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Läuft bald in Neuseeland: Ein Portalbearbeitungszentrum WMP?240 wurde unlängst an einen dortigen BSP-Produzenten verkauft © Weinmann

So geht effiziente Vorfertigung

Ein Artikel von Johannes Plackner | 27.11.2013 - 16:43
Wer „Holzbauanteil“ sagt, der muss auch „Fertighausindustrie“ sagen. In allen deutschsprachigen Ländern steigt der Anteil der vorfabrizierten Ein- und Mehrfamilienhäuser. Baumaterial ist fast ausschließlich Holz, sei es im Holzriegelbau oder zunehmenden Holzmassivbau. Drei Gründe gibt es, welche Fertighäuser so wettbewerbsfähig machen: Erstens sind sie günstig, zweitens schnell errichtet und drittens ist die Qualität durch die gesicherte Umgebung der Fertigungshalle wesentlich höher als bei Baustellenarbeiten.
All das hat ursächlich mit dem Anlagenbauer Weinmann Holzbausystemtechnik, St. Johann in Württemberg, zu tun. Die Homag-Tochter bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer beim Anlagenbau für die Fertighausindustrie. Warum das so ist und welche Weinmann-Anlagen trotz „biblischen Alters“ immer noch laufen, erklärte Geschäftsführer Hansbert Ott beim Weinmann-Treff am 7. November am Stammsitz auf der Schwäbischen Alb.

Leistungskräftig im Konzernverbund

Über 140 Zimmerer und industrielle Fertighaushersteller besuchten die Werkshallen in St. Johann. Dort fanden sie einen Großteil des Sortimentes ausgestellt – inklusive findiger Innovationen. Weinmanns Anspruch ist es, den Maschinenbau für ein Fertighauswerk komplett zu liefern. Das beginnt für die Weinmann-Ingenieure beim Abbund und endet erst bei fertigen Wänden oder Dächern. Intern sind die Anlagen in „Abbund und Zuschnitt“, „Plattenbearbeitung“, „Elementerstellung“ sowie „Handhabung und Lager“ aufgeteilt. Im Konzernverbund kann Weinmann zudem auf die Homag-Produktpalette und -Vertriebsstruktur zurückgreifen. Davon profitieren die Kunden. Sie können sich auf die professionelle Abwicklung verlassen. Standardisierte Maschinen greifen reibungslos inei-nander. Und für Deutschlands größten Holzmaschinenbauer ist kein Projekt zu umfangreich.
Gleichzeitig vergisst Weinmann keinesfalls auf das Gewerbe. Die erste Anlage, die auf der Tour durch die Werkshallen gezeigt wurde, war eine Selbstbaulösung für kleinere Zimmereien. Weinmann liefert in diesem Fall die Komponenten des Montagetisches WTV 100. Den Zusammenbau übernimmt – kostensparend – der Kunde selbst. Direkt daneben wartet der Montagetisch WTZ 110 mit der ersten Innovation auf, die an diesem Novembertag präsentiert werden sollte. Holzbaubetriebe erzeugen auf diesem Tisch winkel- und maßgenaue Wand-, Decken- und Giebelelemente in Holzrahmenbauweise.
Neu ist ein integriertes Wegmesssystem. Der Monteur stellt den Tisch präzise auf die gewünschte Neigung ein. Sensoren messen die Stellung und zeigen sie optional am Display an. Wird der Tisch etwa auf die Dachneigung justiert, lassen sich mit einer Wasserwaage Gauben einfach montieren. Bei wachsender Auftragslage können die Zimmermeister den Montagetisch modular erweitern. Durch die Neigungstechnik ist es problemlos möglich, ihn zum Schmetterlingswender oder zu einer Dreitischlösung auszubauen.

Eine Brücke mit zwölf Werkzeugen

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Multifunktionsbrücke WMS 120 kann mit zwölf Werkzeugen komplette Wände erzeugen und eignet sich perfekt für Fertighausproduktionen © Johannes Plackner

Einen Schritt zu mehr Automatisierung geht Weinmann mit der Multifunktionsbrücke WMS 120. Auf deren Arbeitsfläche werden Bauelemente beplankt. Was für Monteure mühsam ist, erledigt die WMS 120 automatisch. Ein Werkzeugwechsler bringt Flexibilität für sämtliche Arbeitsschritte. Zwölf Säge-, Fräs-, Bohr- oder Markierwerkzeuge haben im Wechselaggregat Platz. Das minimiert Rüstzeiten. Die Multifunktionsbrücke beherrscht es sogar, Latten auf der Beplankung zu platzieren und befestigen. Zeitintensives Einmessen war gestern. Verbessert wurde die Bedienbarkeit. Auf dem Weinmann-Treff war die WMS 120 erstmals mit dem ergonomischen „Powertouch“-Touchscreen (entwickelt von der Homag-Gruppe) ausgestellt.

Riegelwerk und Beplankung kombiniert

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Alles in einem: Das Kombiwandsystem WEK?100 ermöglicht es, mit nur einem Bediener das Riegelwerk zu erstellen und die Beplankung zu montieren © Johannes Plackner

Wer in seinen Werkshallen nur über begrenzten Platz verfügt, der sollte sich eventuell die Weinmann-WEK 100 ansehen. Hinter dieser Bezeichnung steht eine kompakte Kombination aus Riegelwerkstation und Multifunktionsbrücke. Sie sei kaum größer als ein Arbeitstisch und eigne sich damit ideal für Holzhausbauer, hieß es.
Die WEK 100 fertigt Wandelemente ohne Übergabe auf einer einzigen Arbeitsstation. Die Herstellung von Decken- und Giebelelementen ist ebenfalls möglich. Das sei günstiger und platzsparender als es bei zwei getrennten Einheiten der Fall wäre, argumentiert Weinmann. Zudem reiche ein Mitarbeiter für die Bedienung.
Es beginnt mit der Platzierung des Riegelwerks. Dank mitfahrender Anschläge positioniert der Monteur Hölzer einfach, aber präzise. Stielabstand und Nagelpositionen an den Gurten sind frei wählbar. Die CAD-Pläne werden auf dem Kombiwandsystem ohne lästiges Nachmessen nach und nach zu fertigen Elmenten. Auf die Fertigstellung des Riegelwerks folgt das Auflegen der Beplankung. Die WEK 100 kann diese Platten automatisch befestigen und bearbeiten. Als Neuheit besitzt die Kombianlage sogar ein neigbares Sägeaggregat. Schräge Schnitte, wie sie im obersten Geschoss häufig auftreten, werden nun ohne manuelles Rüsten ausgeführt.

Platzsparender Abbund-Alleskönner

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Kompakter Automatikabbund: Die WBS beherbergt auf wenig Platz eine Fünfachsspindel © Johannes Plackner

Richtig kompakt ist auch die Abbundanlage von Weinmann. Die WBS 140 ist nur 19 m lang (bei einer Rohholzlänge von 6 m) und 4,2 m breit. Mit 2,9 m Höhe passt sie in fast jede Abbundhalle – und zwar ohne, dass ein Loch im Boden nötig wäre. Zuschnitte und Abbund erledigt die Maschine mit einer Fünfachsspindel und einem Achtfach-Werkzeugwechsler. Die Hölzer können einen Querschnitt von 2 mal 5 cm bis 20 mal 45,5 cm haben. Interessant sei die WBS 140 für Kunden mit einer geringen Abbundleistung, aber vollen Ansprüchen an die Bearbeitungsflexibilität – sprich, die klassischen Zimmereien. Zwei NC-Greifer mit hochauflösendem Positioniersystem und präzisen Führungen positionieren die Werkstücke. So sitzt jeder Schnitt und jede Fräsung millimetergenau. Markierungs- und Beschriftungseinheiten bieten zusätzlichen Komfort bei der späteren Montage.
Auch die WBS 140 wurde heuer mit dem innovativen „Powertouch“-Bedienkonzept ausgestattet. Die Weinmann-Ingenieure haben zudem die automatische Balkenzufuhr optimiert. Edelstahlketten verbessern die Haltbarkeit und seien vorteilhaft bei der Sichtholzbearbeitung, heißt es.

Bearbeitungszentrum für 5,6 m breites BSP

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Läuft bald in Neuseeland: Ein Portalbearbeitungszentrum WMP?240 wurde unlängst an einen dortigen BSP-Produzenten verkauft © Weinmann

Für den flächigen Abbund hat Weinmann das Portalbearbeitungszentrum WMP 240 im Sortiment. Darin können bis zu 5,6 m breite und maximal 35 cm starke Elemente bearbeitet werden. Die Länge ist theoretisch unbegrenzt. Üblicherweise bekommt es die WMP 240 mit Brettsperrholz und großen Leimbindern zu tun. Aber auch Sandwichelemente bewältige sie mühelos.
Das Element wird im Arbeitsbereich automatisch eingemessen. Dann startet die Bearbeitung mit 30 kW starken Aggregaten – einer fünfachsigen Hauptspindel mit Werkzeugwechsler und einem Sägeaggregat. Die nötige Präzision erreicht das Weinmann-Abbundportal mit einem High-Load-Schienensystem mit Zahnstangenantrieb. Bearbeitungsdaten könne die WMP 240 über das Branchenprogramm Lignocam vollautomatisch übernehmen, heißt es.
Für optisch anspruchsvolle Anschlüsse kann die Anlage mit dem Kettenstemmer verdeckte Schlitze anfertigen. Das wird durch ein neues Tieflochbohrsystem für bis zu 1,25 m ergänzt. Um auch die untere Bauteilseite vollautomatisch zu bearbeiten, hat Weinmann ein Unterfluraggregat integriert. Ein Exemplar der WMP 240 wird gerade am anderen Ende der Welt installiert. Der neuseeländische BSP-Produzent Timberlab wird ab Dezember damit seine Erzeugnisse abbinden.

Seit 20 Jahren in Betrieb

Den Belastungen in der Industrie seien die Weinmann-Anlagen gewachsen, war Geschäftsführer Ott überzeugt. Als Beweis nannte er eine Abbundanlage, die vor zehn Jahren bei Lux-Haus installiert wurde und seitdem 2,5 Mio. lfm Konstruktionshölzer verarbeitet habe. Eine CNC-Fertighausstraße bei Schwörer-Haus sei sogar seit 20 Jahren zuverlässig im Einsatz – für Industrieanlagen ist das fast ein biblisches Alter.

Jährliches Treffen mit Fachvorträgen

Wie bei Homag-Unternehmen üblich, wertet Weinmann seine Hausmesse mit inte-ressanten Vorträgen auf. Das Ganze nennt sich dann Weinmann-Treff. Am 6. November sprach Gerhard Lutz vom Kompetenzzentrum Holzbau und Ausbau aus Biberach an der Riß/DE über die Zukunft des Holzbaus.Grundsätzlich sehe alles gut aus. Baugrund sei knapp. Bei der Nachverdichtung könne der Holzbau seine Stärken voll ausspielen. „Sorgenkinder“ seien Schallschutz, Brandschutz und Deckenkonstruktionen. Den Weinmann-Treff besuchten 140 Gäste aus Deutschland und den Nachbarländern.