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Dr. Chrisitan Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria © proPellets Austria

Pellets-Herausforderung

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 19.05.2006 - 16:03
Alles wird besser! In den vergangenen Monaten hatte die Pelletsbranche eine völlig überraschende Nachfrage-Entwicklung und einen sehr harten Winter, der den Rohstoff verknappte, zu verdauen. „In der Heizsaison 2006 wird es nochmals eng, aber dann erwarte ich mir eine merkliche Entspannung am Pelletsmarkt”, erläutert Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria.

Schlechte Versorgung in Deutschland und Italien. „In Österreich hatten wir heuer Lieferverzögerungen. Wirklich gefehlt haben Pellets aber niemanden”, meint Rakos. „Die Versorgungslage in Italien und Deutschland war schlechter. Dort hat sich die Nachfrage noch stärker entwickelt.”
In Österreich werden sich die Verkäufe bei den Pelletsanlagen heuer nochmals um 60% steigern (nach +46% 2005). Gar eine Verdoppelung erwartet Rakos bei den Verkäufen in Deutschland - 30.000 Anlagen könnten dort auf den Markt kommen.

120.000 t/J zusätzlicher Bedarf. Da die Leistung pro Kessel bei durchschnittlich 19 kW liegt, werden jeweils rund 6,7 t/J an Pellets benötigt. Das würde bedeuten, dass in Österreich heuer 120.000 t Jahresbedarf hinzukommen, in Deutschland könnten es zusätzlich 200.000 t/J sein.
Wie hoch der Bedarf in Deutschland, Italien und Österreich aber wirklich ist, will man im Rahmen eines genauen Marktmonitorings erheben. Dafür wurde ein EU-Projekt initiiert.
Angesichts dieser Bedarfszunahmen glaubt Rakos, dass es in der Heizsaison 2006/07 in Österreich noch knapp mit der Versorgung wird. Zwar hätten zahlreiche Unternehmen Ausbauten (Pfeifer, Imst und Unterbernbach/DE, Binder, Kösching/DE, Leitinger, Paskov/CZ ...) und Neubauten (Theurl, Assling, oberösterreichische Holzindustrien ...) angekündigt - wirkliche Mengen werden diese aber erst 2007 auf den Markt bringen. Auch sei die Ökowärme nach den Schwierigkeiten wieder auf Schiene - aus dieser Gruppe werden 70.000 t/J auf den Markt kommen. „Ab 2007 sollte es gelingen, strategische Lager aufzubauen”, glaubt Rakos.

Pellets-Import kompensiert Fehlmengen. „Im kommenden Winter werden in Österreich aber noch rund 100.000 t fehlen, die wir durch Importe kompensieren müssen.” Rakos denkt an die Weltmärkte, wo Pelletsmengen frei werden könnten. Alleine zwei große Energieversorger aus den Benelux-Staaten haben sich auf Grund von CO2-Zertifikaten mehrere 100.000 t Industrie-Pellet für Heizwerke gesichert. Der Kurs-Verfall der CO2-Zertifikate könnte nun dazu führen, dass sie Pellets wieder verkaufen.
Helfen würde natürlich auch ein Minder-Export. Laut Erhebungen von proPellets Austria wurden 2005 in Österreich etwa 280.000 t/J verbraucht - dabei bezieht man sich auf Angaben von Händlern. Die Produzenten wiederum rechneten im Vorjahr mit einer Produktion von 460.000 t. Für 2006 wird die Produktion auf rund 550.000 t steigen, von denen aber nur rund 300.000 t in Österreich auf den Markt gebracht werden.

Rund +20% binnen einem Jahr. Doch auch in Österreich haben die Preise angezogen. Rakos bekam das über wütende Anrufe bei proPellets zu spüren. Der Verweis, dass Öl noch teurer wurde, mag nicht alle zu trösten. Der absolute preisliche Tiefststand bei Pellets wurde im Frühjahr mit 145 €/t erreicht - der durchschnittliche Preis im Frühjahr 2005 lag bei 153 €/t (jeweils frei Keller Kunde). „Jetzt im Mai 2006 haben wir einen durchschnittlichen Endkundenpreis von 189 €/t erhoben- das wäre ein Anstieg von knapp über 20% binnen 12 Monaten”, rechnet Rakos vor, der aber weiß, dass Produzenten - auch wegen der schwierigeren Versorgungslage schon mit Preisen über 200 €/t liebäugeln.
Dass der Run auf Pellets-Heizungen zu einem Engpass bei Heizanlagen führen könnte, glaubt Rakos nicht: „Alleine die heimischen Anbieter stecken Multi-Millionen-Investitionen in Ausbauten.”
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Dr. Chrisitan Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria © proPellets Austria

„2007 wird man echte strategische Pelletlager anlegen können - da laufen zahlreiche Produktionen an. Im kommenden Winter könnte es noch knapp zugehen.”
Christian Rakos