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Armin Baumann, Sägewerksunternehmer und Gebrauchtmaschinenhändler in Personalunion © Baumann

Was heißt hier altes Eisen?

Ein Artikel von Hannes Plackner | 07.05.2014 - 08:00
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Armin Baumann, Sägewerksunternehmer und Gebrauchtmaschinenhändler in Personalunion © Baumann

Lokalaugenschein in Wangen: Gebrauchtmaschinenspezialist Armin Baumann beantwortete gerade einen zweiseitigen Brief eines Insolvenzverwalters. Es geht um einen Stapler aus der Konkursmasse eines süddeutschen Sägewerks, den Baumann übernommen hat. Ein Nachbar glaubte, Öl heraustropfen zu sehen, und schlug Umweltalarm. Baumann zuckt lächelnd mit den Schultern und sagt: „Natürlich gab es keine Gefährdung. Genau solche Probleme muss ich aber im Auge behalten, wenn ich gebrauchte Sägewerke kaufe. Die Verantwortung für Abbau liegt ebenso bei uns wie die Werksüberholung. Das muss seriös über die Bühne gehen. Dafür sind wir bekannt.“ Solche Situationen managt der Allgäuer mit der Gelassenheit eines Profis. Sein Unternehmen Baumann Timbertec, Wangen/DE, hat schon Anlagen von über 70 Holz verarbeitenden Unternehmern gebraucht gekauft, überholt und wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgebracht.
Zu tun gibt es genug. Es sind gute Zeiten für den Gebrauchtmaschinenmarkt. Aufgrund der Überkapazität gibt so manches Unternehmen auf. Jene, die weitermachen, brauchen zuverlässige Maschinen. Das Telefon von Baumann läutet daher immer häufiger. Das große Interesse seitens der Kunden lässt sich mit einer einzigen Zahl erklären: 30 %. So viel kostet eine durchschnittliche Gebrauchtmaschine im Vergleich zum Neupreis. Konkretes Beispiel: Je ein Eberl-Vakuumtrockner des S+H-Sägewerks, Sötenich/DE, und von Müller, Serkenrode/DE, tun jetzt Dienst bei einem österreichischen Bauholzsäger – für ein Drittel des Neupreises. Doch das Geld zählt nicht allein. Langfristiger Erfolg als Gebrauchtmaschinenhändler erfordert in unserer Branche Vertrauen und Erfahrung – und Know-how bei Sägewerken.

Eigenes Sägewerk mit edlen Gebrauchten

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Kran, Lader, Zuführung: Baumann übernimmt komplette Maschinenausstattungen © Baumann

Die Sägewerkstechnik kennt Baumann aus dem eigenen Betrieb. Die Holzwerke Baumann sind ein Bauholzsägewerk mit Weiterverarbeitung (hobeln, dämpfen, imprägnieren). Aktuell stehen einige Investitionen an. Noch liegt der Rundholzplatz einige Kilometer entfernt in Altshausen. Bis 2015 wird das Rundholzlager auf ein arrondiertes Grundstück verlegt. Die Maschinen dafür sind – wie könnte es anders sein – gebraucht.
„Wir verwenden die Rundholzplatzeinrichtung der Holzindustrie Lenzing weiter. Die Springer-Anlagen sind jung und tadellos in Schuss“, erklärt Baumann (s. großes Bild). Er pickt für seinen Betrieb aber nicht nur die Rosinen raus. „Der Portalkran ist gut 20 Jahre alt. Das macht aber nichts. Wir behalten nur den Rahmen und bauen alle elektrischen, beweglichen und Verschleißteile neu auf. Der ist dann so gut wie neu.“

So viele überlegen: Soll ich verkaufen?

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Bei diesen Betrieben demontierte Baumann in den vergangenen Monaten Gebrauchtmaschinen © Holzkurier_Grafik

Ganz ähnlich denken viele Sägekollegen. Kaufwillige machen aber nur einen Teil der Besucher in Wangen aus. Zahlreich melden sich Unternehmer, welche die Aufgabe des Betriebs erwägen. Hier zählt für Baumann absolute Diskretion. „Wenn sich über Jahre keine positiven Zahlen erwirtschaften, überlegt sich jeder mal, wie viel die Anlagen noch wert sind“, erklärt er. Zwischen der ersten Anfrage und der tatsächlichen Betriebsschließung vergehen oft Jahre – oder sie geschieht nie.
Obwohl ein reger Wettbewerb um „gute Gebrauchte“ herrscht, wird meist nur ein Bruchteil des Neuwerts bezahlt. Mindestens ebenso wichtig wie der absolute Betrag ist die Abwicklung. Baumann Timbertec zahlt bar und sofort – nicht erst, wenn er die Anlagen weiterverkauft hat. Zudem greift mit dem Zeitpunkt des Eigentumsübergangs die Feuerversicherung des Gebrauchtmaschinenhändlers. Wer auch immer als Verkäufer der Anlagen auftritt (ehemaliger Eigentümer, Banken, Insolvenzverwaltung) – diese saubere, transparente und rasche Abwicklung ist für alle von Vorteil.

Doppelsäumer, Hobelautomat, Gatterlinie

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Gebraucht? Ja. Alteisen? Sicher nicht! Nach der Überholung arbeiten solche Anlagen wie neu © Baumann

Baumann kauft komplette Anlagen, überholt die Maschinen und bringt sie wieder in den Wertschöpfungskreislauf. Entsprechend vielfältig ist sein Sortiment, wie ein Blick auf das aktuelle Angebot beweist.
Gatterlinien (Esterer, EWD) suchen ebenso neue Eigentümer wie Linck-Spaner oder „einen der schnellsten Doppelsäumer überhaupt“ (Baumann über den Söderhamn-Exeltec-Säumer von Bayerl, Kirchroth/DE). Dazu kommen ein Valon Kone-Entrinder, eine Jonab-Stapelanlage, vier Kalmar-Seitenstapler oder eine Hundegger-Abbundanlage inklusive Hobelautomat.