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Der neue Rundholzplatz von Springer: Blockzug mit Sortierboxen sowie Sägezubringung © Martina Nöstler

Starkholz clever sortieren

Ein Artikel von Martina Nöstler | 18.11.2014 - 08:12
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Der neue Rundholzplatz von Springer: Blockzug mit Sortierboxen sowie Sägezubringung © Martina Nöstler

Der Rundholzplatz bei Erhart Holz in Sonntag bestand bis vor Kurzem aus einem Wurzelreduzierer und einem Entrinder. Beide waren nicht mechanisiert. „Wir konnten stirnseitig nicht kappen, hatten keine elektronische Vermessung und kein Splittersuchgerät“, erzählt Ignaz Erhart, der mit seinem Bruder Joachim das Sägewerk leitet. Mit seiner Vorsortierung per Mobilbagger ist der Betrieb an die Grenzen gestoßen. Nach jahrelanger Vorplanung war es im Herbst 2013 so weit: Erhart bestellte bei der Maschinenfabrik Springer, Friesach, seinen neuen Rundholzplatz.

Viele Gedanken zu Lösungen

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Der neue Portalbagger von Liebherr © Martina Nöstler

Erhart war zunächst mit drei Anbietern in Gesprächen. „Nach reichlichem Abwägen haben wir uns für Springer entschieden. Die Kärntner hatten sich bereits im Vorfeld viele Gedanken zu den Lösungen im Ablauf gemacht. Bei Springer hatte ich das Gefühl, dass das Unternehmen auch unvorhergesehene zusätzliche Anforderungen rasch lösen kann“, begründet der Geschäftsführer. „Die Anlage hat viele Bausteine, die in dieser Form zum ersten Mal realisiert wurden“, räumt Erhart ein. „Springer suchte für diese innovativen Lösungen einen Partner in der Starkholzverarbeitung, der für neue Entwicklungen offen ist.“
Der Rundholzplatz hat eine Lagerfläche von 100 mal 50 m. Rund 20.000 fm lassen sich bei einer Polterhöhe von 8 m auf diesem Areal lagern. Erhart hat sich hinsichtlich der Manipulation für einen Portalbagger von Liebherr entschieden. Dieser habe mehrerer Vorteile, wie er erklärt: „Der Portalbagger wird mit Strom betrieben, nicht mit Diesel. Das bedeutet deutlich geringere Betriebskosten. Die Fahrgassen für die Mobilbagger fallen weg, was eine zwei- bis dreifache Lagerkapazität bringt. Damit brauchen auch keine Gassen befestigt oder im Winter vom Schnee befreit werden.“ Der Portalbagger verfährt zwar langsamer, dafür aber auf direkten Wegen. „Wir entschieden uns gegen einen üblichen Portalkran mit Seilzuggreifer, da auch einzelne Stämme manipuliert werden müssen“, ergänzt Erhart.
Der Portalbagger bedient die Rundholzsortierung und die Sägezubringung. Er sorgt für die Zwischenlagerung von Holz, welches nicht direkt vom Lkw auf die Sortieranlage kommt. Der Greifer hebt die Bloche aus den Sortierboxen und legt sie in den entsprechenden Poltern ab. Am Rückweg nimmt er die Stämme für den Einschnitt mit.

Bis 13 m mal 1,2 m

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Die Stirnkappsäge und der Bypass © Martina Nöstler

Bei Erhart Holz kommt Rundholz von 20 bis 120 cm Durchmesser zum Einschnitt. Die Jahresmedia liegen bei 50 cm. Dieses Starkholz muss die Rundholzanlage bewältigen. Die Längen bewegen sich zwischen 2 und 13 m. Der Lkw-Fahrer legt die Stämme nach Möglichkeit direkt auf einen Pufferförderer. Von dort gelangen sie per Blockzug zur 3D-Vermessung von Microtec, Brixen/IT. Diese ermittelt Länge und Durchmesser, schräge Anschnitte, Krümmung und Abholzigkeit. Die Länge wird – gemäß dem Eichgesetz – in einer bestimmten Förderhöhe gemessen und nicht die kürzeste verwertbare Stammlänge, wie es in der elektronischen Werksvermessung der FHP vorgesehen ist.
Dass sich Eichgesetz und FHP widersprechen, ist Erhart ein Dorn im Auge. „Für Starkholzverarbeiter, wo Schrägschnitte die verwertbare Länge wesentlich einschränken, ist das ein nicht zu rechtfertigender Nachteil. Ein wesentlicher Vorteil der 3D-Vermessung wird mit der händischen Nachkorrektur des Werksmaßes zunichtegemacht. Für die Waldbesitzern hat das einen negativen Beigeschmack“, kritisiert der Geschäftsführer.
Im Anschluss an die Vermessung folgt die Kappung. Das ist aus mehreren Gründen notwendig:
    bei schmutzigen Stämmen, um eine saubere Stirnfläche zu erhalten und damit eine seriöse Qualitätsbeurteilung durchführen zu könnenbei zu viel Übermaßbeim Auskappen nicht sägefähiger Qualitäten

Mitdenken erforderlich

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Für eine genaue Beurteilung der Stammqualität kann das Rundholz nah an die Bedienkabine verfahren und gedreht werden © Martina Nöstler

Über den Blockzug geht es weiter. Nach wenigen Metern teilen sich die Ströme: Stämme unter 40 cm Durchmesser kommen sofort weiter zu den Boxen, da diese nach einfacheren Schnittbildern verarbeitet werden. Alle anderen Dimensionen – also der überwiegende Teil – kommen nach rechts zu einem Bypass. Hier sitzt der Bediener in seiner Kabine und beurteilt die Ware mit Expertenblick. Er kann den Stamm axial drehen und ihn über einen Drehschemel näher zu sich heranholen, um schwierig ersichtliche Holzmerkmale möglichst gut zu erkennen. „Der Mitarbeiter prüft das Rundholz nach der Einkaufsqualität und den Sortierentscheidungen gemäß den innerbetrieblichen Kriterien“, erläutert Erhart. Hier ist Können gefragt: Der Mitarbeiter überlegt schon bei der Stammbeurteilung, welche Qualitäten der Stamm wohl beinhaltet, und ritzt diesen mit einem Kreissägenschnitt an der Stirnseite an – ein Novum am Rundholzplatz. Das Ritzen ist notwendig, weil jede andere Markierungsart in der Sägezubringung wegkappt werden würde.
Über einen Überbrückungsspitzenzug geht es zum Wurzelreduzierer von Springer, Typ Taylor. Dieser verfügt über eine technisch ähnliche Dreheinrichtung wie jene bei der Beurteilungsstation. Mithilfe zweier Gummiräder-Drehpaare und eines mit Gummirädern versehenen Niederhaltearms rotiert der Stamm während des Reduziervorgangs. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Rinde durch die Bearbeitung nicht verletzt wird, da wir das Holz in Rinde lagern“, führt Erhart aus. „Springer hat bei vielen Details versucht, diese Anforderungen entsprechend umzusetzen – das beginnt beim Stammeinleger und endet bei den Ausboxern“, lobt er.
Zurück am Blockzug, passiert der Stamm das Mesutronic-Splittersuchgerät. Danach geht es in eine von 22 Sortierboxen, eingeteilt entsprechend dem Messergebnis und der Klassifizierung. Zudem gibt es Sonderboxen für übergeordnete Sortimente. Jetzt kommt wieder der Rundholzbagger zum Einsatz: Er sortiert die Stämme in eines der 50 Polter. Der Fahrer wird von einer Polterverwaltung unterstützt. Sie registriert jede Einlagerung und bucht Hölzer, die zur Säge gelangen, wieder aus.

Ab zum Einschnitt

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Sägezubringung in 6?m Höhe: Die Stämme kommen per Portalbagger auf den Pufferförderer, dann geht es in Längsrichtung zur Entrindung © Martina Nöstler

Der Portalbagger bewegt also auch das Rundholz zur Sägezubringung. Auf einem Querförderer in rund 6 m Höhe werden diese gepuffert und automatisch auf den Blockzug in Längsrichtung eingetaktet. Zuerst passieren die Stämme eine Entrindungsmaschine von Baljer & Zembrod, Typ ZE 1105, mit Variopress-Verstellsystem. Diese bewältigt Durchmesser bis 1100 mm. „Ich wollte den Komfort einer Messerdruckverstellung bei laufendem Rotor und gleichzeitig geringe Betriebskosten – ohne teure Druckluft“, begründet Erhart seine Entscheidung.

Kappen und fräsen zugleich

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Ebenfalls ein Novum: Die Kappsäge mit Fräser sorgt für einen sauberen Stirnschnitt ohne Kappstücke © Martina Nöstler

Es folgt erneut eine Microtec-3D-Vermessung, die baugleich zu jener am Rundholzplatz ist. Im Anschluss realisierte Springer eine weitere Neuheit: die Kappeinheit mit integriertem Stirnseitenfräser. Diese hat laut Erhart einige Vorteile: „Wir können knapp kappen, ohne dass sich das Kreissägeblatt verwindet. Ich kann mit einem Werkzeug mit 1,3 m Durchmesser Stämme mit 1,1 m kappen und die Kappscheibe wird zerspant. Vor allem aber erhalte ich eine top Oberfläche, was für den Qualitätseinschnitt entscheidend ist.“
Beim Kappen wird kein Anschlag benötigt. Die Genauigkeit liegt bei ±10 mm, gemessen am fertig gekappten Stamm. Danach muss das Holz – das sich immer noch in 6 m Höhe befindet – nach unten auf die Bandsägenebene. Auch hier ließ sich Springer etwas Neues einfallen: einen Blochlift, der die Last der Stämme mit einem Gegengewicht ausgleicht. Unten angekommen, rollen sie auf den Querförderer in Richtung Bandsägewagen. „An dieser Stelle können wir zudem Stämme mit über 1,05 m Durchmesser mit dem Stapler aufgeben“, ergänzt Erhart.
Am Rundholzplatz sowie bei der Sägezubringung wurde auf ein Entsorgungssystem verzichtet. Sämtliche Kappabschnitte und das Restholz fallen nach unten in Boxen, wo sie ein Lader bequem abholen kann.

Erfolgreich schneiden

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Ignaz Erhart (li.), im Bild mit Springer-Projektleiter Reinhard Rieger, ist sehr zufrieden mit seiner Anlage © Martina Nöstler

„Durch das feinere Vorsortieren des Rundholzes können wir jetzt unsere Zielsortimente schneller erzeugen. Das reduziert die Lieferzeiten noch weiter“, meint der Säger. „Zudem verbessern wir die Qualitätsausbeute durch die Vorentscheidung am Rundholzplatz.“ Der Wunsch des Geschäftsführers ist es, dass sich dadurch die Investition trägt, ohne dass die Einschnittmenge erhöht werden muss.
„Es ist nach wie vor möglich, dass man als Sägewerk positiv wirtschaftet. Geringe Produktionskosten sind aber nur ein kleiner Baustein darin“, ist Erhart überzeugt.

Erhart Holz

Gründung: 1954
Geschäftsführer: Ignaz und Joachim Erhart
Mitarbeiter: 30
Einschnitt: bis 60.000 fm/J
Produkte: Sortimente für die Industrie, Tischler, Holzbau; Keilzinkrohware; Verpackungsware
Absatz: 30 % regional, 10 % im restlichen Österreich, 60 % Export