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Hochfeste Steico-LVL-Träger halten Decken sowie Dach in der neuen Zentrale © Steico

Warm ums Herz

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 30.04.2013 - 07:59
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Hochfeste Steico-LVL-Träger halten Decken sowie Dach in der neuen Zentrale © Steico

Der Holzbau- und -dämmspezialist Steico ist europaweit aktiv. Holzfaserdämmstoffe erzeugt man in Frankreich und zwei polnischen Werken. Sitz der börsennotierten Gesellschaft ist aber Feldkirchen bei München. Von dort aus werden die Aktivitäten der 950 Mitarbeiter gesteuert. Das geschieht bald in den Räumen der neuen Unternehmenszentrale. Vor Kurzem feierte Steico deren Richtfest. Klar, dass man hier zeigt, was mit seinen Produkten möglich ist. Damit kann es draußen noch so kalt sein, rund ums Herz des Unternehmens bleibt es immer schön warm. Spatenstich war am 17. Oktober. Dann kam ein verrückter Winter: 20° C zu Weihnachten, aber Schneefall vor Ostern. Dazwischen gab es viel Niederschlag und kaum Sonne. Der antizipierte Fertigstellungstermin von August wird aber trotzdem unterschritten. Bereits im Juli will Steico seine Zentrale beziehen. „So schnell lässt sich nur mit intelligentem Holzbau arbeiten“, ist Marketing-Manager Dipl.-Betriebswirt Andreas Schulze überzeugt.

U-Wert der Wand beträgt nur 0,11 W/m2K

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In der neue Steico-Zentrale in Feldkirchen bei München sind die konstruktiven Furnierschichtprodukte (Steico-LVL) des Unternehmens ebenso verbaut wie zahlreiche Holzfaserdämmstoffe © Steico

Die Bauarbeiten erledigt Müller Blaustein, Blaustein/DE. Das Unternehmen hat sich mit qualitativ hochwertigen Bauten einen guten Namen gemacht (s. Holzkurier Heft 19/11, S. 36–37). Seit Langem schon setzt das baden-württembergische Unternehmen auf Produkte von Steico. Während innen BSP-Wände die Last aufnehmen, setzt Steico außen seine schlanken Wandstiele ein. Die Außenwände bestehen aus 12,5 mm Gipsbauplatten, einer Installationsebene mit 6 cm flexibler Gefachdämmung Steico-Flex, aussteifenden Holzwerkstoff-Platten, 36 cm starken Steico-Wall-Wandstielen gedämmt mit Steico-Flex, oder der Holzfaser-Einblasdämmung Steico-Zell. Nach außen schließt das 6 cm starke Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) Steico-Protect ab.
Die 40 cm starke Dämmschicht ergibt einen U-Wert von 0,11 W/m2K. Beim Flachdach erreicht das Gebäude einen Wärmedurchgangskoeffizienten von ebenfalls beispielgebenden 0,13 W/m2K. Steico und Müller Blaustein entschieden sich dabei für einen Aufbau mit abgehängter Sichtdecke, einer Rippendecke aus dem Furnierschichtholz Steico-LVL R 57/200 als Träger und Steico LVL X 33 als aussteifende Platte, 30 cm hohem Abstandshalter Steico-Wall mit Holzfaser-Einblasdämmung Steico-Zell, einer OSB-Platte mit Dampfbremse und abschließend einem Flachdach-Dichtungssystem.
Das 54 mal 17 m große Gebäude wird nicht nur dafür sorgen, dass es im Winter immer schön warm ist. Im Sommer gewährleistet die Faserdämmung Schutz von Überhitzung. Und durch die kapillare Wirkung gibt es das ganze Jahr über ein angenehmes Raumklima. Zudem setzt die neue Zentrale Standards bei der Energieeffizienz. Steico residiert bald in einem so genannten Plusenergie-Gebäude, wird mit Fotovoltaik und einem Windenergieaggregat also mehr Energie produzieren, als verbrauchen.

Mitarbeiter können es kaum erwarten

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Über die zahlreichen Kabel misst Steico den Klimaverlauf in der Wand und im Rauminneren beim Einsatz von unterschiedlichen Dämmungen, darunter der Steico-Holzfaserdämmplatte und der -Einblasdämmung © Steico

„Ich freue mich schon sehr auf den Bezug meines neuen Büros“, offenbart Schulze. Als er durch das Gebäude führt, beginnt er aber nicht mit seinem baldigen Arbeitsplatz mit Blick auf die Alpen, sondern bei einer Wand, aus der eine Reihe von Kabeln hängen. „Dieser Raum ist der Schulungsbereich, aber auch gleichzeitig unser Messlabor“, erklärt Schulze.
Unter der Wandverkleidung verstecken sich Experimentalgefache. Eines ist mit der flexiblen Steico-Flex-Dämmung gefüllt. In das zweite bliesen die Monteure Steico-Zell-Holzfasern ein. Ein drittes wurde quasi als Kontrastprogramm mit handelsüblicher Steinwolle gedämmt. „Jetzt können wir über das ganze Jahr beobachten, wie sich die Systeme verhalten“, sagt Schulze.
Auch aus der Decke hängen ein paar Kabel. Der Schulungsraum im Erdgeschoss ragt aus dem Gebäudekern heraus und hat über sich keine weiteren Geschosse, sondern ein ganz besonderes Flachdach. Die vorgefertigten Deckenrippenelemente haben 10,5 m Spannweite. Maßgeblich für die Bemessung ist in München die Schneelast. Immerhin wird bei einer Dämmung á la Steico kaum etwas wegschmelzen. Auf die mit Steico-Zell gefüllten Abstandhalter verlegte man zusätzliche Steico-Isorel plus-Holzfaserdämmplatten. „Welche Auswirkungen das auf Sorption, Wärmetransport und Innenraumtemperatur haben wird, wissen wir bald ganz genau mit Livemesswerten aus der Praxis“, freut sich Schulze.

Holz bietet Schutz vor Algen

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Präzise Messinstrumente für Temperatur und Feuchtigkeit sind in der Laborwand verbaut © Steico

Auch auf der Außenseite wird die Laborwand penibel beobachtet. Denn aufgrund der Witterungsexposition sei sie anfällig gegen Veralgung, wie sie bei Polystyrolfassaden vorkommen kann. Das wird in Feldkirchen aber nicht passieren. Durch die Wärmespeicherkapazität von Steico-WDVS kühlen solche Fassaden weniger ab. Es bildet sich kein Tauwasser. So bleibt die Wand frei von unschönen Grünschlieren. Das Fraunhofer-Institut hat in einer Studie bestätigt, dass Naturdämmstoffe die Gefahr der Fassadenveralgung deutlich reduzieren.
Und, während sich draußen die vier Jahreszeiten austoben und in der Wand penibel Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufgenommen werden, lernen Zimmerleute und Partner im Inneren, wie Steico-Produkte richtig angewandt werden. „Nicht, dass das jetzt sonderlich schwierig wäre, doch gerade bei der Luftdichtheit gibt es zahlreiche Vorgaben zu beachten“, sagt Schulze.
Je widriger das Wetter ist, umso mehr zählt, dass die Holzbauelemente bereits von Haus aus Witterungsschutz bieten. Das Steico-WDVS eignet sich dafür perfekt. Bereits in der Werkstatt von Müller Blaustein wurde die Außenwand mit dem Holzfaserputzträger beplankt und der ersten Schicht verputzt. Das bot genug Schutz für einen Winter, der nicht und nicht zu Ende gehen wollte. Steico hat WDVS-Zulassungen für zahlreiche Putzprodukte, sodass die Bauunternehmen bei ihren präferierten Produkten bleiben können.
30 Einträge hat die Produktübersicht auf der Steico-Website. Bis auf die Speziallösungen für die Sanierung wurden alle Produkte in der neuen Zentrale verbaut. Das sind im wesentlichen folgende Produktgruppen:
• Steico-Flex: klemmfähige Gefachdämmung
• Steico-Joist: Trägersystem für Decken und Dächer mit Doppel-T-Querschnitt
• Steico-LVL: Furnierschichtholz als balkenförmige Unterzüge und aussteifende Platten
• Steico-Protect: geprüftes Wärmedämmverbundsystem für Putzfassaden
• Steico-Zell: Holzfaser-Einblasdämmung
• Steico-Therm: druckfeste Holzfaserdämmplatte für Dach und Wand
• Steico-Top: stabile Wärmedämmung für die oberste Geschossdecke
• Steico-Universal: Unterdeck- und Wandbauplatte
• Steico-Isorel plus: Holzfaser-Dämmplatte mit hoher Festigkeit für Industrie- und Flachdächer

Zusätzlich umfasst das Steico-Sortiment Spezialprodukte für die boomende Altbausanierung. Daneben vertreibt das bayerische Unternehmen Zubehör, wie Dichtungsbahnen, Dampfbremsen, Trittschalldämpfer oder auch Dämmstoffmesser.

Holzfaser auch bei begrenztem Budget

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Spezialkonstruktion: Das Flachdach des Schulungsraumes hat zwei Extraschichten Dämmung © Steico

Die Argumente pro Holzfaserdämmung sind bekannt. Sie ist nachhaltig, lässt sich einfach und gefahrlos verarbeiten und hält warm oder kühlt. Und doch haben die feinen Holzfasern erst einen Marktanteil von 3 bis 5 %, berichtet Schulze.
Insbesondere im hochwertigen Segment landen die Steico-Platten. Doch auch klassische Einfamilienhäuser werden immer öfter mit den umweltfreundlichen Produkten gedämmt. „Selbst, wenn das Budget begrenzt ist, entscheiden sich viele Bauherren für die Holzfaserdämmung“, berichtet Schulze. „Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Rezyklierbarkeit gewinnen ständig an Bedeutung“, beschreibt der Steico-Mitarbeiter abschließend.
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Spatenstich am 17. Oktober 2012: Arch. Stefan Rapp, Bm. Werner van der Weck, Steico-CEO Udo Schramek, Zimmermeister Reinhold Müller (v. li.) © Steico

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Richtfest am 11: April 2013 in Feldkirchen bei München nach beeindruckend kurzer Bauzeit © Steico