14005035174237.jpg

Jean-François Rime (Mi.) mit Sohn Jacques (li.) und dem technischen Leiter, Martin Sengler © Martina Nöstler

Sortieren für die Kunden

Ein Artikel von Martina Nöstler | 20.05.2014 - 09:18
14005035174237.jpg

Jean-François Rime (Mi.) mit Sohn Jacques (li.) und dem technischen Leiter, Martin Sengler © Martina Nöstler

Mit einem Einschnitt von rund 130.000 fm/J ist das Sägewerk Despond in Bulle/CH im Vergleich zu so manchem Kollegen in Deutschland oder Österreich ein Mittelbetrieb. In der Schweiz zählt es mit diesem Volumen allerdings zu den größten Betrieben des Landes. Die Wurzeln des Unternehmens, welches von Lucien Despond gegründet wurde, gehen bis Ende des 19. Jahrhunderts zurück. 1978 kauften Jean-François Rime und sein Vater, Pierre Rime, das Sägewerk mit angeschlossener Weiterverarbeitung. Zu dieser Zeit betrug der Einschnitt 7000 fm/J.

Die beiden bauten das Sägewerk sukzessive aus. Heute werden die Stämme mit einer Kreissägenlinie im Rundlauf sowie eine Blockbandsäge aufgetrennt. „Wir könnten bis zu 200.000 fm/J schneiden. Der Markt gibt das aber im Moment nicht her“, urteilt Jean-François Rime und meint, dass man in der glücklichen Lage sei, nicht mit Zwang mehr produzieren zu müssen. Auch haben die Verantwortlichen bei Despond entschieden, auf eine tiefgreifende Weiterverarbeitung, wie die Herstellung von Platten oder keilgezinkter Ware, zu verzichten. „Ich bin gerne Säger. Wir konzentrieren uns auf die Produkte, die wir gut können“, sagt Rime. Mit über 40 Jahren Erfahrung in der Branche weiß er, wovon er spricht. Mittlerweile führt er das Unternehmen gemeinsam mit seinen Söhnen, Jacques, Pierre und Julien Rime.

Konkurrenzfähig bleiben

14005035135762.jpg

Bei diesen mächtigen Stämmen sieht im Vergleich sogar eine Linck-Linie klein aus © Martina Nöstler

Die Schweizer (Holz-)Wirtschaft hat es aufgrund der derzeitigen Währungsrelation nicht leicht, gegenüber Unternehmen aus der EU zu punkten. „Wir haben sehr hohe Löhne sowie Transportkosten. Zudem ist der Heimmarkt mit rund acht Millionen Einwohnern relativ klein“, erklärt Rime. „Wir müssen natürlich mit Qualität und Liefertreue punkten. Ein wichtiger Aspekt ist aber die Automatisierung, um die Produktionskosten zu senken“, erklärt der Säger.


Dies war einer der Gründe, warum Despond in eine Sortieranlage für trockene Ware investiert hat. Die Besonderheit dieser Anlage: Sie verfügt über die erste maschinelle Festigkeitssortierung in einem Sägewerk in der Schweiz und stammt von Microtec, Brixen/IT. Generallieferant war die Maschinenfabrik Springer, Friesach. „Springer hat schon die Ausrüstung für den Rundholzplatz zu unserer Zufriedenheit geliefert“, erklärt Martin Sengler, zuständig für die Technik bei Despond. Aufgrund der Zusammengehörigkeit von Springer und Microtec hat man außerdem nur einen Ansprechpartner und das Angebot war preislich interessant. Die Investitionskosten gibt man mit 2 Mio. CHF (1,6 Mio. €) an. Der Platz für die neue Lamellensortierung war bei Despond bereits vorhanden – die Anlage wurde entlang der Linie für die frische Ware in einer bestehenden Halle installiert.

„Mit der maschinellen Festigkeitssortierung für die Lamellen können wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten“, ist Jacques Rime überzeugt und führt aus: „Die geforderten Lieferzeiten werden immer kürzer – sowohl für uns als auch unsere Kunden. Der Lagerplatz bei den Leimholzproduzenten ist meist sehr klein. Wir möchten ihnen das Lager quasi abnehmen und garantieren für festigkeitssortierte Standardprodukte eine Lieferzeit von 48 Stunden.“ Dafür baut Despond gerade eine zusätzliche Halle – natürlich aus Holz, überspannt mit einer Kunststoffplane.

Das neue Sortierwerk

14005035096561.jpg

Die erste Station: Der Kipptisch ist für Doppelpakete ausgelegt - damit konnten die Fahrwege der Stapler bei Despond verkürzt werden © Martina Nöstler

Das getrocknete Schnittholz wird in Doppelpaketen auf die Anlage aufgegeben. Die Ware ist in der Regel 4 bis 5 m lang. Die Querschnitte, welche verarbeitet werden können, reichen von 100 bis 300 mm in der Breite und 23 bis 70 mm in der Stärke. Die Anlagenleistung gibt Springer-Projektleiter Peter Orasch mit 60 Takten pro Minute an.

Die Vereinzelung der Pakete erfolgt über einen Kipptisch, wobei die Stapellatten entsorgt und gesammelt werden. „Diese Automatisierung erleichtert uns das Handling enorm“, freut sich Jacques Rime beim Rundgang durch das Werk. Ein Förderband bringt die Stapellatten automatisch zur Paketierung. Das Schnittholz gelangt über eine Entzerrstufe vereinzelt zur Beurteilungsstation. Ein Sternwender hilft dem Mitarbeiter bei der Begutachtung der Ware auf beiden Seiten.

Festigkeitsermittlung

14005035114845.jpg

Im Querdurchlauf ermittelt der M3-Scan die Feuchtigkeit, danach folgt der Viscan von Microtec für die Ermittlung der Festigkeit © Martina Nöstler

Im weiteren Quertransport folgt die Festigkeitsmessung: Zuerst misst der Microtec-M3-Scan die Feuchtigkeit. Es folgt der optische Schwingungsmesser Microtec-Viscan, welcher für die Festigkeitseinteilung die Eigenfrequenz von jedem Brett ermittelt. Damit diese Messung nicht vom Vibrieren der Anlage gestört wird, hebt eine kurze Fördereinheit das Brett bei voller Vorschubgeschwindigkeit kurz vom eigentlichen Kettenförderer ab. Anhand des Messergebnisses wird die Ware in die Festigkeitsklassen eingeteilt.

Die Sortierung der Ware erfolgt in acht Boxen. Die Hauptware der jeweiligen Charge gelangt jedoch direkt zur Stapelanlage. Mit einer Nullsäge und einer CNC-gesteuerten Endensäge werden die Bretter noch auf die geforderte Länge getrimmt, bevor die Stapel gebildet werden. Um das trockene Schnittholz zu schützen, werden die Stapel in Folie gepackt und mit einer Springer-Paketpresse umreift.
„Die ganze Anlage kann mit nur zwei Mitarbeitern betrieben werden“, erklärt Jacques Rime. Als wesentlichen Vorteil führt er an, dass die Transportwege verkürzt wurden – beispielsweise durch die Doppelpakete bei der Aufgabe oder eben die Stapellattensammlung.

Weitere Projekte

14005035224423.jpg

Blick auf das neue Sortierwerk: Mit der Abwicklung von Springer ist man bei Despond sehr zufrieden © Martina Nöstler

Der viel beschäftigte Jean-François Rime – er ist Präsident bei der Holzindustrie Schweiz und beim Schweizerischen Gewerbeverband und zudem Nationalrat in der Schweiz – möchte sich in den nächsten Jahren sukzessive aus der operativen Tätigkeit zurückziehen.

Zwei Projekte will er bei Despond noch durchführen: „Wir werden demnächst unsere Blockbandsäge tauschen. Außerdem treffen wir in Kürze die Entscheidung für eine neue Hobelung mit Spaltsäge, welche die vorhandenen Anlagen ersetzen soll“, verrät er abschließend.

Despond

Gründung: 1896
Inhaber: Jean-François Rime und seine Söhne Jacques, Pierre und Julien Rime
Standort: Bulle/CH
Mitarbeiter: 45
Umsatz: rund 20 Mio. €/J
Einschnitt: 130.000 fm (Plan 2014)
Produkte: sämtliche Schnittholzprodukte, überwiegend Dimensionen für BSH und KVH, Latten, Bauholz, Verpackungsware
Weiterverarbeitung: Trocknung, Hobelung
Absatz: 90 % in der Schweiz; 10 % Export