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Preisbild Nadelschnittholz bis Juni 2014 © Holzkurier

Preishalten als Erfolg

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.06.2014 - 13:04
So wie heuer vieles früher eintrat, als gewohnt, hat sich das Sommerloch offenbar schon im Mai und Juni am europäischen Holzmarkt breitgemacht. Die gute Rundholzversorgung erlaubte im I. Quartal eine deutlich gesteigerte Nadelschnittholz-Produktion. Die milde Witterung wiederum sorgte für eine frühe Rückkehr zu den Baustellen beziehungsweise animierte zu unüblich zeitigen Bestellungen. Gegen Ende des 1. Halbjahres zeigt sich nun, dass dieses Tempo nicht das ganze Jahr durchgehalten werden kann – vielfach hatte man es bisher mit Vorziehkäufen zu tun.

Warten auf Herbst in Japan

Im Vorjahr boomte der Absatz in Japan bis zum September. Seither erwartete sich die heimische Holzindustrie eine Rückkehr zu diesen Bedarfslevels – es heißt weiter: „Bitte warten.“ Preislich sind die großen europäischen Exporteure offenbar noch nicht dort, wo man gerne wäre. Die japanischen Läger scheinen noch gut gefüllt. Daran dürfte sich bis zum Ende des III. Quartals nicht mehr viel ändern.
In der Levante gab es für die deutschen und österreichischen Sägewerker im 1. Halbjahr einen guten Absatz. Seit Mitte Mai beruhigte sich die Nachfrage und auch die Preise gaben zuletzt etwas nach, am 28. Juni beginnt der Ramadan …

Viel bleibt in Europa

Wenn die beiden wichtigsten europäischen Überseemärkte für Nadelschnittholz stocken, dann wird der Druck in Europa groß. Hinzu kommt, dass derzeit auch die Skandinavier viel Rundholz haben. Diese wollten ab dem II. Quartal die Preise anheben, doch seit Ende April gibt es lediglich eine preisliche Seitwärtsbewegung. „Eine Woche vor Mittsommer ist ungewöhnlich viel Holz am Markt“, umschreibt es ein Marktkenner. Im III. Quartal wird von einer soliden Nachfrage ausgegangen, die man aufgrund der hohen Vorräte auch brauchen wird. „Für skandinavisches Weißholz wird es erst wieder im September spannend – bis dahin bleibt alles auf diesem unbefriedigenden Niveau.“

Cool down in UK

Die Exportstatistik zeigt, wo etwa die Schweden 2014 ihre Märkte fanden: Großbritannien kaufte im I. Quartal mit 660.000 m3 um 100.000 m3 mehr als im Vorjahr. Doch jüngst war auch „auf der Insel“ ein gewisser Sättigungsgrad erreicht.

Bauware nix, Verpackung geht

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Preisbild Nadelschnittholz bis Juni 2014 © Holzkurier

Und Italien? „Bauware geht nix, bei der Verpackung passen Angebot und Nachfrage“, so lautet der Tenor der Markttelefonate. Obwohl man es nicht mehr glauben mochte, ging es absatzmäßig in Italien offenbar zu Jahresbeginn nochmals runter: Das Italiengeschäft ist 2014 schwieriger geworden. Eine endgültige Bodenfindung scheint aber unmittelbar bevorzustehen (s. Artikel S. 5).
17 mm-Seitenware notiert laut Holzkurier-Preisbild bei 135 bis 142 €/m3 frei Grenze. Damit blieb der Preis auf Aprilniveau. Im Mai 2013 erlöste das Produkt frei Grenze etwa um 2 €/m3 weniger. In Deutschland (und Holland) hat sich der Markt bei Verpackungsware erholt. Die wirkt sich in einem geringeren Angebot an deutscher Ware in Italien aus.

Hauptware unter Druck

Deutlich schwieriger ist die Marktlage bei der Hauptware. Der Hauptgrund liegt im höheren Einschnitt. Bei der BSH-Lamelle ist eine preisliche Seitwärtsbewegung zu beobachten. Mit 202 bis 207 €/m3 notiert diese um 1 €/m3 unter dem Mainiveau. Bis Herbst dürfte diese Spanne weiter existieren. Stärker unter Druck ist die KVH-Rohware – weil hier der Mengenabsatz etwas geringer ist.

Preishalten als Maxime

Das Halten der Schnittholzpreise dürfte in den kommenden Wochen die Kernaufgabe der Verkäufer sein. Die Entspannung beim Rundholz verdampfte im Preisrückgang des Sägerestholzes. „Viele haben bis Ende Juni Rundholz um 100 €/fm am Hof. Selbst bei denen schwächelt der Schnittholzpreis. Bis die alten Abnahmeverträge ausgelaufen sind, steigt der Rundholzpreis schon wieder“, erkennt ein Interviewpartner eine zusätzliche Sägermisere. Es gibt Einschätzungen, dass in Österreich und Süddeutschland der Rundholzpreis für normale Qualitäten bereits in einem bis zwei Monaten wieder steigen könnte. Hinzu kommt ein Rundholzpreis-Gefälle von Nordösterreich/Süddeutschland zu Steiermark/Kärnten von 10 €/fm. Diese unterschiedliche Ausgangslage birgt Brisanz.

Vor Durchbruch in China?

Ein norddeutsches Holzhandelshaus eröffnete am 1. Mai ein Salesoffice in Shanghai. Scharfkantige Sexta oder auch 4 m-Ware aus Österreich werden verkauft. Diese Produkte wären eine Ergänzung zur Topmöbelware, die etwa finnische oder schwedische Lieferanten offerieren.
„Leider saugt China noch nicht die Massensortimente ab, von denen wir aufgrund der guten Versorgung genug haben“, wünscht sich einer höhere chinesische Hauptwarennachfrage. So gehen noch keine gehobelten Produkte aus Mitteleuropa nach China – der Preis sei diesbezüglich völlig uninteressant. Weiterhin ist China bei Nadelschnittholz ein Markt der Extreme: Topware oder Ramsch.