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WDir. DI Helmuth Neuner © DI Gerd Ebner

Rundholzpreise entkoppelt

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 06.02.2013 - 11:48
Das Vorjahr war für die österreichische Forstwirtschaft natürlich vom guten Rundholzpreis geprägt“, eröffnet WDir. DI Helmuth Neuner, Stift Admont, das Holzkurier-Interview. „Wohl noch nie hat es sich so klar manifestiert, dass sich Rund- und Schnittholzpreis entkoppelten. Beide Märkte agieren verschieden, das Wirkungsprinzip ist aber immer Angebot und Nachfrage. Das ist natürlich in einer Marktwirtschaft.“

Überkapazität entscheidend, nicht Preis

Neuner ist sich bewusst, dass die nachgelagerten Produktionen im vergangenen Jahr zu wenig verdient haben. Umgekehrt ist er aber auch überzeugt, dass ein abgesenkter Rundholzpreis den Sägewerken nicht helfen würde. Seine Begründung: „Das löst keine Strukturprobleme, wie die viel zu hohe Einschnittskapazität und die Bedarfsrückgänge. Würde jetzt der Rundholzpreis runtergehen, folgt der Schnittholzpreis unmittelbar.“ Zwingend notwendig sei das derzeitige Rundholzpreisniveau nicht, erklärt Neuner. „Die Forstwirtschaft kann mit vielen Rundholzpreisen leben. Jetzt haben wir ein Niveau, bei dem wir wieder investieren können – etwa in die Erschließung, den Waldbau, die Bestandespflege. Ist der Preis tiefer, wird halt mehr in Bestlagen geerntet. Jetzt können wir nahezu überall arbeiten.“
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WDir. DI Helmuth Neuner © DI Gerd Ebner

„Niemand kann ein Interesse daran haben, die Säger in die Knie zu zwingen. Wir leben von gesunden, modernen, wettbewerbsfähigen Sägewerken in der Nähe unserer Wälder.“ 
„Ich erkenne die Nöte der Sägeindustrie. Sie verdient nicht genug, um die nötigen Investitionen zu tätigen.“ 
„Die Forstwirtschaft kann mit vielen Rundholzpreisen leben. Jetzt haben wir ein Niveau, bei dem wir wieder investieren können – etwa in die Erschließung, den Waldbau, die Bestandespflege.“ 
„30 Cent/fm sind mehr, als andere Länder für die Holzwerbung einheben. Aber ganz Österreich schafft damit nicht einmal das, was die Stia alleine als Marketingbudget hat. Selbst 1 €/fm wären ja nur knapp mehr als 1 % vom derzeitigen Umsatz eines Forstbetriebes.“ 
Helmuth Neuner

Langfristig stabile Preise, Mengen, Profile

Neuner sieht es aber als Aufgabe, jahreszeitlich dynamischer auf Nachfragen zu reagieren: „Im Frühjahr mehr, im Sommer weniger – der Kunde soll Erntezeitpunkt der Forstwirtschaft im Rahmen der Nutzungsplanungen bestimmen.“
Die neuen ÖBf-Preise würden eine hohe Latte legen, welche die WWG Bergwald nicht anpeilt. „Ich gehe davon aus, dass unsere Dezemberpreise bis weit ins Jahr hinein Geltung haben“, konkretisiert Neuner. Einer Rundholzinternetauktion steht Neuner skeptisch gegenüber. „Spotmengen über Hunderte von Kilometern zu verkaufen, ist betriebswirtschaftlich für niemanden sinnvoll. Wir wollen tunlichst die nächstgelegenen Sägewerke versorgen. Die sollen wissen, wann sie wie viel Holz erhalten. Die WWG Bergwald hat mit 1. Januar schon 80 % der Jahresmenge abgeschossen. Lieferprofile, Mengen und vielfach die Preise stehen langfristig fest. So können alle planen.“
Konstante Rundholzpreise senken auch die Kosten. „Der Forstmeister fuhr früher 30 % seiner Zeit im Wald spazieren, um sein Holz zu verkaufen – das entfällt heutzutage.“

Bis zu 6 Mio. fm/J fehlen

Auf 4 bis 6 Mio. fm/J schätzt Neuner die Lücke zwischen dem Angebot in Österreich und dem potenziellen Bedarf der Sägeindustrie. Das können die heimischen Waldbesitzer nicht ausgleichen. „Einen Käufermarkt wird es in Zeiten ohne Kalamitäten kaum mehr geben“, sagt er voraus.
Eine Kapazitätsrücknahme sei zwingend notwendig. „Die Situation gleicht einem Pulverfass.“ Den Spielball sieht Neuner auch bei den Banken liegen. „Insolvente Unternehmen künstlich zu erhalten oder gar wieder aufzusperren, gefährdet gesunde. So schaden sich die Banken selber“, meint der Manager. Ein gesundes Unternehmen definiert Neuner so: langfristig Eigenkapital über 40 %. „Davon gibt es noch genug“, weiß Neuner. Selbstverständlich wären auch Großunternehmen, die vielleicht jetzt unter 10 % Eigenkapital haben, bei diesem Zinsniveau lebensfähig, umso mehr, wenn andere Substanzwerte (Wald, Schwesterunternehmen) noch vorhanden sind.

Jetzt kein Holz in Pipeline

Ende Januar ist inneralpin die Rundholzpipeline leer. „Ich sehe aber Signale, dass die Bauern wieder mehr nutzen werden. Der Großwald wird heuer wohl wieder die 2012er-Mengen abrufen. Mehr geht nicht.“
Parallel zur sich langsam erholenden globalen Konjunktur solle auch der Nadelschnittholz-Bedarf 2013 anziehen, hofft Neuner. Italien, die USA, die Levante sowie Indien, China und Japan hätten das Potenzial für Wachstum. „Weiterverarbeitungsprodukte, wie BSH oder BSP, helfen, dass Holz seine Chancen am Bau weiter nutzen kann“, so Neuner. „Uns fehlt aber immer noch die nötige Marktaufbereitung durch Holzwerbung.“

Zukunftsmärkte statt „klein, klein“ …

Neuner kritisiert, dass zu viele Mittel „am Weg nach Wien“ lokal in den Bundesländern versickern. „Um Holz überall gut am Markt zu positionieren, bedarf es einer zentraleren Ausrichtung der Mittel“, lautet Neuners Analyse. Er will das Gegenteil der derzeitigen Situation: „kleinkariert nach dem Gießkannenprinzip für Kleinmärkte.“ Neuner wünscht sich den Mitteleinsatz auf Zukunftsmärkten und nennt hier, Deutschland, Großbritannien, Indien, China, aber auch Nordamerika.

30 Cent sind viel und doch so wenig …

„30 Cent/fm sind mehr als andere Länder für die Holzwerbung einheben. Aber ganz Österreich schafft damit nicht einmal das, was die Stia alleine als Marketingbudget hat“, stellt Neuner die Relationen richtig. Große Kampagnen würden nicht 400.000 € (Initiative „Novum Buche“), sondern mindestens 10 Mio. € benötigen. „Das Geld haben wir nicht. Daher müssen die Unternehmen Modeströmungen nutzen“, verweist Neuner etwa auf den derzeitigen Zirben-, oder Kernbuchenboom.

Ein Europa, eine Vermessung

Dass das Stammvolumen in ganz Europa in absehbarer Zeit einheitlich erhoben werde, glaubt Neuner nicht mehr: „Es wäre zu schön. Aber die Interessen aller Beteiligten sind zu unterschiedlich. Wir sehen ja in Österreich, wie schwer sich etwa der FHP-Arbeitskreis Vermessung tut.“
Die ÖBf und Mayr-Melnhof Holz gaben jüngst die Verlängerung ihrer Unternehmensbeteiligung bekannt. „Als reine Kapitalinvestition sind die ÖBf mit ihrer Beteiligung wohl nicht zufrieden. Strategisch mag es anders sein – die sichere Holzabnahme war bestimmt einmal ein Asset“, analysiert Neuner. Er verantwortet sowohl Wald (Stift Admont, 17.000 ha) als auch den Fußboden-/Plattenhersteller Stia (1,8 Mio. m2/J). „Anfang der 1970iger-Jahre konnten wir mit wenig Geld und zwölf Mitarbeitern ein Unternehmen gründen, das bis 2009 jedes Jahr wuchs und immer Erträge erwirtschaftete. Heute ist diese Zeit für Neugründungen wohl vorbei“, gesteht Neuner ein. „Die Forstbetriebe haben nicht das Geld für die nötigen Investitionen, das Risiko ist zu hoch.“