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Auf den Bau der evangelischen Friedhofskirche in Oberwart ist der Holzbau-Meister besonders stolz - Heinz Fürst wurde für das schneckenförmige Gebäude 2012 mit dem burgenländischen Holzbaupreis geehrt © Holzbau Fürst

Wenn der Vater mit dem Sohne

Ein Artikel von Birgit Koller | 25.06.2014 - 08:03
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Auf den Bau der evangelischen Friedhofskirche in Oberwart ist der Holzbau-Meister besonders stolz - Heinz Fürst wurde für das schneckenförmige Gebäude 2012 mit dem burgenländischen Holzbaupreis geehrt © Holzbau Fürst

Bergauf und bergab führt uns der Weg durch die hügelige Landschaft des Südburgenlandes. Selbst das Navigationsgerät tut sich bei den verwinkelten Landstraßen und Güterwegen schwer, den Weg nach Willersdorf zu finden. Die 380 Seelen-Gemeinde im Bezirk Oberwart kennzeichnet das südliche Ende der Willersdorfer Schlucht. Das Fassbinder-Museum hat lokale Bedeutung. Uns interessiert jedoch weniger das kulturelle Erbe des kleinen Ortes. Wir wollen Holzbau-Meister Heinz Fürst einen Besuch abstatten.
Auf die Frage, worauf der Holzbau-Meister besonders stolz sei, findet Fürst sofort die passende Antwort: „Wenn man gemeinsam mit seinem Vater in einem Betrieb arbeitet, kann es schnell zu Unstimmigkeiten kommen. Mein Vater und ich haben heute noch eine wunderbare Beziehung. Teamwork stand an erster Stelle. So konnten wir einen Betrieb aufbauen, von dem wir gut leben können.“ Zudem sei er auf den Bau der evangelischen Friedhofskirche in Oberwart 2009 besonders stolz. „Das Objekt hat 2012 sogar den burgenländischen Holzbaupreis erhalten.“ Von den Anfängen bis heute hat sich viel getan. Stichworte, wie Modernisierung und Technisierung, fallen im Zuge des Gespräches. „Wir haben die Werkshallen umgebaut sowie den Betrieb um Lagerhallen erweitert. Fahrzeuge wurden erneuert und die technischen Geräte um eine Abbundmaschine ergänzt.“ Natürlich könne man immer noch moderner und besser ausgerüstet sein, gibt der Holzbau-Meister zu. „Aber momentan sind wir zufrieden.“
Im eigenen Sägewerk schneidet Fürst jährlich 1000 fm Rundholz ein. Konstruktionsvollholz und Brettsperrholz werden zugekauft. Lohnabbund bietet der Holzbau-Meister nicht an: „Wir haben schon vor Jahren festgestellt, dass sich das nicht lohnt“, gibt Fürst zu. In der Nebensaison arbeiten sechs Mitarbeiter im Betrieb. „Seit 1. April sind wir wieder die komplette Mannschaft mit 14 Mitarbeitern“, erklärt Fürst.
Trotz der für den Hochbau günstigen Wetterlage der letzten Monate sei man bislang nur mit der Rumpfmannschaft gefahren: „Aus Erfahrung kann ich sagen: Hätten wir schon zu Jahresbeginn Vollgas gegeben, würden uns im Laufe der kommenden Monate die Aufträge fehlen.“ Schließlich sei das Einzugsgebiet für Arbeiten bei Privatkunden auf 50 bis maximal 100 km begrenzt. Und die Konkurrenz in der Umgebung schläft nicht. „Die Kommunen machen auch immer seltener Geld für neue Bauaufträge locker. Die öffentliche Hand setzt in der Umgebung mittlerweile sehr häufig den Sparstift an“, stellt Fürst fest. Kommt es doch zu Ausschreibungen, zähle leider immer noch das Billigstbieterprinzip, fügt der 56-Jährige hinzu. Einschnitte bringe auch die Fertigteilhausindus-trie und eine im Südburgenland starke Betonlobby, weiß Fürst. Mit seinem Unternehmen hat er sich hauptsächlich auf den Bau von Einfamilienhäusern in Holzriegelbauweise spezialisiert. Hört sich alles eher nach einem Blick in eine schwierige Zukunft an. Fürst nickt zustimmend, fasst im selben Moment aber wieder Mut.

Auftragslage besser als 2013

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Die Zimmerei Fürst besteht seit Generationen und wurde laufend modernisiert und erweitert © Koller

„Momentan schaut´s gut aus“, gibt er zu. Die aktuelle Auftragslage sei deutlich besser als im Vorjahr. Vor allem in den Bereichen Aufstockungen, Dachgeschossausbauten und Sanierungen laufe das Geschäft passabel. Fürst findet den Grund dafür in der globalen Finanzkrise: „Die Kreditzinsen sind so niedrig wie schon lange nicht mehr. Auf der Bank bekommst du fast nichts für dein Geld. Ganz klar, dass die Leute deshalb in die Sanierung oder Erweiterung ihres Eigenheimes investieren. Diese Tatsachen kommen uns heuer sehr zugute – und eine positive Mundpropaganda, die ich mir über die Jahre mühselig aufgebaut habe.“
Das Durchschnittsalter der Kollegenschaft beträgt 38 Jahre. „Ich bin der Älteste“, lacht Fürst. Alle Mitarbeiter hätten auch im Unternehmen gelernt: „Bis 2013 habe ich jährlich einen Lehrling aufgenommen und ausgebildet. Heuer habe ich mich gegen einen Lehrbuben entschieden, da die Auflagen für Ausbildungen im Betrieb immer strenger werden“, sagt der 56-Jährige. Zudem sinken laut Fürst Qualität und Können der Auszubildenden.

Wünsche bis zur Pension …

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Wer alte Werte schätzt, muss nicht altmodisch sein - Heinz Fürst mit seinem Oldtimer © Koller

Zum Abschluss äußert Holzbau-Meister Fürst noch Anregungen und Wünsche an seine Zunft. Er hoffe auf ein „verstärktes Miteinander anstatt eines ständigen Gegeneinanders. Gerade im Süden des Landes, wo der Holzbau eher zweitrangig ist, müssen wir zusammenhalten, mit der Betonlobby mithalten und uns gegen den Pfusch aus dem ausländischen Osten wehren. Nur auf diesem Weg können wir uns Aufträge sichern und den Baumeistern des Landes die Stirn bieten.“