Supercycle möglich 

Ein Artikel von Alice Palmer, Wood Markets | 28.05.2013 - 14:43
Supercycle – real oder nicht real? Dies war das Thema, das von den Teilnehmern der „3. Wood Markets – Nadelrund- und -schnittholz-Konferenz“ am 8. Mai in Vancouver/CA diskutiert wurde. Der Konsens war ein klares „Ja!“ unter den mehr als 300 Konferenzteilnehmern aus der ganzen Holz-Wertschöpfungskette, die auch das Timing und die Begleiterscheinungen einer sich abzeichnenden Erholung erörterten.
Nach Jahren schwächelnder Märkte sind die Unternehmen wieder vorsichtig optimistisch. Der Supercycle (deutsch: Superzyklus), also die gleichzeitige Topnachfrage aus China und den USA, sei allerdings zwei bis drei Jahre entfernt. Noch sind die Risiken angesichts von Engpässen in der Lieferkette deutlicher spürbarer als die Chancen eines Nachfrageüberhangs.

Superzyklus: Bitte warten!

Was laut Wood Markets-Präsident Russ Taylor einen Superzyklus von einer normalen Markterholung in der Holzbranche unterscheidet, sei das Aufeinandertreffen einer stagnierenden (oder gar sinkenden) globalen Rundholzversorgung und einer globalen Nachfrage nach Holzprodukten auf Rekordniveau. Die Schnittholzpreise könnten in den USA noch bis zu fünf Jahre ansteigen, wenn sich der dortige Immobilienmarkt und die Weltwirtschaft weiter erholen, während die zuletzt stark gebeutelte nordamerikanische Holzindustrie versucht, die ständig wachsende Holznachfrage zu befriedigen. Schon 2015 könnte ein neues Allzeithoch bei den Nadelschnittholz-Preisen erreicht werden, meinen die Experten.

Chinas Mittelstandsgesellschaft

Innerhalb der kommenden zehn bis 20 Jahre wandelt sich China in eine Mittelstandsgesellschaft. Dann ziehen Menschenmassen in der Größenordnung der US-amerikanischen Bevölkerung vom Land in die Städte – mit einem gewaltigen Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur.
Das kanadische Fichten-Kiefern-Tannen-Schnittholz (SPF) sollte die dominante Rolle auf dem rasch wachsenden chinesischen Markt weiter behalten. Es sei denn, dessen Preis übersteigt angesichts einer starken US-Nachfrage eine Schmerzgrenze – insbesondere in Relation zu billigeren Angeboten aus Russland, Neuseeland und China selbst.

MEINUNG AUF DEN PUNKT GEBRACHT

„Ein Supercycle tritt ein, wenn eine stagnierende (oder gar sinkende) globale Rundholzversorgung auf eine Rekord-Schnittholznachfrage trifft – davon sind wir noch drei Jahre entfernt.“
Ein Konferenzteilnehmer

Japan – auch künftig hungrig

Der weltweit drittgrößte Schnittholzimporteur Japan dürfte für seine Lieferanten aus Europa und Nordamerika künftig ein sicherer und qualitätsorientierter Exportmarkt bleiben. Die geringe Eigenversorgungsrate bei Schnittholz von nur 30 % wird angesichts des ständig steigenden Mitarbeiter-Durchschnittsalters, ineffizient arbeitender Sägewerke, fragmentierten Landbesitzes und der veralterten Ernteverfahren weiterhin für großen Hunger nach Holzimporten sorgen.

USA – Erholung mit Risiken

Als grundsätzliche Erfolgsstory stellte Mike Phillips, Präsident von Hampton Lumber, Oregon/US, die
Erholung am US-Immobilienmarkt dar. Als größte Hindernisse für eine Normalisierung am Hausbau- und Renovierungssektor bezeichnete er die immer noch überraschend hohe Arbeitslosenrate, den Mangel an Baugründen und Facharbeitern sowie den erschwerten Kreditzugang.
Wie Rayonier-Manager John Enlow betonte, könnten gerade in den Südstaaten 32 % mehr Rundholz (etwa 12 Mio. fm) nachhaltig genutzt werden.

Europa – hoher Rundholzpreis,geringe Nachfrage

Wie Sampsa Auvinen, CEO von Norvik Timber Industries, berichtete, werden 45 % des globalen Nadelschnittholzes in Europa erzeugt. Nach mehreren Jahren Wirtschaftsflaute, daraus resultierender gedämpfter Holznachfrage, nach niedrigen Preisen sowie geringem, hochpreisigem Rundholzangebot sehen sich immer mehr Holzverarbeiter gezwungen, Rundholz zu importieren. Für die Europäer gewinnen die Märkte in Nordafrika sowie im Mittleren und Fernen Osten immer mehr an Bedeutung. Nach leidvollen Erfahrungen 2006 und 2007 seien die Europäer beim Wiedereintritt in den US-Markt noch vorsichtig.

MEINUNG AUF DEN PUNKT GEBRACHT

„Bei einer Wertzunahme des stehenden Holzes von 4 bis 5 % jährlich wächst für die Waldbesitzer das Geld förmlich auf den Bäumen.“
Ein Konferenzteilnehmer

Russland – was macht Nutzung?

Die Einführung des 25 %-Exportzolls auf Rundholz hat 2008 dessen Ausfuhr stark reduziert. Obwohl diese Bestimmung durch die Behörden im Zuge der WTO-Aufnahme Russlands inzwischen geändert wurde, leiste die verwirrende neue „Tax+Quota“-Regelung nichts, um die Rundholzexporte merkbar zu erhöhen, stimmten Auvinen und Wood Markets-Vizepräsident Gerry van Leeuwen überein. Dabei könnten in Russlands Wäldern deutlich mehr genutzt werden.
Aber angesichts hoher Erntekosten und eines anhaltend schwierigen Zugriffs auf die Holzreserven durch fehlende Infrastruktur ziehen sich ausländische Investoren sogar wieder aus dem Land zurück.

Steigende Schnittholzexporte

Interessanterweise würden rückläufige Investitionen aus dem Ausland oft mit jenen russischer Staatsbanken kompensiert. Während Rundholzexporte abnehmen, wachsen die Lieferungen an Schnittholz stetig an – insbesondere nach China, in den Iran, nach Syrien und Ägypten, aber auch in die GUS-Staaten, wo Russland fast monopolistischen Zugang zu den dort unerlässlichen Bahntransporten hat.

Käfer bedroht Existenzen

Marktanalyst Murray Hall beschrieb, wie der Käferbefall in Britisch-Kolumbien weitere Nadelholzsäger zu Sägewerksschließungen zwingen könnte. Die Zellstoff- und die Pelletsindustrie an der Pazifikküste Kanadas würden den Rohstoffmangel bald zu spüren bekommen. Wie Mike Holmes, Timber West, Vancouver/CA, berichtete, gäbe es zwar an der Küste genug verwertbares Holz, das aber nur über eine Sortimentsausweitung durch Rundholzexporte ökonomisch zu nutzen wäre.

Herausforderung Rohstoff

In Europa und Nordamerika werde Rundholz aus dem Privatwald zunehmend knapper, wurde in Vancouver konstatiert. Dies sei durch das geringe Zinsniveau um 1 % mitverursacht: Bei einer Wertzunahme des stehenden Holzes von 4 bis 5 % jährlich wachse für die Waldbesitzer das Geld förmlich auf den Bäumen, waren sich die Experten einig.
Über zwei Dinge herrschte auf der Konferenz in Vancouver Einvernehmen: die entscheidende Rolle der Rundholzverfügbarkeit für eine globale Markterholung und die hohe Wahrscheinlichkeit eines Superzyklus, der von einer steigenden Holznachfrage getragen wird.
Dennoch blieben noch Risiken:
    die weiterhin stabile oder steigende Holznachfrage Chinasdie weitere Erholung am US-Immobilienmarkt, die stark von der künftigen Entwicklung des Arbeitsmarktes abhängtEngpässe in der Holzversorgungsteigende Holzpreise (Wechsel auf günstigere Holzarten – oder Sub-stitution durch andere Baumaterialien)