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Der Einschlag lag in Südtirol zuletzt über Hiebsatz, hier gibt es noch Reserven aus den Jahren davor © Suedtiroler Forstverein

Südtirols Säger unter der Lupe

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.11.2014 - 07:40
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Der Einschlag lag in Südtirol zuletzt über Hiebsatz, hier gibt es noch Reserven aus den Jahren davor © Suedtiroler Forstverein

Es ist nicht lange her, dass es faktisch unvorstellbar war, dass Nordtiroler Säger in Südtirol Fi-/Ta-Rundholz kaufen. Der Handelsstrom floss von Norden nach Süden. Jetzt ist das umgekehrt, wie unter anderem der Südtiroler Forstverein in einer Detailstudie erhob: Rund 200.000 fm/J werden nach Nord- und Osttirol sowie Kärnten exportiert. Bei einem Hiebsatz von rund 630.000 Vfm/J wurden in den vergangenen drei Jahren zwischen 720 und 800.000 Vfm/J geschlagen. „Das ging, weil wir in den Jahren davor deutlich unter dem Nachhaltshiebsatz lagen“, erläuterte Dr. Josef Schmiedhofer, Präsident des Südtiroler Forstvereins. „Wir müssen aber wieder zurück zum Hiebsatzniveau.“

Sehr klein strukturiert

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Vier Betriebe über 20.000?fm/J schneiden 40?% des Einschnitts, 87 Sägewerke mit maximal drei Mitarbeitern schneiden gemeinsam 95.000?fm ein © Holzkurier

In Südtirol zählt man 110 Sägewerke, die einen durchschnittlichen Gesamteinschnitt von 432.000 fm/J aufweisen. 79 „fixe“ und 31 Wandersägen wurden von David Knollenstein in einer Diplomarbeit gezählt. „Die Südtiroler Sägewerksbranche ist also sehr, sehr klein strukturiert“, kommentierte Schmiedhofer die Tatsache, dass etwa alleine das aufgelassene Sägewerk von Stora Enso in Sollenau so viel einschnitt wie alle Südtiroler Säger zusammen. In „Alto Adige“ ist nur ein Sägewerk größer als 50.000 fm/J Einschnitt, vier verarbeiten zwischen 20.000 und 50.000 fm. Fast die Hälfte der Sägewerke (51) schneidet weniger als 1000 fm/J – ihr Einschnitt ist nur 5 % dessen, was in Südtirol verarbeitet wird.
Alle Sägewerke zusammen beschäftigen 291 Mitarbeiter. Schmiedhofer: „87 Sägewerke mit maximal drei Mitarbeitern schneiden 95.000 fm ein.“
Bei einem Einschlag von 800.000 Vfm verbleiben nach Rinden- und Brennholzabzug nur rund 512.000 fm an sägefähigem Rundholz. „Davon schneiden die Sägewerke im Land 350.000 fm ein. Rein nach dieser Rechnung werden 162.000 fm exportiert – 200.000 fm sind aber realistischer und werden von den drei großen österreichischen Käufern auch bestätigt“, erläuterte Schmiedhofer auf der Forstvereinssitzung am 21. November in Klausen.
In Südtirol fallen 640.000 srm/J Hackgut an. Das reicht nicht, die vorhandenen Biomasseheizkraftwerke zu versorgen. Hackgut muss importiert werden.

Flexibel, aber teuer …

Zusammenfassend hat für Schmiedhofer die Sägewerksstruktur Nachteile in der Kostenstruktur. „Eher alte Technik und geringe Arbeitsschutzstandards sind weitere Tatsachen.“ Flexibilität im Angebot und Krisensicherheit seien die Vorteile.
Schmiedhofer mahnte in Klausen auch dazu, „beim aktuellen Zirben-Run mitzubedenken, dass die Umtriebszeit der Zirbe 300 bis 400 Jahre beträgt“. Auch die nächsten Generationen sollen sich an dieser Holzart erfreuen können, forderte Schmiedhofer.

Wie stark wächst Italien?

Den Eröffnungsvortrag in Klausen hielt der Autor dieses Artikels. Zum Thema Markttrends wurde der starke Bedarfsrückgang in Italien dargelegt: Von einem Holzbinnenbedarf von 33,7 Mrd. € im Jahre 2007 gab es bis 2013 einen Rückgang um 46 %. Die italienische Delegation machte auf der diesjährigen Nadelschnittholz-Konferenz die Vorhersage, dass der Nadelschnittholz-Bedarf heuer um 5 % auf fast 4,6 Mio. m3 steigen werde. 2015 wird dann ein weiteres Wachstum um 4 % prophezeit. Das Publikum in Klausen zweifelte diese positiven Vorhersagen an.

Südtiroler Sägewerke

Anzahl: 110 (79 fixe Anlagen; 31 Wandersägen)
Mitarbeiter gesamt: 291 (87 Sägewerke mit maximal 3 Mitarbeitern schneiden zusammen 95.000 fm/J)
Gesamteinschnitt: 433.000 fm/J
Struktur: 4 Sägewerke >20.000 fm/J
13 S. 5.000 bis 20.000 fm/J
42 S. 1.000 bis 5.000 fm/J
51 Sägewerke
Südtiroler Wald
Fläche: 337.000 ha
Vorrat: 105 Mio. Vfm (312 Vfm/ha)
Hiebsatz: 627.000 Vfm/J
Einschlag (2013): 756.000 Vfm/J
Sägefähiges Rundholz: 512.000 fm/J

Amerika läuft, Europa hinkt hinterher

Als weiterer Trend wurde eine Zweiteilung der Weltholzmärkte genannt: „Dort der wachsende Bedarf in Nordamerika, da ein eher stagnierendes Europa.“ Zusätzlich kann geringwertige Ware in China abgesetzt werden. Beide Märkte – USA und China – können von Europa aufgrund des hohen Rundholzpreises nicht in ähnlicher Größenordnung bedient werden.
Europa hat einen politisch riskanten Hauptmarkt in Übersee: die Levante. Trotz der jüngsten politischen Unsicherheiten erwies sich dieser Raum als konstanter Nachfrager. Ähnlich wird das wohl auch 2015 sein.