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Wirtschaftlichkeit und Bestandessicherheit zählen zu den Vorzügen der Lärche © Mario Matzer

Trendiger Pionier

Ein Artikel von Martin Heidelbauer | 25.06.2014 - 16:37
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Wirtschaftlichkeit und Bestandessicherheit zählen zu den Vorzügen der Lärche © Mario Matzer

Die Lärche ist eine Trendbaumart, die keine kurzfristige Modeerscheinung darstellt. Neben den wirtschaftlichen guten Erlösen sorgen ihr Wurzelwerk und die starke Borke für hohe Bestandesstabilität. Dies hat vor allem im Schutzwald wesentliche Bedeutung. Fast 30 % unserer Waldflächen liegen dort“, begrüßte Vorstand Dr. Georg Erlacher die über 100 Teilnehmer am Waldbautag der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) vor Kurzem in Mariabrunn. Weiters habe das Lärchenholz aufgrund der Dauerhaftigkeit, überdurchschnittlichen Festigkeit und mäßig schwindende Eigenschaften eine lange Tradition als Baustoff. Auch in der ÖBf-Zentrale in Purkersdorf ist Lärchenholz als tragendes Element im Außenbereich verbaut worden. „Im Vorjahr haben wir 1,25 Mio. Efm Derbholz verkauft, wobei 35.300 Efm oder 2,8 % auf Lärche entfielen. Die Preise frei Straße für Lärche liegen um 14 € über jenen der Fichte. Die ÖBf-Lärchenanteile betragen im Wirtschaftswald 6 % und im Schutzwald 14 %. „Für die Aufforstung von Lärchen spricht die gute Eignung als Pionierbaumart, die Bestandesstabilisierung in Schutzwäldern und das geringere Betriebsrisiko“, betonte Erlacher. Im Vorjahr hätten die ÖBf 3 Mio. Jungbäume aufgeforstet, wobei 37 % auf Lärche entfielen. „Außerdem betreuen wir sieben Saatgutplantagen auf 24,5 ha. Das Saatgut ist mehr als zehn Jahre lagerfähig“, berichtete Erlacher. Zudem gebe es Beerntungen anerkannter Bestände über die Bundesforste- Grenzen hinaus. Weiters unterstützen die ÖBf die Forschungsprojekte „FFGBridge- Brückenschlagprogramm“ zur Leistungssteigerung der Lärche und „StartClim 2010“ zur Beurteilung der Klimawandelauswirkungen.

Herkunft ist entscheidend

„Während der letzten Eiszeit entstanden zwei europäische Refugialgebiete der Lärche. Populationen besiedelten einerseits den gesamten Alpenraum und andererseits Polen, die Sudeten, Tatra und Ostkarpaten sowie das Bihorgebirge. Zwischen den getrennten Populationen fand kein genetischer Austausch statt“, erklärte Univ.-Prof. DDr. Thomas Geburek, Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Heute werde von der Ost- und Westlärche gesprochen. Während die Ostlärche schmalkronig und feinastig sei, sehe die Westlärche größer aus und besitze dickere Äste sowie eine gröbere Rinde. „Der Wienerwald gilt als eine Mischzone, wo man beide Typen findet“, sagte Geburek. In Polen, der Tatra und den Sudeten zeige sich bei den Lärchen starkes Höhenwachstum. „Auch im hessischen Forstamt Schlitz erzielte man gute Ergebnisse. Eine Lärche mit vermutlich österreichischen ‚Wurzeln‘ erreichte eine Höhe von 45,5 m und einen Brusthöhendurchmesser (BHD) von 1,3 m“, berichtete Geburek. Dagegen sei die Schaftform in Osteuropa nicht so gut, während im alpinen Bereich bessere Werte festgestellt wurden. Bei der Anfälligkeit gegenüber Stammkrebs erweise sich das Material aus osteuropäischen Gebieten als geeigneter.
„Der Lärchenherkunftsversuch in Lilienfeld ergab, dass die Herkünfte aus dem Wienerwald und nördlichen Voralpen am besten aufwuchsen. Diese erreichten Baumhöhen von rund 20 m im Alter von 26 Jahren. Die wüchsigsten Lärchen kamen aus Krems und Pöggstall/NÖ“, erläuterte der Genetikexperte. Bei der Geradschaftigkeit würden die Herkünfte aus der Plantage Laufen/DE, der Bestandesbeerntungen Gaming/NÖ und der ÖBf-Plantage P3 Hamet/NÖ die besten Ergebnisse liefern. Die Untersuchungen zeigten, dass hinsichtlich Schaftform und Feinastigkeit die Plantagenherkünfte besonders gut abgeschnitten hätten. „Die Geradschaftigkeit ist zu 50 bis 70 % durch die Genetik bedingt. Eine verstärkte, aber nicht ausschließliche Verwendung von leistungsgesteigertem Saat- und Pflanzgut bei Lärche ist zu empfehlen“, meinte Geburek. Die durch Kreuzung zwischen der europäischen Lärche und der japanischen Lärche entstandene Hybridlärche weise eine höhere genetische Variation als die reinen Arten auf. Sie könne doppelt so viele Informationen speichern. Ihr Anbau sei derzeit ausschließlich außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets der einheimischen Lärche ratsam. „Mithilfe der Anlage von Samenplantagen der zweiten Generation ist eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit von rund 20 % gegenüber Saatguterntebeständen möglich“, informierte Geburek.

Geringes Forstschutzrisiko

„Was nutzen uns die beste Schaftform und ein hohes Volumen, wenn Forstschutzprobleme alles infrage stellen. Neben der Wildstandsfrage sind abiotische Ursachen Auslöser von Schäden an Lärche“, verdeutlichte DI Dr. Christian Tomiczek, BFW. So würden nach Spätfrostereignissen häufig Pilzkrankheiten, wie Grauschimmel, auftreten. Für Insektenschäden an Lärchen hätten in den vergangenen Jahren vor allem Graue Lärchenwickler, Große Lärchenborkenkäfer, Lärchenbockkäfer, Lärchenknospengallmücken, Lärchennadelknickläuse, Lärchenminiermotten und Kleine Lärchentriebmotten gesorgt. Beim Lärchenborkenkäfer gab es seit 2013 eine Verdoppelung der Schäden. Insbesondere nach Trockenperioden kam es zu einem Aufbau der Population“, verwies Tomiczek. Der normalerweise als Sekundärschädling auftretende Lärchenbock sei in der Steiermark auch mehrfach als primärer Schadverursacher aktiv gewesen. „Zu den wichtigsten Lärchenpilzkrankheiten zählen der Lärchenkrebs, der Rost, das Lärchentriebsterben und die Nadelschütte“, sagte Tomiczek. Der Lärchenkrebs sei in jüngeren, dichten Beständen weit verbreitet in Österreich. Man sollte für eine Freistellung sorgen und verkrebste Bäume herausschneiden. Damit werde auch der Sporenflug unterbunden. „Das Lärchentriebsterben kann sogar Hochlagenaufforstungen vernichten. Hier ist besonders auf die richtige Herkunft zu achten”, betonte Tomiczek. „Derzeit gibt es kein gravierendes Forstschutzrisiko, aber man muss potenziell gefährliche invasive Arten beobachten“, schloss er.

Sturmfester Tiefwurzler

„Die Befragung von 31 Forstexperten aus Forstbetrieben, Landwirtschaftskammern und Landesstellen zeigte eine hohe und zukünftig steigende Bedeutung der Lärche. Als Gründe wurden die Stabilität gegenüber Sturm, die Risikospreitung und Diversifikation zur Fichte genannt“, berichtete Gabriele Wolfslehner, Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. Als wichtigste Betriebsziele der Lärchenbewirtschaftung nannten die Befragten die Wertholzproduktion und Bestandessicherheit. Als Chancen sahen sie die Sturmresistenz, Tiefwurzeligkeit und die breite physiologische Amplitude der Lärche. Als Risiken wurden Kalamitäten durch Schädlinge und Komplexkrankheiten sowie Trockenstress angeführt. Jedoch gab es bei der Trockenresistenz-Beurteilung eine zweigeteilte Meinung.
„Die Lärche ist bis auf wenige Ausnahmen keine natürlich bestandesbildende Baumart. Dominant bis subdominant ist sie beispielsweise in Lärchendauerwäldern sowie der Lärchen-Zirben-(Fichten) Waldstufe. Beigemischt hat sie große Bedeutung submontan bis subalpin“, erläuterte Wolfslehner. Der natürliche Lärchenanteil sei nur an Standorten hoch, wo Störungen (wiederkehrend) auftreten. Mehr als die eigene Wuchskraft entscheidet die Konkurrenz anderer Baumarten über das Vorkommen der Lärche. „Gerade im sommerwarmen Osten kommt die Lärche an ihre Grenzen. Schwarzkiefern und Eichen haben eine höhere Widerstandskraft gegenüber Trockenheit“, verwies Wolfslehner. Die Standorteignung der Lärche sei in Kombination von Bodengründigkeit, Exposition und Niederschlag zu beurteilen. Sie komme auf allen Bodentypen mit Ausnahme von Gleyen vor. „Die Lärche stellt einen hohen Anspruch an gute Bodendurchlüftung. Als Pionier kann sie Rohböden besiedeln. Optimal wäre tiefgründiger, gut nährstoffversorgter und drainierender Boden“, analysierte Wolfslehner. Als bevorzugte Standortwahl gaben die Befragten seicht- bis mittelgründige Böden an.

Schatthänge eher bevorzugt

„Die Lärche bildet ein Herzwurzelsystem aus und kann dadurch tiefe Bodenschichten erschließen. Damit erhöhen sich die Wasserverfügbarkeit und Standfestigkeit“, erklärte Wolfslehner. Nachteilig sei die sehr langsame Streuabbaurate. „Die Resistenz gegenüber Trockenheit unterscheidet sich je nach Herkunft. So sind Hochlagenlärchen generell trockenresistenter und lichtbedürftiger“, betonte Wolfslehner. Die Lärche sei kein effizienter Wasserverbraucher. Pro Gramm Blattmasse habe sie den höchsten Wasserbedarf der heimischen Nadelbaumarten. Die Lärche meidet südseitige Expositionen, wenn der Standort trocken ist (Tschermak 1935). „In den Kalkalpen befindet sich ihr natürlicher Verbreitungsschwerpunkt auf Schatthängen. Auch in Naturwaldreservaten tritt Lärche eher schattseitig auf“, betonte Wolfslehner. Hier gebe es einen Widerspruch zu der Wunschverbreitung der Waldbewirtschafter und den natürlichen Vorkommen.
Die Befragten würden die Lärchen gerne in höheren, südseitigen Lagen aufforsten, wo man mit Fichte schlechten Erfahrungen gemacht hat. „Für die Naturverjüngungseinleitung gilt ein mineralischer Boden mit wenig Auflagehumus als optimaler Kleinstandort. Vorteilhaft ist eine Bodenverwundung“, beschrieb Wolfslehner. Wenn die Feuchtigkeit als Minimumfaktor gilt, seien kleinflächige Verjüngungseingriffe nötig. Laut Auer 1947 wäre eine Gebirgsfemelung oder Lochhieb bis zu einer Baumlänge (\< 0,1 ha) zu empfehlen. Auf Schattseiten ist ein Lochhieb mit mindestens zwei Baumlängen (\> 0,2 ha) zweckmäßig. „Zu den häufigsten Schadfaktoren bei der Verjüngung zählen Fegen und Wildverbiss“, betonte Wolfslehner.

Frühe Durchforstungseingriffe

„Zu den wichtigsten Lärchenmischwaldtypen gehören der Lärchen-Buchen- Typ, Buchen-Lärchen-Fichten-Tannen- Typ, Fichten-Lärchen-Typ, Fichten-Lärchen- Zirben-Typ und Lärchen-Zirbe-Typ“, erläuterte Univ.-Prof. Dr. Eduard Hochbichler, BOKU. „Die Lärche hat in der Jugendphase ein stärkeres Höhenwachstum als beispielsweise Fichte, Buche oder Kiefer“, erklärte Hochbichler. Wichtig wäre, vor allem im Stangen- und Baumholz die Konkurrenzkraft der anderen Baumarten zu berücksichtigen.
Für das Gelingen einer künstlichen Bestandesbegründung sei vor allem die genetische Qualität des Pflanzmaterials entscheidend. „Lärchen sind gruppen- bis horstweise beizumischen“, unterstrich Hochbichler. Daneben müsse man auf die Verbandsweite, die natürliche Mortalität und die Aufforstungsqualität achten. „Die Lärche erreicht ihre Kulmination beim Höhenzuwachs im Alter von 6 bis 15 Jahren. Der stärkste Volumenzuwachs erfolgt zwischen 25 und 30 Jahren“, erklärte Hochbichler. Die Lärche verlange daher frühe Eingriffe in der Dickungspflege und Durchforstung. Die Erstdurchforstung solle ab einer Oberhöhe von 10 bis 12 m erfolgen. Intensive Durchforstungsphasen würden zwischen den Oberhöhen von 12 bis 20 m liegen.
Es sei auf die Erhaltung eines Kronenprozentsatzes von 50 bis 70 % zu achten. „Im Endbestand eines Lärchenmischwaldes strebt man eine Z-Baumanzahl von 150 bis 200 Stück/ha und einen BHD von über 50 cm an. Der H/D-Wert sollte unter 80 liegen und der Kronenprozentsatz mindestens 50 % erreichen. Die astfreie Schaftlänge hat maximal die Hälfte der Erntebaumhöhe zu betragen“, empfahl Hochbichler. Die Bewirtschaftungsziele seien daher nur bei großer waldbaulicher Konsequenz zu erfüllen.

Lärchenanteil erhöhen

„Die Lärche ist auf unseren Waldflächen schwerpunktmäßig im Nordwesten anzutreffen. Fichten und Lärchen haben die größte ökologische Amplitude. Sie sind im Seehöhenbereich von 200 bis 2200 m vertreten. Dagegen kann die Douglasie nicht das ganze Spektrum abdecken“, erläuterte Dr. Norbert Putzgruber, ÖBf. In tieferen Lagen trete die Lärche aufgrund der konkurrenzkräftigeren Buche und Fichte in den Hintergrund. Ab 1000 m Seehöhe gewinne die Lärche an Konkurrenzkraft und ihr Anteil steige auf 25 % bis 1900 m Seehöhe an. Über 2000 m Seehöhe gehe sie aufgrund der Zirbe wieder zurück.
„Wir wollen den Lärchenanteil in unseren Bestockungszielen erhöhen. Dieser beträgt derzeit bis zu 50 % auf hoch gelegenen, mäßig nährstoffreichen Silikatstandorten. Bei Karbonat mit feinerdearmer Rendzina umfasst der Lärchenanteil bis zu 70 %. An besseren Standorten werden 10 bis 20 % angestrebt“, erklärte Putzgruber. Die Lärche sei sturm- und käferresistenter als Fichte. Dies zeige auch der Lärchen-Schadholzanfall, der in den vergangenen Jahre um das Vier- bis Fünffache niedriger war als jener der Fichte. „Eine flächendeckende Naturverjüngung ist kaum erreichbar. Hierfür müssten genügend Überhälter vorhanden sein. Neben der Bodenverwundung hat unter Beachtung der Samenjahre eine Auflichtung des Altbestandes auf 7 bis 8/10 zu erfolgen“, meinte Putzgruber. Bei Aufforstungen seien geeignete Herkünfte im Pflanzverband 2,5 mal 2,5 m (1600 Stück/ha) zu setzen. Überdies hätten Ergänzungen in Gruppen zu erfolgen. Die Gruppengröße betrage mindestens 10 m, besser wären 20 m (80 bis 100 Pflanzen).
„Je stärker die Konkurrenz durch andere Baumarten, desto größer sollte die Gruppe sein. Zudem empfiehlt sich, die Lärchengruppen zu markieren und mit GPS zu dokumentieren“, informierte Putzgruber. „Große Freiflächen nach Schadereignissen bieten die Möglichkeit, Bestände mit höherem Lärchenanteil zu begründen. Wenn sie nicht in ihrem Optimum steht, ist erhöhte Aufmerksamkeit bei Schutz und Pflege nötig. Dadurch können erhebliche Kosten anfallen“, resümierte Putzgruber. Auf trockenen, sonnseitigen Standorten sei Lärche nur bedingt eine Alternative zur Fichte.