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Auftragskopf: Gefordert ist ein homogenes Beleimbild bei stabilen Mischungsverhältnissen © Oest

Stabile Klebeprozesse

Ein Artikel von DI Michael Reitberger (für Timber-Online bearbeitet) | 03.05.2012 - 00:28
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Auftragskopf: Gefordert ist ein homogenes Beleimbild bei stabilen Mischungsverhältnissen © Oest

Ein Senkrechtstart in der Premiumklasse für Reisemobile ist Morelo, Schlüsselfeld/DE, gelungen. Bei der Serienfertigung ihrer First-Class-Mobile sind neben modernen Bearbeitungstechnologien auch hochwertige Materialien in allen Fertigungssegmenten gefragt. Bei der Herstellung der Fahrzeug- und Zwischenböden, Seitenwände und Dächer wird die Sandwichtechnik angewandt. Für prozesssichere Klebeverbindungen bei diesen großflächigen Werkstücken kommt eine Dosier- und Auftragsanlage des erfahrenen Spezialanbieters Oest Maschinenbau, Freudenstadt/DE, zum Einsatz.
Bestehend aus der Klebstoffauftragsanlage mit automatisierter Materialzuführung, einer hydraulischen Presse sowie einer CNC-Fräsanlage erlaubt die Fertigungslinie bei Morelo die Herstellung von Wand-, Dach- und Bodenelementen bis zu einer Größe von 12,5 mal 3m.

Einzigartige Ausführung

Die Fertigungsphilosophie des fränkischen Herstellers lässt sich am besten als Kleinserienproduktion mit hoher Fertigungstiefe beschreiben. Die mit Abstand größten Anlagen mit entsprechend hohem Automatisierungsgrad befinden sich bei Morelo innerhalb einer Fertigungsstraße, auf welcher die Seitenwände sowie die Paneele für das Dach und die Böden hergestellt werden. Diese Sandwichelemente bestehen je nach Anforderung aus RTM-Schaum, glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und Aluminium – in jeweils spezifischen Kombinationen. „Der Klebeprozess ist in jedem Fall der anspruchsvollste und deshalb auch entscheidende Prozessschritt“, erklärt Karl-Heinz Pohl von Morelo und präzisiert: „Voraussetzung für Topqualität ist neben einer optimalen Prozessstabilität die exakte Reproduzierbarkeit des Klebstoffauftrages. Gemäß unseren Anforderungen muss ein homogenes Beleimbild bei stabilen Mischungsverhältnis-sen im Rahmen eng definierter Toleranzen erreicht werden.“

Anlagen von Oest gewährleisten eine automatische Dosierüberwachung. Dynamische Antriebe in Verbindung mit einer intelligenten Steuerung sorgen dafür, dass sowohl die Klebstoffaustragsmenge als auch die Prozessdrücke während des Auftrags automatisch nachgeregelt werden. Die Auswahl der Dosierpumpen richtet sich nach dem jeweils verwendeten Klebstoffsystem. Im vorliegenden Anwendungsfall kommt ein von Oest entwickeltes Regelsystem auf Basis von Hochdruck-Membranpumpen zum Einsatz. „Die Dosier- und Auftragstechnik unserer Großflächenanlagen ist auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Anwenders abgestimmt“, betont Rainer Köster, Projektingenieur bei Oest. „Als Lösung für die Applikation bei Morelo wurde ein kleiner Auftragskopf an einem Dreiachsportal montiert, welches über das Bauteil fährt und dieses mit parallelen Klebstoffraupen abzeilt.“ Ein Netzwerkanschluss zur Fernwartung gehört zum serienmäßigen Lieferumfang. Durch den Statikmischer im Auftragskopf lässt sich der beim Reinigen entstehende Klebstoffverlust deutlich verringern. So wird nur eine relativ geringe Menge an Klebstoff und Härter gemischt, die unmittelbar auf das Bauteil dosiert wird.
Eine automatische Topfzeitüberwachung garantiert das rechtzeitige Spülen des Mischers bei ungeplanten Standzeiten und verhindert das Verstopfen der Leitungen. Gleichzeitig fällt weniger Reinigungsmittel an, das entsorgt werden muss. Je nach Automatisierung der Gesamtanlage lassen sich signifikante Kosteneinsparungen im Personalbereich realisieren. Bei Morelo bedienen zwei Mitarbeiter die Beleimungsanlage. Im Vergleich dazu wäre bei manuellem Klebstoffauftrag mindestens der doppelte Personalaufwand erforderlich. Pohl meint: „Wenn man zum Rationalisierungspotenzial vor allem die Qualitätsaspekte betrachtet, sind wir sicher, mit einer automatisierten Großflächenanlage von Oest die nachhaltig richtige Entscheidung getroffen zu haben.“

Großflächenbeleimung

Mit dem Vorstoß in den Bereich der Beleimung von großflächigen Werkstücken hat Oest Maschinenbau sein Produktspektrum strategisch erweitert. Das Schwarzwälder Unternehmen liefert seit 2004 automatische Klebstoffauftragsanlagen für die Bereiche Caravan, Reisemobile, für Sandwichpaneele sowie für großformatige Bauelemente. Bisher stand die in der Massivholzverarbeitung eine typische maximale Breite von 300 mm zur Verfügung, gibt das Unternehmen an. Oest habe die Dosiertechnik so weit adaptiert, dass Beleimbreiten bis 3000 mm und mehr realisierbar sind. Die Länge der zu beleimenden Bauteile könne dabei endlos sein. Es werden sowohl ein- als auch mehrkomponentige Klebstoffe verarbeitet. Der Klebstoffauftrag erfolgt in parallelen Raupen mit einem Abstand von 8 bis 30 mm, die später beim Zusammenlegen der Bauteile vollflächig verpresst werden. Der Vorteil beim Auftrag von geradlinigen Raupen ist laut Oest, dass die Geschwindigkeit, mit welcher der Klebstoff aufgetragen werden kann, nicht begrenzt ist.