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"Wir haben unser Sortiment diversifiziert", sagt SMB-Geschäftsführer Andreas Engler © Johannes Plackner

Rasch zinken, flexibel pressen

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 10.06.2014 - 20:42
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"Wir haben unser Sortiment diversifiziert", sagt SMB-Geschäftsführer Andreas Engler © Johannes Plackner

Rund um die Kernkompetenz Keilzinkung hat SMB Maschinenbau, Vöhringen/DE, sein Sortiment deutlich ausgeweitet. Das bayerische Unternehmen hat in den vergangenen zwölf Monaten die Assets von Häwa Maschinenbau, Wain/DE, und die Lizenz der Torwegge-Pressen erworben. Dazu kommt eine Partnerschaft mit dem italienischen Steuerungsspezialisten und (neuerdings) Scansystemanbieter Bidac, Kaltern/IT. Hinter all dem steckt ein Masterplan, den der geschäftsführende Eigentümer, Andreas Engler, konsequent verfolgt. „Wir müssen unser Sortiment diversifizieren.“ Klingt nach Managementhandbuch, ist im Falle von SMB aber durchdachte Strategie. Denn obwohl Wurzelreduzierer und Abbundroboter integriert werden müssen, gibt es beeindruckende Entwicklungen bei der Leimholztechnologie. Ein Leckerbissen vorweg: Das Taktzentrum von SMB schafft nun bis zu 20 Verbindungen pro Minute.

„Total optimierte“ Taktanlage

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Highspeed-Paketanlage: SMB hat den klassischen Paket-Keilzinkenanlagen Beine gemacht - dieses Exemplar schafft vier Tische pro Minute, erweitert wären sogar acht möglich © Johannes Plackner

Längs keilgezinktes Nadelholz bildet das Rückgrat des hochwertigen Holzbaus. Das beginnt bei Konstruktionsvollholz und reicht bis zum flächigen Brettsperrholz-Element. Produktionstechnologisch dazwischen liegen Duo- und Triobalken sowie Brettschichtholz. SMB führt Keilzinkenlösungen für all diese Produkte. In den vergangenen Jahren standen Kompaktanlagen im Vordergrund. Deren Flexibilität revolutionierte die Listenfertigung bei KVH. Nun kommt ähnliche Produktvielfalt bei wesentlich höheren Kapazitäten. Der technische Leiter, Sven Biberacher, ist gegenwärtig mit der Neuentwicklung einer Einzelholzkeilzinkung „nach Art eines Taktzentrums mit Vorschneider“ beschäftigt. Nur 3 sek soll dort eine Längsverleimung dauern. Die Höchstleistung beginnt schon bei der optimierten SMB-Fehlerstellenkappsäge mit schneller Vakuumentstapelung. Die Anlage ist für BSH oder BSP konzipiert. Das heißt, die Lamellen sind nicht stärker als 45 bis 50 mm. „Entsprechend leichter und schneller können wir die Mechanik auslegen“, erklärt Biberacher.
Am Ende strömt eine Endloslamelle aus der Anlage. Soll damit eine BSP-Platte erzeugt werden, wäre die nächste Station eine Fugenverleimpresse. Seit SMB im Vorjahr die Torwegge-Lizenz von Homag übernommen hat, sind Know-how, Pläne und Patente dazu im Haus. „Die fertige Platte zu mehrschichtigen Elementen zu verpressen, könnte günstig über eine Vakuum-Membranpresse realisiert werden“, skizziert Engler. Selbst dann endet aber die Kompetenz der Vöhringer nicht. Gemeinsam mit Bidac wurde im Vorjahr ein Abbundroboter auf der Ligna präsentiert. Der orange Industrieroboter fährt autonom die BSP-Längsseite entlang und setzt millimetergenau die Schnitte für Türen, Fenster, Installationen und Hebehilfen.

Rotierend zur Hochleistungs-Kommission

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BSP-Abbund aus Vöhringen: Der Kuka-Industrieroboter für die Bearbeitung von Massivholzelementen war auf der Ligna 2013 ausgestellt © Johannes Plackner

Mit 20 möglichen Presstakten pro Minute eignet sich das TKZ auch zur Beschickung von Hochleistungs-BSH-Pressen. SMB hat hierfür eine Rotations-Kommissions-Kompaktpresse im Programm. Der Prototyp dieser Presse tut seinen Dienst bei den Holzwerken Gebrüder Schneider in Eberhardzell/DE. Das Prinzip ist so einfach wie effizient: Vier oder sechs Pressfelder sind um einen rotierenden Rahmen angeordnet. Das sieht aus wie eine riesige Walze. Sobald ein Pressfeld befüllt ist, dreht sich der Rahmen weiter. Der fertige BSH- beziehungsweise Duo- oder Triobalken wird entnommen. Die frisch beleimten Lamellen kommen wieder rein. Und weiter geht die Reise. Nach umfassender Optimierung wird diese Rotationspresse nun mit beeindruckenden Ausmaßen angeboten. Bis zu 22 m lange Balken lassen sich darin verpressen. Die maximale Balkenhöhe beträgt 1,2 m. Über Einlegedistanzstücke ist aber auch die Verpressung einzelner, schwacher Querschnitte sowie abgetrepptes Pressen möglich.
Wer hohen Bedarf an kürzeren Stücken hat, kann auf der bis zu 22 m langen Presse zwei Beschickungen installieren. „Das ergibt einen ziemlich massiven Output“, meint Biberacher lächelnd. Stärke dieser Lösung ist ihre Modularität. Die Rotationspresse lässt sich bei geringeren Anforderungen auch mit nur vier Pressfeldern oder in kürzerer Ausführung bauen. Die beiden größten Vorteile sind aber ihre Flexibilität und der geringe Platzbedarf. 3,5 m in Breite und Höhe für die Maximalvariante sind selbst in engen Produktionshallen zu finden. Mit dieser Anlage wird die oft zitierte Losgröße 1-Produktion zur Realität. „Wenn jeder Binder anders aussieht, ist das kein Problem“, sagt Engler. Beleimt wird mit einkomponentigem Polyurethanleim. Die Presse kann das volle Klebstoffpotenzial von beispielsweise 8 min offener und 20 min geschlossener Presszeit abrufen, ist man in Vöhringen sicher. Was Deckungsbeitrag pro Quadratmeter angeht, ist so eine flexible Rotationspresse jedenfalls nur schwer zu schlagen.

Neu im Angebot: modulare Scanlösung

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Bernhard Hofer arbeitet in seinem Büro an neuen Lösungen bei Scansystemen © Johannes Plackner

Der Südtiroler Steuerungs- und Qualitätssicherungsspezialist Bidac, Kaltern, entwickelt gegenwärtig eine modulare Scanlösung. Das System wird auf die Bedürfnisse des Kunden ausgelegt. Das kann bei einer halbmanuellen Anlage beginnen, wo der Mitarbeiter Fehlstellen angezeigt bekommt, aber weitere Merkmale per Touchscreen markiert. Je nach Kapazitätsbedürfnissen lässt sich der Bidac-Scanner mit hochauflösenden Farbkameras, Laserscattering (ermittelt Faserrichtung) oder Röntgensensoren (ermitteln Dichte) aufrüsten.Eine erste Anwendung – insbesondere in Zusammenarbeit mit SMB (s. Beitrag li.) – ist beispielsweise die Markierung von KVH-Rohware, etwa um Äste, Risse und Harzgallen automatisch und normgerecht auszukappen. „Wir entwickeln unsere Scannerlösungen in Zusammenarbeit mit dem Experten und Begründer innovativer Scannertechnologie, Abdolmajid Ranjbar, und dessen Sohn, einem jungen Ingenieur vom Fraunhofer-IOSB und Inhaber der Firma alpiscan, Michael Ranjbar“, sagt Hofer.Gerade bei der Bildverarbeitung wurden die Optik und Kamerasysteme in der Vergangenheit wesentlich leistungsfähiger und günstiger. Zudem verspricht Bidac durch spezielle Algorithmen eine optimale Ausnutzung der PC-Hardware, die im Verhältnis zur Komplexität der Aufgabe einfach bleibe kann.

Die Renaissance der Paketanlagen

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Rotationspresse von SMB bei Holzwerken Schneider © Johannes Plackner

Erhöhte Aufmerksamkeit widmeten die SMB-Ingenieure in den vergangenen Monaten den Paket-Keilzinkenanlagen. Anders als bei Einzelholzfräsungen wird ein ganzes Paket an Lamellen gefräst und beleimt. Nach einer ganzen Reihe von Optimierungen und Modernisierungen wurde nun eine besonders schnelle SMB-Paketkeilzinkung in die Schweiz geliefert. Bis zu vier Tische pro Minute schafft dieses Modell (s. Bild re.). In einer erweiterten Konstellation wären bis zu acht Tische in 60 sek möglich.

Neu: Scanner und Sägelösungen

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Skizze der neu entwickelten Rotationspresse © SMB

Egal, ob es um BSH, KVH oder BSP geht: Die Qualität der Lamellen muss gesichert sein. Da macht sich die Kooperation mit Bidac abermals bezahlt. Denn die Südtiroler arbeiten gegenwärtig an der Entwicklung eines „modularen Scannersystems“, welches sich flexibel an die Kundenbedürfnisse anpassen lässt (s. Kasten oben). Damit haben die Vöhringer ein weiteres, für die Leimholzherstellung relevantes Themenfeld an Bord geholt. Die ebenfalls wichtige Beleimungskontrolle bei kontaktlosem Leimauftrag ist ohnehin seit Jahren Teil des Bidac-Sortiments.
Gänzlich neu im Programm sind aber die Sägewerkslösungen von Häwa. SMB hat im März die Produktionsmittel und Bestände des Rundholzplatzspezialisten übernommen. Das inkludiert auch den Standort in Wain, der logistisch ideal nur 15 km vom Stammsitz in Vöhringen entfernt ist. Noch wichtiger ist aber das Know-how. Die Schlüsselmitarbeiter (Prokurist, Konstruktionsleiter, Serviceleiter) sind zu SMB gewechselt.
Häwas Kernkompetenz sind wirtschaftliche Entrinder und Wurzelreduzierer für Laubholzsägewerke und Mischbetriebe. Über 600 dieser Anlagen sind weltweit im Einsatz. Neben Europa waren die Häwa-Maschinen auch in Südostasien und Nordafrika beliebt. „Die ersten Aufträge nach der Übernahme gehen nach Polen und Schwarzafrika“, berichtet Engler.h

SMB Maschinenbau – Facts

Gründung: 1977
Geschäftsführer: Andreas Engler
Mitarbeiter: 70, 9 Lehrlinge
Sortiment Leimholz: Keilinkenanlagen (Kompakt-, Takt- und Paketanlagen), Rotations-Kommissionierpressen, Fugenverleimanlagen (Torwegge-Lizenz), Abbundroboter, Kappsägen, Entstapel- und Stapelanlagen, Biegeprüfgeräte
Sortiment Sägewerk: Rundholzplatz-Ausrüstungen von Häwa, Wain/DE – Entrindungen, Wurzelreduzierungen, Kappsägen, Förder- und Sortieranlagen für Bloche
Partner: Bidac, Kaltern/IT, für Abbund-, Steuerungs- und Scansysteme