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In der Arbeitsvorbereitung entscheidet Johannes Schroff schnell, ob offene Aufträge aus Lagerbestand oder Neueinschnitt bedient werden © Dinah Urban

Software „all inclusive“

Ein Artikel von Dinah Urban | 27.01.2014 - 16:22
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Die Software ermöglicht die teillistengenaue Vergabe eines Produktionsweges © Ruser

Termintreue wird bei Holz Ruser, Bornhöved/DE, groß geschrieben. Oft ist das nicht ganz einfach – bei durchschnittlich 75 Aufträgen pro Tag von häufig kurzfristiger Natur und in einer Größenordnung zwischen einem Stück und mehreren 100 m³. Dafür benötigt der Kommissionssäger und KVH-Hersteller eine zuverlässige und flexible Software. Aufgrund jahrelanger, guter Zusammenarbeit mit Timbertec, Eutin/DE, entschied man sich für dessen neue Komplettlösung Timber Commerce. Diese bildet alle Geschäftsprozesse von der Auftragserfassung bis zur Tourenplanung ab und erstellt den Lieferschein gleich mit. Der Anwender hat dabei stets vielfältige Darstellungsoptionen in der flexibel einzustellenden Oberfläche.
Über einen direkten Draht zur Rundholzvermessung und Optimierung von Jörg Elektronik, Oberstaufen/DE, zur Stapel- und Sortieranlage von Almab, Storvik/SE, oder zu den Barcodescannern an der technischen Trocknung von Mühlböck, Eberschwang, erhält das System die benötigten Rückinformationen. Anhand der eingespeisten Daten erstellt es Übersichten zu Auslastung oder Fertigungsstand und Statistiken je nach Bedarf.

Teilen und herrschen

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In der Arbeitsvorbereitung entscheidet Johannes Schroff schnell, ob offene Aufträge aus Lagerbestand oder Neueinschnitt bedient werden © Dinah Urban

Wird im Verkauf ein Auftrag erfasst, leitet ihn die Warenwirtschafts-Software an die Arbeitsvorbereitung weiter. Die Bestellung wird dabei aufgeteilt und den Geschäftssegmenten (Bauholz, Vorratsholz, Latten/Schalung, Hobelware, Konstruktionsvollholz und Zukauf) zugeordnet. Bei der weiteren Auftrennung in möglichst sinnvolle Produktionseinheiten mit gleichem Produktionsweg bietet das System Unterstützung, etwa in Form von Arbeitsablaufs-Vorschlägen, die anhand der offenen Aufträge und freien Kapazitäten der Maschinen ermittelt werden. Der Anwender zerlegt die Order etwa nach Länge und Stieligkeit des Einschnitts und bestätigt einen der vorgeschlagenen Pfade durch die Fertigung. Diese Daten werden an die Produktionsanlagen auftragsbezogen übertragen. Das Besondere bei Ruser ist die Produktion nach Kundenaufträgen. Chargenbildungen wie in Massenwerken lassen sich nicht mit der Produktvielfalt und der stückzahlgenauen Lieferung verbinden.
Das Sägewerk arbeitet im Onlinebetrieb mit Stamm-zu-Stamm-Verstellung. Software und Bediener entscheiden also anhand relevanter Kriterien, wie Dimension und Holzart des aktuell bearbeiteten Stammabschnitts, welcher Teilauftrag für welchen Kunden bedient wird. Die Bauholz-Sortierwerke sorgen im Anschluss dafür, dass jedes Einzelteil dem richtigen Paket zugeordnet wird.
Die Stationen geben automatisch eine Rückmeldung, sobald ihr Part erfüllt ist. Sind alle Bestandteile eines Auftrags fertiggestellt, wird die Bestellung wieder zusammengeführt. Teillieferungen und Fehlteile gehören damit der Vergangenheit an. „Früher bekamen unsere Kunden schon mal drei Lieferungen, heute nur noch eine“, freut sich Henning Ruser, der Deutschlands nördlichsten KVH-Hersteller gemeinsam mit seinen Brüdern Sönke und Arne führt.

Immer flexibel bleiben

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Die Eindrehung im Starkholz-Sägewerk ist nur eine der Maschinen, mit denen Timber Commerce kommuniziert © Hannes Plackner

Beim integrierten Säge- und Weiterverarbeitungswerk in Bornhöved gibt es viele Produktionsschritte, die aufeinander abzustimmen sind. Zwei Sägelinien – eine für Stark- eine für Schwachholz – von Prechtl, Burghausen/DE, in den vergangenen Jahren nach und nach modernisiert, gilt es zu bestücken. Dafür wird mit der Rundholzoptimierung von Jörg Elektronik, und der Anlagensteuerung von Alfha, Finnentrop/DE, kommuniziert. Hinzu kommen die KVH-Linie, das Hobelwerk, die Trockenkammern, der Abbund, die Kreuzschnittsäge, die Paketkappanlage und die Imprägnierung.
Ruser versteht sich als flexibler Vollsortimenter für die Konstruktionsbranche. 2013 wurden im Sägewerk etwa 170.000 fm, hauptsächlich Fichtenlangholz, eingeschnitten und 45.000 m³ KVH produziert. Um keine Wünsche offen zu lassen, handelt Ruser auch mit BSH. All diese Segmente galt es, sinnvoll miteinander zu verbinden. Das ist Timbertec gelungen.

Bitte nicht stören

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Beim Verkauf von Schnittholz leitet das System die von Anna Priehs eingepflegten Daten an die Arbeitsvorbereitung weiter © Dinah Urban

Die Umstellung vom alten auf das neue System erfolgte ebenfalls sukzessive im Laufe des vergangenen Jahres. Neue Module wurden nach Fertigstellung eingeführt und ersetzten schrittweise das bestehende System. „So erreichen wir es, Stillstand und damit Verluste beim Kunden zu minimieren“, erklärt Frank Ridder. Zuletzt wird nun noch eine neue Version für die KVH-Produktion integriert.
Woran als nächstes gefeilt wird, muss noch verhandelt werden. Gern würde Ridder die Bauholz-Stapelanlage weiter automatisieren – so wie im KVH-Bereich, wo der Kran die Pakete automatisch packt. Aber da sieht sein Kunde anderswo größeren Bedarf.Die meisten Funktionen der Software gehen auf Kundenwünsche zurück. So programmiere man nicht an der Praxis vorbei. Eine gute Branchenkenntnis sei dennoch sehr wichtig, ist man in Eutin überzeugt. Die Fachleute von Timbertec kennen zudem auch das Unternehmen Ruser bereits seit 20 Jahren. Da sei eine Vertrauensbasis vorhanden, erzählt Ruser dem Holzkurier. Grund genug, sich für Timber Commerce zu entscheiden. Ein weiterer: Der Wartungsdienst ist ganz in der Nähe, denn Eutin und Bornhöved liegen nur 40 km auseinander.
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Früher nur in analoger Form, bietet die neuentwickelte Karte zur Tourenplanung einen schnellen Überblick © Ruser

„Es gibt immer etwas zu tun. Denn an neuen Ideen mangelt es bei Ruser nicht“, bemerkt Ridder. So wächst die Software zusammen mit ihren Anwendern. Ein Beispiel dafür ist die Tourenplanung des Unternehmens. Diese gestaltet sich etwas kniffelig, da es sich häufig um Lieferungen auf die Baustelle und nicht nur um die Versorgung der Händler in der Umgebung handelt. Vor Timber Commerce sorgte eine mannsgroße Landkarte an der Wand für den Überblick. Nun gibt es diese in digitaler Form und mit vielen Zusatzfunktionen. Dieses hilfreiche Modul basiert ebenfalls auf den besonderen Anforderungen von Holz Ruser.
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Langjährige Zusammenarbeit: Henning Ruser und Frank Ridder (re.) ergänzen sich durch die Zusammenarbeit gegenseitig © Dinah Urban

Die meisten Funktionen der Software gehen auf Kundenwünsche zurück. So programmiere man nicht an der Praxis vorbei. Eine gute Branchenkenntnis sei dennoch sehr wichtig, ist man in Eutin überzeugt. Die Fachleute von Timbertec kennen zudem auch das Unternehmen Ruser bereits seit 20 Jahren. Da sei eine Vertrauensbasis vorhanden, erzählt Ruser dem Holzkurier. Grund genug, sich für Timber Commerce zu entscheiden. Ein weiterer: Der Wartungsdienst ist ganz in der Nähe, denn Eutin und Bornhöved liegen nur 40 km auseinander.

Software-Lösungen für jeden „Holztyp“

Timbertec wurde Anfang Oktober 1999 von Nachrichtentechniker Frank Ridder und Informatiker Andreas Boll gegründet. Schnell wurden aus den anfänglich drei Mitarbeitern sieben. Heute sind es 57, davon zehn Auszubildende. Die Kundschaft reicht von Holzhändlern über mittlere Holzverarbeitungsbetriebe bis zu Großsägewerken. Stillstand gibt es in dieser Branche nicht.
Betriebsblindheit scheint dabei nicht aufzutreten, weil jedes Projekt anders ist und individuell geplant wird. Das lässt Raum für neue Wege. Neben Warenwirtschaftssystemen bietet Timbertec auch Lösungen für die Rundholzverwaltung, Lagerwirtschaft und Logistik an. Damit beschreibt die Software den vollständigen, typischen Materialfluss eines Unternehmens der Holzbranche – vom Eingang des Rundholzes bis hin zum Versand der Produkte.