14176154213370.jpg

Anton Aldrian, Direktor der Försterschule Bruck/Mur © Martin Heidelbauer

Schmiede der Waldmanager

Ein Artikel von Martin Heidelbauer | 03.12.2014 - 08:25
14176154213370.jpg

Anton Aldrian, Direktor der Försterschule Bruck/Mur © Martin Heidelbauer

"Die Försterausbildung ist bei der Jugend nach wie vor sehr beliebt. Dies zeigt sich an den konstant hohen Anmeldeziffern. Obwohl im laufenden Schuljahr über 100 Schüler aufgenommen werden, konnten 40 % der Bewerber keine Zusage gemacht werden. Weiterhin wollen viele Quereinsteiger mit bereits erfolgreicher Berufsausbildung und zum Teil längerer -tätigkeit die Försterausbildung absolvieren“, informiert Direktor Anton Aldrian. Viele Besucher, die erstmals an die HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur kommen, seien sowohl von den Einrichtungen als auch vom Bildungsangebot überrascht. „Insbesondere die Vielfalt und Komplexität der forstlichen Ausbildung werden häufig unterschätzt. Neben einer fundierten Allgemeinbildung auf Maturaniveau erstreckt sie sich von der Waldökologie über die Forsttechnik und den forstpraktischen Unterricht bis hin zu betriebswirtschaftlichen Gegenständen“, erläutert Aldrian.

Mit beiden Füßen am Boden stehen

14176158808343.jpg

Forstliche Bestandsaufnahme im Lehrforst © Försterschule Bruck/Mur

Im angeschlossenen Heim sind Schüler aus ganz Österreich untergebracht. Die soziale Kompetenz werde gerade dort wesentlich gefördert. Außerdem achte man auf eine gute Persönlichkeitsentwicklung. „Mir ist wichtig, dass unsere Absolventen mit beiden Füßen am Boden stehen und eigenständige, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen können“, erklärt Aldrian.

Zwei Ausbildungsformen

14176158208238.jpg

EDV-gestützte Reifeprüfung im Ausbildungsfach Betriebswirtschaft und Rechnungswesen © Försterschule Bruck/Mur

An der Försterschule gibt es zwei Ausbildungsformen: die fünfjährige Regelform und den dreijährigen Aufbaulehrgang für Absolventen von drei- oder vierjährigen land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen. Beide Formen führen zur Matura mit gleichen Berechtigungen. „Bei der Reife- und Diplomprüfung erbringen die Schüler beider Ausbildungsformen vergleichbare Leistungen“, betont der Forstschuldirektor.

Moderne Zu- und Umbauten

14176157231494.jpg

Der neue Zubau (li.) mit Fotovoltaikelementen schließt direkt an das alte Försterschulgebäude an © Martin Heidelbauer

Im Sommer 2009 begann der große Um- und Zubau der gesamten Schulliegenschaft, welcher Ende Januar 2012 zum größten Teil fertiggestellt war. Damit hat man die Schulinfrastruktur auf den letzten Stand der Technik gebracht. „In den Lehrräumlichkeiten sind durchwegs Activ-Boards installiert, die einen digitalen Datenaustausch sowohl innerhalb der Schule als auch über das Internet ermöglichen. Die Schüler können diese technische Ausstattung auch im umgebauten Schülerheim nutzen“, verrät Aldrian.
Zwischen bestehendem Schulhaus aus dem 19. Jahrhundert und Internatsgebäude aus den 1980er-Jahren wurde ein dreigeschossiger Zubau errichtet, der die beiden „historischen Teile“ verbindet. „Hierbei haben wir auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz geachtet“, verweist Aldrian. Das neue Gebäude entspricht den Niedrigenergiehaus-Standard und erhielt dafür eine klima:aktiv-Plakette.

Mit Holzbaupreis ausgezeichnet

14176156852336.jpg

Für tragende Elemente, wie Stützen, Wände und Träger sowie für Wandverkleidungen und Decken, kam Holz zum Einsatz (Försterschule innen) © Ditz Fejer

Bei den Um- und Zubauten wurden 1700 m3 Fichten-, Eichen- und Lärchenhölzer verwendet. Für tragende Elemente, wie Stützen, Wände, Geschossdecken und Träger, kam Fichte zum Einsatz. Die Parkettböden und Wandverkleidungen in den Klassenzimmern sowie die Decken und Akustikverkleidungen in der Aula, im Turn- und Speisesaal sind aus Eiche gefertigt. Zudem wurde eine Lärchenfassade errichtet. Weiters wurde die Energieversorgung der Gebäude von Gas auf erneuerbare Energieträger, wie Hackgut und Sonnenenergie, umgestellt. Ein Großteil des Warmwassers wird speziell in den warmen Monaten solar aufbereitet, die Fotovoltaikanlage liefert einen Teil des Strombedarfs der Schule. „Beste Wärmedämmungswerte sowie die Wärmerückgewinnung sorgen für einen sparsamen Energieverbrauch. So können den Schülern ein sparsamer Umgang mit Energie und der Einsatz erneuerbarer Rohstoffe nicht nur theoretisch erklärt, sondern auch praktisch demonstriert werden“, beschreibt Aldrian. Insgesamt investierte die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) 22 Mio. € in die Um- und Zubauten. Für die vorbildliche, klimaschutzfreundliche Bauweise wurde die Försterschule Bruck/Mur mit dem Steirischen Holzbaupreis 2013 ausgezeichnet.

Steigende Schülerzahlen

14176157640155.jpg

Lehrkräfte und Sozialpädagogen der Försterschule Bruck/Mur © Der Fotofrosch/Wesiak

Die Schüler- und Lehrerzahlen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Während es 2000 in Bruck/Mur 238 Schüler und 30 Lehrer gab, stieg die Zahl 2014 auf 408 Schüler und 46 Lehrbeauftragte (inklusive Teilbeschäftigte). Davon wohnen 294 Schüler im Heim. Diese werden von sieben Sozialpädagogen betreut. Im Vorjahr konnte ein neues Heim in der Feldgasse eröffnet werden.
„Im Vorjahr wurden Bildungsstandards für den forstlichen Fachbereich erarbeitet und diskutiert. Diese bilden die Basis für die Entwicklung des neuen kompetenzorientierten Lehrplans, der ab 2016 in Kraft treten soll“, berichtet Aldrian. Insbesondere vernetztes Denken und der selbstständige Wissenserwerb sollen gefördert werden.
Gemäß den neuen gesetzlichen Bestimmungen führt auch die HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur ab 2017 die neue Form der Oberstufe mit semesterweiser Lehrstoffverteilung ab der 10. Schulstufe ein.

Neue Reife- und Diplomprüfung

„Überdies ist auch die neue Form der Reife- und Diplomprüfung ab 2016 verpflichtend. Sie wird aus einer verpflichtenden forstfachlichen Diplomarbeit mit Präsentation und Diskussion bestehen. Hinzu kommen wahlweise drei oder vier schriftliche Klausurarbeiten und drei oder zwei mündliche Prüfungen. Insgesamt sind sieben Prüfungsteile zu absolvieren“, informiert Aldrian.

Praxisnahe Ausbildung

14176156263810.jpg

Bei der Exkursion nach Schweden standen effiziente Holzlogistik und -erntemethoden auf dem Programm © Försterschule Bruck/Mur

Um die Schüler optimal für das spätere Berufsleben auszubilden, stehen die Lehrbeauftragten mit Partnern in der Forstpraxis in regem Kontakt. Es gibt jährliche Gespräche zwischen den Lehrkräften, den Verantwortlichen der Vorbereitungsmodule und den Prüfern für die Staatsprüfung. Dabei werden anhand konkreter Ergebnisse bei den Staatsprüfungen die Stärken und Schwächen analysiert. Die Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge fließen direkt in die Weiterentwicklung der Bildungsstandards und den Lehrplan ein, erfährt man in Bruck.

Zwei Lehrforste

Die Försterschule verfügt zudem über zwei Lehrforste (Bruck/Mur, 430 ha, und Lahnhube, 290 ha), in denen repräsentative Standorte mit unterschiedlichen Waldgebieten liegen. „Sie bieten für die praktische Ausbildung der Schüler sehr gute Rahmenbedingungen“, berichtet Aldrian. So seien von der Aufforstung bis zur Starkholzernte alle forstlichen Tätigkeiten durchzuführen. Der Jagdbetrieb ist ebenfalls möglich. Weiters ist ein kleiner Fischteich vorhanden. In den beiden Lehrforsten beträgt der Hiebsatz 4000 fm.

Erfolgreich bei Forstwettkämpfen

„Zudem sind unsere Schüler und Schülerinnen bei forstlichen Wettbewerben national und international erfolgreich unterwegs. So konnten sie heuer bei der Alpe-Adria-Waldolympiade in Ossiach den zweiten Platz im Teambewerb erreichen“, freut sich Aldrian. Auch in der Staatsmeisterschaft für Waldarbeit in Hohenems gab es Erfolge. Die Damen gewannen den Staatsmeistertitel und das Burschenteam erzielte Platz zwei in der Gesamtwertung.