Von –55 Mio. € zu +0,7 Mio. €

Ein Artikel von Gerd Ebner | 24.05.2014 - 18:25
Das Vorjahr war für die Branche erneut schwierig. Umso mehr überrascht die eben fertiggestellte Bilanz von Mayr-Melnhof Holz für das Geschäftsjahr 2013. Es gibt eine Steigerung bei allen Ertragskennzahlen:
    Umsatz 563 Mio. € (+6,5 %)Verbesserung des EBITDA um 29 Mio. €Wieder positives EGT: 700.000 € (nach –55 Mio. € 2012)

Ertrag rauf, Kosten runter

Im Exklusivinterview nennt CEO Richard Stralz die Konzentration von Mengen- auf Ertragssteigerungen und konsequentes Kostenmanagement als Erfolgsfaktoren: „Das ist nichts anderes als biederes, konsequentes Management. Alle Maßnahmen sind deckungsbeitragsgetrieben.“
So weit, so abstrakt – im folgenden Interview nennt Stralz operative Erfolgsmaßnahmen. „2013 mussten viele Mitarbeiter im Haus lernen, nein zu sagen. Nein zu Kunden, die nicht ordentlich zahlen aber auch nein zu Geschäften, die nicht auskömmlich sind“, erklärt Stralz.

Nichts fällt an, alles verkauft

Zum MM-Standard gehört weiters eine strikte Konzentration von Verantwortlichkeiten. Etwa am Schnittholz-Sektor, wo der Verkaufsverantwortliche faktisch die Aufträge ins Betriebssystem eingibt, um sie am geeignetsten Standort produziert zu bekommen. „Es gibt keinen Einschnitt ohne Auftrag“, unterstreicht Stralz. „Wir unterscheiden nicht in Haupt- oder Seitenware – alles muss sich rechnen. Nichts fällt ,einfach an´. Gewisse Produkte haben wir einfach nicht mehr.“ Ertragsgesteuerte Sortimentspolitik – heißt das nun in MM-Deutsch. Wenn so gravierende Organisationsveränderungen erfolgen, ist für Stralz eine gewisse Personalfluktuation „ganz normal. Nicht alle können und wollen neue Wege mitgehen.“

Lagerstände minimiert

Als direkte Folgen des Bestandes- und Forderungsmanagementes verringerte sich die Bilanzsumme um 16 % auf 298,3 Mio. €. Oder in Holz ausgedrückt: Der Lagerstand beim Schnittholz ist auf historisch niedere 2,5 Wochen gesunken. „Die doppelte Höhe war früher nicht unüblich.“
Der Standort Frankenmarkt schrieb 2013 bemerkenswerterweise trotz unverändertem Einschichtbetrieb schwarze Zahlen (Anmerkung: 2012 noch 8 Mio. € Verlust). „Plus 1,3 Mio. € EGT in 2013 war ein echter Turnaround und 2014 setzt sich der Aufwärtstrend fort“, freut sich Stralz.
Mayr-Melnhof Bilanz 2013 - Konzerndaten in Mio. Euro
20122013in Mio. Euroin %
Umsatzerlöse528,456334,66,5
EBITDA7,836,829371
EGT–55,40,756,1
Bilanzsumme355,7298,3–57,4–16,1
Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent)17031670–33–1,9

Investitionen kommen

Aktuell steht kein MM-Standort zur Disposition. „Mit den Sägewerken war ich 2013 schon sehr zufrieden. Das Vorjahr war für die Weiterverarbeitungsbetriebe schwieriger – hier werden wir unsere Hausaufgaben auch noch machen“, sagt Stralz voraus, um im nächsten Satz schon die eine oder andere Investition für Produktionssteigerungen zu nennen. Etwa: neuer CNC-Abbund in Reuthe oder einen neue Kommissionierung in Riechen/DE. In Paskov/CZ und Leoben wird in die Sägewerke investiert, um „die Wertschöpfung zu optimieren“. Und: Eine weitere größere Weiterverarbeitungs-Investition steht unmittelbar vor dem Abschluss.
„Wir sind bis 2015 ausfinanziert. Dafür gibt einen Investitionspool, den wir nützen“, führt Stralz aus. Der selbst auferlegte Zeitraum für den Return-on-Investment ist äußerst ambitioniert.

Erstmals genug Holz in Russland

In Russland betreibt Mayr-Melnhof ein Sägewerk in Efimovsky. Das bisherige versorgungsmäßige Problemkind schnitt im Vorjahr erstmals mehr als 600.000 fm und lieferte ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ (Stralz). Für eine Euro-Bilanz ist insbesondere der schwächelnde Rubel ein großes Problem. „Unser Ziel ist es jedenfalls, immer über 600.000 fm/J einzuschneiden. Die Märkte dafür haben wir.“

Mayr-Melnhof Holz-Sägewerke 2013


Leoben: >900.000 fm
Efimovsky: >600.000 fm
Frankenmarkt: >300.000 fm
Paskov: >1 Mio. fm

Weiter Restrukturierungsphase

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – trotz der 2013er-Bilanz sind wir weiter im Restrukturierungsprozess. Der Aufschwung ist noch nicht zementiert. 2014 wird anspruchsvoll. Der Mengen- und Preisdruck hat aufgrund der hohen Produktion massiv zugekommen. Der Preisrückgang bei den Sägenebenprodukten tut weh“, meint Stralz, der trotzdem vorsichtig optimistisch ist, fiel doch das I. Quartal vielversprechend aus: Der Umsatz stieg um 12 Mio. € auf 128 Mio. € (+10,3 %) und bescherte dem Unternehmen ein leicht positives EGT. Stralz gibt zu, dass man die günstige Versorgungslage zu Mehrproduktion nutzt. „Aber nur deswegen, weil wir die Märkte dafür haben. Wir haben schon 2013 einen großen Schritt gemacht. Ein sehr großes Ziel wäre heuer ein zweistelliges, schwarzes EGT. Langfristig muss die Gewinnmarge klar über 5 % liegen.“

Pro Minute ein Euro

Stolz erzählt Stralz, dass in Leoben die Tore zum Rundholzplatz offen waren, währende andere kontingentierten. „Wir sind dabei, unsere Logistik deutlich zu verbessern. Das bewährt sich schon jetzt“, erläutert Stralz und ergänzt. „Von bisher 100 Frächtern reduzieren wir auf 30. Die können wir viel besser auslasten und deren Zulieferung optimieren. Einige werden künftig statt zwei Mal mitunter fünf Mal am Tag in Leoben abladen“, sagt er voraus. Eine Minute Wartezeit kalkuliert Stralz mit 1 €. „Eine Stunde Wartezeit ist selbst bei 60 fm Anfuhr 1 €/fm – diesen Euro kann niemand herschenken.“

Nun alleine entscheiden

„Unsere Entscheidungswege sind nun kürzer. Da hat sicherlich Vorteile“, antwortet Stralz auf die Holzkurier-Frage nach dem Rückkauf der 25,1 %-Anteile der Österreichischen Bundesforste AG durch die Franz Mayr Melnhof Industrieholding (s. Links). Die ÖBf gaben an, dass für heuer ein Liefervolumen vereinbart wurde. Es würde nach dem Gesagtem nicht überraschen, wenn diese Menge geringer als in den Vorjahren ausfallen würde.

In eigener Sache

Positives auch berichtenIm Vorjahr analysierte der Holzkurier die 2012er-Bilanz von Mayr-Melnhof. Minus 55 Mio. € EGT, das Unternehmen stand knapp vor der Insolvenz. Eine Kehrtwende hin zum Guten war aber zu erkennen. So ist die Finanzierung bis Ende 2015 gesichert und es bestand im Herbst 2013 keine Insolvenzgefahr mehr. Die Überschrift des Holzkurier-Artikels lautete daher: MM-Neustart (s. Link 1). Trotzdem übernahmen im Herbst 2013 österreichische Tageszeitungen nur die negativen Zahlen aus dem Holzkurier-Artikel. Das soll bei diesem Artikel anders sein.