1162210837.jpg

Versorgungslage wird sich weiter bessern: 2007 bereits deutlich mehr Pellets-Produktion als -Bedarf in Österreich © DI Gerd Ebner

Pellet-Bedarf +30%

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 30.10.2006 - 13:18
1162210837.jpg

Versorgungslage wird sich weiter bessern: 2007 bereits deutlich mehr Pellets-Produktion als -Bedarf in Österreich © DI Gerd Ebner

Der Trend in der Pelletsversorgung ist in Österreich geprägt von einem Abbau der Wartezeiten. In einigen Bundesländern gibt es gar keine mehr”, erläutert Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, der von einer wesentlichen Entspannung der Lage spricht.

Weniger Kesselverkäufe als erwartet.
Die Ursache für die verbesserte Pelletsversorgung ist aber eine für die Branche negative: Es gibt einen deutlichen Einbruch bei den KesselKäufen, der sich insbesondere nach dem Juli einstellte, als die Pelletspreise stärker zu steigen begannen.
Zur Verdeutlichung: Zu Jahresbeginn erwarteten die Produzenten heuer Kleinkessel-Verkäufe, die um 60% über den Vorjahresziffern liegen sollten, zur Jahresmitte gab man sich schon mit +20% zufrieden, um nunmehr mit +9% zu rechnen. Großkessel (>50 kW) brechen heuer sogar um 20% ein.
Auch bei den kleineren Kaminöfen (Jahresbedarf: 1 t) wirkt sich offenbar der höhere Preisen und die lange Zeit schwierige Versorgung aus: Statt +50% wird man heuer nur um 7% zulegen.

Presse-Rückenwind drehte.
„Schuld ist im Wesentlichen das negative Presseecho nach den heurigen Preissteigerungen”, analysiert Rakos. „Die Stimmung ist schlecht, das merken wir an den empörten Anrufen.”
Von einer veränderten Nachfrage-Stärke will Rakos auch in Italien etwas merken, wo ein
Heizölpreis von 1 €/l bisher einen enormen zusätzlichen Bedarf generierte. Dass derzeit im Herbst weniger nachgefragt wird, könnte mit dem erhöhten Preisniveau zusammenhängen, aber auch mit der derzeit sehr milden Witterung.

Pelletsbedarf: +30%.
In Österreich wird der Bedarf - trotz rückläufiger Kesselverkäufe - heuer um 30% zunehmen. „Schließlich wurden im Vorjahr 9000 Kessel abgesetzt - die müssen heuer versorgt werden. Damit wird man heuer knapp die 400.000 t-Bedarftgrenze überschreiten, bei einer Inlandsproduktion von erwarteten 620.000 t”, so Rakos.
2007 kommen dann einige neue Produktionen hinzu, bestehende werden ausgebaut. ProPellets Austria-Informationen zufolge könnte es im kommenden Jahr zu einer Aufstockung der Kapazität auf 1,1 Mio. t/J kommen, rechnet man die österreichischen Produzenten in Tschechien und Süddeutschland dazu.

Probleme am deutschen Pellets-Markt?
Die Kesselverkäufe sind auch in Deutschland rückläufig. Ob auch dort eine preisliche Überhitzung Schuld sei, oder einfach erschöpfte Kapazitäten etwa der montierenden Installateure, will Rakos nicht beurteilen. Es sei schwierig vorherzusehen, wie es weiter geht.

Pelletsboom in Frankreich.
Leichter tut sich Rakos mit der Beurteilung der Lage in Frankreich: Steil bergauf geht es dort - angesichts einer Mehrwertsteuer auf Pelletsund Stückholzheizung von 5,5% (statt 19%) und einer Steuergutschrift von 50% für die Investition. Auch die Pellets selbst profitieren von einem reduzierten Steuersatz von 5,5%, prophezeit Rakos. Auf Grund erschöpfter Zuschuss-Kassen in Deutschland bereits zu Jahresmitte hält er Steuergutschriften wie in Frankreich für einen gangbaren Weg. Förderungen wären angesichts der höheren Investitionskosten von Pelletskessel auch weiterhin in Österreich nötig, urteilt Rakos.

Versorgungssicherheit Causa Prima.
2007 sieht Rakos im Zeichen eines Ausbaus der Versorgungssicherheit stehen. „Heuer war es noch nicht möglich, die nötigen Lagermengen aufzubauen - das muss 2007 gelingen”, fordert Rakos. „Wir werden dann etwas kommunizieren, was wir bisher nicht konnten: Wir garantieren die Versorgungssicherheit. So werden wir uns aus dem stimmungsmäßigen Tal rausbewegen.”
„Wir sind ein junger Markt, der vom Nachfrage-Boom nach einem Ölpreis von 70 US-$ zwangsweise unter Druck kam. Einen solchen Nachfrage-Hype konnte niemand vorhersehen. Die kommenden Monate sollten wir in ruhigeres Fahrwasser gelangen”, erwartet Rakos.
1162210788.jpg

Abschätzung des Holzbedarfs für die energetische Verwertung in Österreich – Prognose 2005 bis 2010 © DI Gerd Ebner

Versorgungsbasis wird breiter. Dazu beitragen könnten auch neue Rohstoff-Alternativen. „Derzeit tun sich die Produzenten leichter, die selber den Rohstoff haben: die Sägewerke”, erläutert Rakos. Schon derzeit wird in Österreich aber nicht ausschließlich Sägemehl pelletiert, sondern eine „signifikante Produktionsmenge” (Rakos) stamme aus verarbeitetem Hackgut.
„Bei einem Sägemehl-Preis von 12 €/srm kommt man auf ein Niveau von 84 €/t atro. Für Industrieholz zahlt man 50 bis 58 €/t atro ab Waldstraße - man hat also schon Spielraum für’s Hacken und Mahlen”, rechnet Rakos vor. Steigt der Sägemehl-Preis auf denkbare 15 €/t atro wäre das Verhältnis noch günstiger. Der proPellets Austria-Geschäftsführer weiß von Projekten von Unternehmensgruppen, die die Pelletierung von Rundholz ernsthaft erwägen.

Aus Baum werden Pellets.
In Deutschland wurde in Schwedt vor wenigen Wochen eine Pelletsproduktion von 100.000 t/J basierend auf Rundholz in Betrieb genommen. Und auch für Österreich fordert Rakos Überlegungen anzustellen, ob man künftig unterschiedliche Arten von Pellets anbieten soll.
Neben den derzeitigen Önorm-Pellets könnte es eine zweite Qualität - etwa für den Einsatz im gewerblichen Bereich - geben, die höhere Rindenund somit Aschenanteile hätte. Rakos berichtet von intensiven Forschungsprojekten der Kesselhersteller, auch solche Qualitäten verbrennen zu können.
Die derzeitige Rohstoff-Situation spricht für Rakos auch dagegen, dass es zu einem echten Preissturz kommen könnte. „Die Sägewerke können die Späne immer noch an die Plattenund Papierindustrie verkaufen. Fürs Hackgut stehen außerdem die Biomassefeuerungs-Anlagen Schlange”, weiß Rakos.
Mio. fm - relativ wenig. Rakos fordert dazu auf, bei der Rohstoff-Situation zu beachten, welchen „geringen Holzstoffbedarf unsere Branche hat”. Alleine der heurige Bedarfs-Zuwachs der Biomasse-KWK-Anlagen entspräche dem, was die Pelletsindustrie 2010 an Bedarf haben wird. Rund: 1,6 fm/J (sh. Grafik oben).