Die Holzwelt wird‘s freuen. Österreichs Pavillon bei der nächstjährigen Expo in Mailand steht im Zeichen des Waldes. Mehr noch: In dem Ausstellungsquader steht ein Wald. Bäume werden dort als Lieferanten des wichtigsten Rohstoffs der Erde dargestellt. Und, nein, diesmal geht es in erster Linie nicht um Holz, sondern um unsere Atemluft. Österreichs Wald sichert die vorzügliche Luftqualität und ist damit ein Identifikationsmerkmal, mit dem die Alpenrepublik international punkten möchte. In einem Wettbewerb wurde „breathe.austria – atme.Österreich“ als Pavillonthema gekürt. Die rot-weiß-rote Ausstellungsfläche in Mailand wird – vereinfacht ausgedrückt – aus Wald bestehen.
Ernährung als Energie für Leben
Österreichs Beitrag wurde in einem EU-weiten Wettbewerb ausgewählt. Ein Preisgericht sah in „breathe. austria“ das Beste aus 56 Ideenkonzepten. „Luft ernährt die Welt und Österreichs Luft ist besonders gut.“ Darauf lassen sich die Botschaften der österreichischen Beteiligung verkürzen. In den Wettbewerbsunterlagen heißt es: „Luft ist Lebensmittel, Informationsträger, Energieproduzent und Ressource zugleich. Durch seine lokale Kondition in Form von Klima und Wetter bildet die Luft eine der wichtigsten Grundlagen der Nahrungsmittelproduktion.“
Für Atem sorgt der Wald
„Wald – wir alle leben davon“, hieß einst ein cleverer Spruch aus dem Lebensministerium. In moderner Fortführung lautet dieser: „Atme – und zwar durch den Wald.“ Das können die Besucher in Mailand selbst nachleben. Im Pavillon wird ein echtes, 560 m2 großes Waldstück gepflanzt. Die Vegetation besitzt eine Blattoberfläche von 43.200 m2 und produziert damit 62,5 kg Sauerstoff pro Stunde. Das entspricht dem Bedarf von 1800 Personen.Der Erholungseffekt wird im Pavillon durch Verdunstungskühlung unterstützt. So entsteht das gefühlte Klima eines dichten österreichischen Waldes. Mitten in der Metropole Mailand soll man so Alpenluft (er)atmen können.
Die Waldbepflanzung des Pavillons soll als modellhafter Beitrag für „urbane Handlungsweisen“ gesehen werden. In diesem Kontext wird auf Österreichs nachhaltige Forstpolitik verwiesen.
Breathe.Austria-Pavillon
Terrain: Landscape Urbanism BDA, Graz; Univ.-Prof. Klaus K. Loenhart in Kooperation mit Agency in Biosphere; Markus Jeschaunig, Hohensinn Architektur; Karlheinz Boiger, Institut für Architektur und Landschaft der TU Graz; LandLab, Andreas Goritschnig, Bernhard König, Lendlabor; Ana Resch und Maria EnzenhoferAusstellungskonzept: Maren Richter, Linz
Klimadesign: Transsolar Energietechnik, München – Dr. Wolfgang Kessling (Donau Uni Krems)
Vegetationstechnik: Dr. Bernhard Scharf, Boku Wien
Tragwerk: Engelsmann Peters Beratende Ingenieure, Graz, Stuttgart: Univ.-Prof. Stefan Peters (TU Graz)
Budget: 2,2 Mio. € (exkl. Bespielung)
Holzkonstruktion mit Textilbespannung
Der Wald ist in einen nach oben offenen, länglichen Quader eingebettet. Natürlich besteht die Konstruktion aus Holz. Bespannt ist sie mit einem Fassaden-Fotovoltaiktextil. Über diese Oberfläche lassen sich Botschaften einspielen. Die für den Betrieb nötige Energie wird vor Ort erzeugt. ‹
Georg Binder, proHolz Austria
Unterlegen und doch gewonnen
Gut gelaunt war Regierungsbeauftragter Josef Pröll bei der Präsentation Österreichs Beteiligung an die Expo 2015 in Mailand. Als ehemaliger Forstminister wird ihn wohl gefreut haben, dass an diesem Abend auch „Wald und Holz“ eindeutig als Gewinner herausgingen. Denn die Mehrzahl der Wettbewerbsbeiträge hatte diese Begriffe in ihren Konzepten aufgegriffen.Für den „Atem“ des Siegerprojekts wird ein echter Mischwald sorgen, der im Pavillon seine Wirkung entfalten soll. Der Auftritt stellt die Leistungen des Waldes anschaulich dar. Österreichs Pavillon soll daher als „froher Botschafter“ für die Holzverwendung vor einem Weltpublikum werben. Hinweise auf die positiven Effekte der Holznutzung sollten im Rahmenprogramm nicht fehlen.
proHolz Austria, Hermann Kaufmann und Reinhard Gassner hatten im Sommer ebenfalls eine Ideenskizze namens „Waldreich Österreich“ für den Pavillon abgegeben. Gewonnen hat zwar ein anderes Konzept, aber auch im Siegerentwurf „breathe.austria“ findet sich der Wald als Lebensgrundlage wieder. Verlieren war in diesem Fall trotzdem ein Gewinn – für Wald, Holz und alle „proHölzernen“.