Eine Besonderheit ist das Verbindungsmittel: ein Holzdübel mit der Form einer 8. Der passt genau in die Löcher, welche die Robot-Drive am Rand der Hölzer eingebohrt hat. „So kann ich auch massiv bauen, behalte mir aber die Wertschöpfung im Betrieb“, erklärt Berchtold.

Gerhard Berchtold Zimmerei – Facts

Gründung:1911
Geschäftsführung:Harald und Manfred Berchtold
Standort:Schwarzenberg
Mitarbeiter:12
Leistungen:Holzbau (Ein- und Mehrfamilienhäuser, öffentliche und Gewerbebauten, Sanierung, Zu- und Anbauten, Fassaden), Treppenbau

Hundegger – Facts

Gründung: 1978
Geschäftsführer: Hans Hundegger, Otto Nothelfer, Walter Fahrenschon, Hans Schillmeier
Mitarbeiter: 400, davon 300 in Hawangen/DE
Sortiment: Abbundanlagen, Zuschnitt, Portalbearbeitungsanlagen, Plattenkonfektion, Hobelmaschinen, Massiv-Holz-Mauer und Profilholz-Elemente-Linien