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Thorsten Hinrichs, BMEL: "Nur Dokumente zu sammeln, das ist keine Sorgfaltspflicht." © Dinah Urban

Sorgfaltspflicht macht Sinn

Ein Artikel von Dinah Urban | 24.06.2014 - 08:55
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Der große Tagungsraum war für die Themen "Holzgroßhandel" und ?Außenhandel? jeweils gut gefüllt © Dinah Urban

Energisch diskutierten die Teilnehmer des 39. Holzhandelstags des GD Holz, Berlin, am 23. Mai. „Was nützt die europäische Holzhandelsverordnung, wenn sie kaum jemand in nationales Recht umsetzt?“ Das war eine der Hauptfragen der Besucher des Fachbereichs Außenhandel. Thorsten Hinrichs vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Bonn/DE, verstand die Empörung. Es fehle der Druck auf Lieferanten, die Herkunft ihrer Hölzer angemessen zu dokumentieren, wenn einzelne EU-Staaten noch immer keinen Wert auf legale Holzquellen legten. So könne noch viel zu einfach Holz aus illegalem Einschlag in den europäischen Handelsverkehr gebracht werden. Kein Wunder also, dass noch zu wenige Lieferanten die Umstellung mittragen, wenn sie genauso gut Importeure aus „weniger vorbildlichen“ Ländern beliefern können. Hinrichs versicherte, dass in Kürze alle EU-Staaten über ihren Umsetzungsfortschritt zu berichten haben. Bei ungenügenden Maßnahmen drohten dabei empfindliche Sanktionen der EU-Kommission.
Nach einem Jahr war im März in Deutschland Bilanz gezogen worden. Noch scheinen sich viele Inverkehrbringer nicht angemeldet zu haben, worauf Einfuhrinformationen des Zolls deuten sollen. Diesen Hinweisen werde seit Jahresbeginn verstärkt nachgegangen, so Hinrichs. Der GD Holz trage das Holzhandelssicherungsgesetz ausdrücklich mit, betonte der Vorstand. Jedoch müsse man Wettbewerbsverzerrungen unterbinden.

Kleine Betriebe unterstützen

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Thorsten Hinrichs, BMEL: "Nur Dokumente zu sammeln, das ist keine Sorgfaltspflicht." © Dinah Urban

„Insbesondere kleine Betriebe hatten im ersten Jahr Mühe, die Sorgfaltspflicht zu erfüllen“, war der Konsens im fast überfüllten Seminarraum des Bremer Tagungshotels. Denn es reiche nicht, wie auch Hinrichs anmerkte, nur Dokumente zu sammeln. Um die Sorgfaltspflicht zu erfüllen, müsse man diese auch aufmerksam prüfen. Das sei für Unternehmen, die nur eine Handvoll Mitarbeiter beschäftigen, aus Mangel an Ressourcen schwierig zu leisten.
Um den weniger großen Inverkehrbringern den Import weiterhin zu ermöglichen, wurden sogenannte Überwachungsorganisationen zugelassen, die ein Outsourcen der Dokumentüberprüfung ermöglichen. Bisher sind es vier. Weitere sollen aber in Kürze folgen, berichtete Hinrichs. Der GD Holz strebt ebenfalls eine Zulassung an, um seine Mitglieder diesbezüglich unterstützen zu können.

China mischt überall mit

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Rolf von Loßberg, Jacob Jürgensen Wood: "China kauft momentan alles, was irgendwie nach Holz aussieht." © Dinah Urban

Stephan Bührich informierte die Teilnehmer über die Versorgungslage aus Asien, Afrika und Südamerika. Lange Lieferzeiten sorgen etwa für Schwierigkeiten. Versandete Häfen in Afrika führen beispielsweise dazu, dass ein Direktimport von Limba kaum noch möglich sei, weil das Holz bei den zu erwartenden Lieferzeiten verfärbt in Europa ankomme. Häufig kaufe China bei Verfügbarkeit sofort und sei dadurch immer öfter als Lieferant zwischengeschaltet. Ware aus Südamerika sei zwar preiswerter als aus Asien. Man müsse aber Versorgungsengpässe einplanen. Die Nachfrage aus Europa habe etwa bei Bangkirai und Merantikanteln nachgelassen, während die Preise anziehen.
Ein ähnliches Bild zeige sich bei Laubholz aus Nordamerika, berichtete Rolf von Loßberg. Er sprach von Preissteigerungen um durchschnittlich 8 bis 10% seit Jahresbeginn. White Oak und Black Walnut machen regelrechte Preissprünge um 20 bis 40%. Grund dafür sei ebenfalls die hohe Nachfrage aus China. Dies gelte ebenso für sibirische Lärche. In den vergangenen drei Monaten hätten die Preise um etwa 10% zugelegt. Das liege aber auch an der vergleichsweise kurzen Frostperiode, welche die Versorgung erschwere. Trotz einer vermuteten Bedarfssteigerung in Europa im Sommer, rechne er aber mit einer sich bald entspannenden Versorgungslage. Bisher sei kein Einfluss der Krimkrise auf Rundholzlieferungen zu spüren und wohl auch nicht zu erwarten.

Von Preisen und Bergen

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Der Vorstand, bestehend aus Jürgen Klatt, Hermann Scheuffele und Thomas Goebel (v. li.), war zufrieden mit dem Verlauf des Holzhandelstags © Dinah Urban

Um Preise ging es auch Dr. Fabian Braun von der Simon-Kucher & Partners Unternehmensberatung. Er öffnete in seinem Vortrag manch einem Zuhörer einen neuen Blick auf Preiserhöhung und Rabatte. Quintessenz dessen war es, keine falsche Vorsicht beim Pricing walten zu lassen, da ein angemessener Preis zudem Qualität signalisiere. Bei der Vergabe von Rabatten gelte weiters: „Gehen Sie es systematisch an und rechnen Sie nach!“
Rainer Petek, ehemaliger Extremkletterer, begeisterte zum Abschluss noch von seinen Erfahrungen am Berg, die extrem gut auf so manche Managementaufgabe vorbereiten können.