13594644584652.jpg

Entwicklung der Pelletpreise in Österreich und Deutschland seit 2006 (ohne MWSt., Transport- und Manipulationskosten) © Holzkurier

Pellets nahe an 2006er-Rekord

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 29.01.2013 - 13:59
13594644584652.jpg

Entwicklung der Pelletpreise in Österreich und Deutschland seit 2006 (ohne MWSt., Transport- und Manipulationskosten) © Holzkurier

Nach Angaben von proPellets Austria kletterte der Preis für Holzpellets in Österreich im Januar auf 187,6 €/t (bei 6 t-Abnahme, ohne Mehrwertsteuer und Transport). Damit legte der Marktwert seit Dezember um 3,7 % zu, im Jahresvergleich sogar um 7,4 %.
Dies markiert den höchsten Preis seit Januar 2007. Die Kurve für Deutschland verläuft praktisch gleich: 196,4 €/t beträgt der Preis in Deutschland. Das ist der dritthöchste Monatswert seit 2006. Damit steigt der Preis der kleinen Sägespänepresslinge weiter. Pellets notierten 2012 im Jahresmittel in Österreich (172,1 €/t) und Deutschland (177,2 €/t) so hoch wie nie zuvor. Der Vergleich mit der Preisspitze im Winter 2006/07 scheint naheliegend, ist aber trügerisch. Während vor sechs Jahren der Pelletpreis binnen eines Quartals um 60 €/t oder 30 % nachgab, wird eine ähnliche Achterbahnfahrt heuer nicht erwartet.

2013 bleibt Nachfrage stark

Seit 2008 steigt das Jahresmittel des Pelletpreises konstant. Aufgebaute Kapazitäten entsprachen dem Bedarf. Die jüngste Entwicklung ist von mehreren Faktoren beeinflusst:
• 2012 verzeichnete die Anzahl der installierten Pelletheizungen ein Wachstum im zweistelligen Bereich. Erst Mitte Januar wurde in Österreich die 100.000. Pelletheizung montiert, was eine Verdoppelung an installierten Anlagen seit 2007 bedeutet. Man rechnet 2013 mit einer Fortführung dieser Entwicklung.
• Neben Haushalten gibt es mehr große Anlagen (über 100 kW), die mit Pellets befeuert werden.
• Pellethersteller kämpfen in den Wintermonaten mit Versorgungsengpässen, weil einige Sägewerke zu Jahresende die Produktion stark gedrosselt haben.
• Wie jeden Winter steigen die Mengen, die kurzfristig benötigt werden.

Weitergabe von Preisen möglich

Anders als 2006 bestehe bei den Pelletpreisen zurzeit keine Gefahr eines Absturzes, glauben Hersteller. Damals gab es nicht die Möglichkeit, fehlende Inlandsmengen durch Importe auszugleichen. 2012 bezog Österreich beträchtliche Pelletmengen aus Deutschland, Rumänien und Tschechien, während gleichzeitig ein Export nach Deutschland, Italien und in die Schweiz stattfand. 2011 exportierte Österreich 512.000 t bei einem Import von 320.000 t (lt. proPellets Austria). Deutschland verkaufte im selben Jahr 692.000 t ins Ausland und importierte 261.000 t (lt. Destatis).
Von Überkapazität ist trotzdem nichts zu hören. Den Pelletproduzenten gelingt, woran Sägewerke scheitern: Man kann die Preissteigerungen bei Sägenebenprodukten an den Kunden weitergeben. Daneben profitiert man von den die massiven Preissteigerungen bei Heizöl, das beim Kilowattpreis weiter rund ein Drittel über den Pellets liegt.

„Gesunder“ Markt trotz Preissteigerungen

Der deutsche und österreichische Markt lässt sich mit den Inlandsproduktionen bedienen und kann mit den Preissteigerungen die Produktmenge gewährleisten – wenn auch auf Kosten der Holzwerkstoffindustrie. Der Pelletmarkt wird trotz der deutlich gestiegenen Preise als „gesund“ beschrieben (s. Stellungnahmen unten).
„Pellets haben sich als Brennstoff etabliert. Der Verbraucher akzeptiert nachvollziehbare Preiszuwächse“, erklärt etwa Claudia Röhr, Pressesprecherin beim größten deutschsprachigen Produzenten German Pellets, dazu. Durch ein breit aufgestelltes Händlersystem ist eine Abdeckung des deutschsprachigen Raumes mittlerweile gegeben und eine praktikable Alternative zur Mineralölheizung.
„Bei einem durchschnittlich kalten Verlauf der verbleibenden Winterwochen haben wir mit einem eigenen Pufferlager die Versorgung unserer Kunden gesichert. Einen markanten Preisanstieg während der verbleibenden Wintermonate erwarten wir nicht“, ergänzt Gernot Stadlober von Stadlober Brennstoffe, Fohnsdorf.
2013 kommen beträchtliche neue Produktionen hinzu, etwa bei Pfeifer Group in Lauterbach/DE oder VM-Holz in Vöcklamarkt. Das Marktgefüge sei davon aber nicht beeinflusst, da der Bedarf nachziehen werde, glaubt man. Traditionellerweise gehen mit steigenden Temperaturen die Pelletpreise wieder nach unten. „Im Frühjahr wird sich die Situation wieder entspannen“, ist sich Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV, sicher.

Hohe Pelletpreise führen zu Investitionen

1359464699278.jpg

Dr. Christian Rakos,proPellets Austria © Rakos

Wir hatten in den vergangenen Jahren eine Situation der tendenziellen Überversorgung bei hohen Rohstoffpreisen. Das hat zu sehr niedrigen Margen und einem Rückgang der Investitionen in neue Pelletierwerke geführt. Inzwischen ist die Nachfrage aber kräftig gestiegen – das führt naturgemäß zu steigenden Preisen. Die hohen Preise werden Investitionen in neue Produktionsanlagen beziehungsweise die Ausweitung der Kapazität bestehender Anlagen interessant machen. Die heimischen Hersteller werden sich überdies mehr auf die Versorgung des lokalen Marktes konzentrieren und die Exporte zurückfahren. Ich glaube allerdings nicht, dass es wieder zu einem Preisverfall kommen wird. Wir hatten heuer sehr hohe Wachstumsraten bei den Heizkesselverkäufen – 19 % bei Haushaltsgeräten und 50 % bei gewerblichen Pelletkesseln – und damit eine kräftig wachsende Nachfrage. Ich gehe davon aus, dass das nächste Jahr ähnlich weiterlaufen wird. ‹

Entspannung im Frühjahr

1359464697470.jpg

Martin Bentele,Geschäftsführer DEPV © Bentele

Pelletpreise haben einen jahreszeitbedingten Verlauf mit einer Spitze im Winter. Die in diesem Jahr überdurchschnittliche Preiserhöhung in Deutschland geht auf eine Verknappung des Rundholzes zurück, da Waldbesitzer momentan die Motorsäge im Schrank lassen. Im Frühjahr wird sich die Situation wieder entspannen. Ansonsten war der Marktverlauf in Deutschland 2012 erfreulich. 25.000 neue Heizungen wurden eingebaut. Die Pelletproduktion betrug erstmals über 2 Mio. t.Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem Wachstum am Heizungsmarkt von 15 bis 20 %, das heißt bis zu 30.000 neue Kesseln. Bei der Pelletproduktion gehen wir von keiner großen Steigerungsrate und einer Produktion von 2,3 Mio. t aus. ‹

Preisweitergabe hält den Markt gesund

13594647008880.jpg

Claudia Röhr,Pressesprecherin German Pellets © Röhr

Grund für den Preisanstieg sind die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten. Diese konsequent an die Verbraucher weiterzugeben, ist Voraussetzung für eine gesunde Marktentwicklung. Der Preisvorteil im Vergleich zu fossilen Energieträgern ist trotz dieser Entwicklung gleichbleibend hoch und Holzpellets stehen noch immer für preiswertes Heizen. Sie haben sich als Brennstoff etabliert und der Verbraucher akzeptiert nachvollziehbare Preiszuwächse. ‹

Kaum Puffermengen

13594647039279.jpg

Gernot Stadlober,Brennstoffe Stadlober © Stadlober

Der aktuelle Preisanstieg bei Pellets für den Hausbrand lässt sich zum einen auf die gute Absatzlage im Inland wie auch auf den Exportmärkten zurückführen. Zum anderen fallen durch die Rücknahme von Produktionsmengen der Holz verarbeitenden Industrie weniger Sägenebenprodukte an. Somit ist weniger Rohstoff für die Pelletproduktion verfügbar. Ein weiterer Einflussfaktor war der bereits in den Sommermonaten nur sehr mäßige Lageraufbau seitens der meisten Produzenten. So waren schon im Herbst kaum Puffermengen vorhanden, auf die bei Absatzspitzen oder Produktionsstillständen zurückgegriffen werden konnte. Fehlmengen in Österreich werden aber zu einem gewissen Teil durch Importe abgefedert. Bei einem durchschnittlich kalten Verlauf der verbleibenden Winterwochen haben wir von unserer Seite, als Händler mit einem eigenen Pufferlager, die Versorgung unserer Kunden für diese Heizsaison gesichert. Einen markanten Preisanstieg innerhalb der verbleibenden Wintersaison erwarten wir nicht. ‹