14116260338374.jpg

In seinem Element: Günter Stahl (li.) spricht mit Interessenten über Restholzaufbereitung © Johannes Plackner

Restholz statt Rente

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 25.09.2014 - 16:33
1411626039538.jpg

Rindenmühle mit wechselbaren Zerkleinerungselementen wurde in Klagenfurt ausgestellt © Johannes Plackner

Rentner war Günter Stahl nur zwei Jahre lang. Doch für den Ruhestand war er dann doch viel zu aktiv – und vor allem gefragt. Der Rheinland-Pfälzer hat immerhin über drei Jahrzehnte Erfahrung im Maschinenbau für Restholzentsorgungen und Biomasseaufbereitung. Man kennt und schätzt ihn in der Branche. Und nun ist er zurück. Auf der Klagenfurter Holzmesse stellte er gemeinsam mit dem slowenischen Maschinenbauunternehmen R&GE, Kocevje, aus. Eine Rindenmühle und ein Restholzhacker umrahmten den Messestand. Dazwischen waren Stahl und R&GE-Geschäftsführer Rok Smola zumeist in Gesprächen anzutreffen. Zahlreiche Kontakte aus früheren Zeiten freuten sich über die Rückkehr eines ausgemachten Experten. Aber auch Neukunden zogen die ausgeklügelten Maschinen an. Dazwischen fand Stahl aber auch mal ein paar ruhige Minuten, um seine Beweggründe zu erklären.

Mit Schwung in die Zukunft

14116260376288.jpg

Die Maschinenbauer und ihr Repräsentant: Dr. Olaf Cassiani, Rok Smola, Jernej Fikfak und Günter Stahl (v. li.) posieren am Messestand im Ambiente von naturbelassenem Holz © Johannes Plackner

Stahls Pensionierung lief wenig harmonisch. 31 Jahre war er bei einem der führenden Unternehmen in der Restholzbehandlung tätig. Er geht nicht ins Detail – aber dass er zum ersten möglichen Zeitpunkt in die Frühverrentung ging, beweist Spannungen. Natürlich hielten die ehemaligen Geschäftspartnern weiter Kontakt zu ihm. Das galt insbesondere für den Maschinenbauer R&GE. Die hatten ebenfalls eine langjährige Beziehung zu Stahls Exarbeitgeber. Über 20 Jahre bauten Mitarbeiter dieses Betriebs Anlagenkomponenten für das deutsche Unternehmen. Doch Folgeaufträge blieben aus. Das war eine existenzbedrohende Situation, hing man doch maßgeblich vom Restholzmaschinenbau ab.
„Da musste ich einfach etwas machen. Meine slowenischen Freunde standen vor dem Aus und ich fühlte mich im Ruhestand auch nicht wohl“, erinnert sich Stahl. Kurz darauf hatte er ein neues Unternehmen gegründet, die G. Stahl Planungs-Unternehmensgesellschaft. Nun tritt er als Repräsentant für Slowenen auf und verkauft – genauso wie früher. „Den Partnern vertraue ich, die Maschinen sind gut und am Markt kenne ich mich aus“, sagte Stahl. „Der Start ist überraschend positiv und reibungslos verlaufen.“

Restholz professionell aufbereiten

14116260338374.jpg

In seinem Element: Günter Stahl (li.) spricht mit Interessenten über Restholzaufbereitung © Johannes Plackner

Das Sortiment ist schnell erklärt: alles, was mit der Aufbereitung von sogenanntem Sägerestholz zu tun hat. Dass mit Rinde, Sägespänen und Hackschnitzel gutes Geld zu verdienen ist, hat die Branche längst erkannt. Aufbereitet zu Mulch, Einstreu oder Spielplatzabdeckungen, bringt die Baumrinde wertvollen Deckungsbeitrag. Die dafür nötige Rindenmühle war in Klagenfurt ausgestellt. Sämtliche Zerkleinerungselemente sind verschraubt und damit einfach wechselbar. Herzstück in der Aufbereitung ist vielerorts aber der Hacker. Stahl weiß wie kaum jemand in der Branche, wie solche Maschinen gebaut werden müssen, damit sie über Jahrzehnte robust und effizient arbeiten. Ein generalüberholtes Exemplar eines namhaften Herstellers (inklusive Mesutronic-Metalldetektor) war ebenfalls ausgestellt.
Im Prospekt konnte Stahl eine komplette Restholzanlage zeigen, die gegenwärtig beim Schweizer Sägewerk Steinauer realisiert wird. Eine Zugbodenanlage zur Kesselbeschickung in Kocevje wurde von den Partnern Stahl und R&GE bereits umgesetzt. Und so wird es weitergehen. In Klagenfurt merkte man deutlich: Der Ruhestand ist nichts für Stahl. Dieser Mann und seine Partner haben noch viel vor.