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Noch wird vieles exportiert

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 22.01.2014 - 16:02
Der osteuropäische Pelletsmarkt ist geprägt von unterschiedlichen Ländern mit oft identen Herausforderungen. Diesen Schluss erlaubten die Präsentationen, die sich den 130 Besuchern am Pelletstag am 15. Januar in Graz boten. Manche Staaten weisen ein beträchtliches Biomassepotenzial auf, lassen aber die technische und logistische Umsetzung vermissen. Andere produzieren bereits mit mitteleuropäischem Know-how und beliefern Europas wichtigste Märkte. Nur wenigen Ländern gelang es jedoch bislang, einen Heimmarkt aufzubauen. Nicht zuletzt ist es für die Verbände schwierig, verlässliche Zahlen zu erhalten. Die hier dargestellten Fakten sind daher auch mit Unsicherheit behaftet.

Verdoppelung in drei Jahren

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Ludmila Wach von der Baltic Energy Conservation Energy in Danzig/PL stellte die beeindruckende Entwicklung des polnischen Marktes vor. Beginnend mit 2003, entwickelte sich eine Holzpelletsindustrie aus etwa 30 Unternehmern. Deren Produktion erreichte 2011 600.000 t/J. Anders als in Nachbarstaaten, bleibt ein Großteil der Pellets im Inland und wird zu 60 % in Biomasse-Heizkraftwerken verbraucht. Getrieben wird der Inlandsbedarf von den Energiezielen 2020. Demnach will Polen bis zum Ende des Jahrzehnts 15 % seiner Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen beziehen. Pellets eignen sich als Ersatzbrennstoff in veralteten Kohlekesseln. 220.000 t gehen in den Export, vornehmlich nach Schweden, Dänemark, Deutschland oder Italien. Neben Holzbrennstoffen produzierte Polen 2012 300.000 t Pellets aus nachwachsenden Rohstoffen (vornehmlich Stroh). Die wurden zu 100 % im Inland verbrannt. Schwierigkeiten zeigte Wach bei der Vergabe von „Green Certificates“ auf, mit denen Förderungen für die Ökostromproduktion einhergehen. 2012 gab es ein Überangebot dieser Zertifikate, weshalb die Subventionen für Kombinationskraftwerke 2013 drastisch sanken und limitiert wurden. Lieferverträge für Pellets brachten deshalb 2013 weniger ein. Daher gaben Produktion und Konsum in Polen im Vorjahr geringfügig nach.

Zwei Großproduktionen in Tschechien

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Vladimir Stupavsky, Präsident Tschechischer Pelletscluster, brachte Informationen über den tschechischen Pelletsmarkt mit. Die beiden größten Hersteller sind Mayr-Melnhof Holz in Paskov (80.000 t/J) sowie Haas, Chanovice (bis 2012 25.000 t/J, wird auf bis zu 60.000 t/J ausgebaut). Der Anteil dieser beiden Werke ist aufgrund der Produktion von 160.000 t (2013) imposant. „Daneben gibt es zwölf heimische Produzenten, die jeweils über eine Kapazität von 5000 t/J und mehr verfügen“, informierte Stupavsky.Am noch unterentwickelten Heimmarkt kosten tschechische Pellets für Endverbraucher 250 €/t. Gleichzeitig werden von östlichen Nachbarn Pellets für 150 bis 160 €/t importiert. Dies erklärt, weshalb nahezu 90 % der tschechischen Pellets im Ausland landen. 80 % davon nehmen Deutschland, Italien und Österreich ab. Der Rest geht in die Slowakei und nach Polen. Die Statistik zeigte 2013 einen Exportüberschuss von 120.000 t. Stupavsky war zuversichtlich, dass die derzeitige Produktionsmenge 2014 erheblich gesteigert werde. Stora Enso Zdirec hat angekündigt, in diesem Jahr noch eine Pelletsproduktion mit 55.000 t/J beginnen zu wollen. Darüber hinaus will Biomac in Borohrádek künftig 30.000 t/J erzeugen. Dies entspräche einer Zunahme der Kapazität innerhalb eines Jahres um mehr als 50 %.

Überraschender Boom in Serbien

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Still und heimlich hat sich Serbien in den vergangenen Jahren zu einem großen Pelletsverbraucher gemausert. Dr. Branko Glavonjic, Professor für Forstwissenschaften an der Universität Belgrad, erläuterte die Gründe: „Wir profitieren davon, dass einige touristische und öffentliche Gebäude Pellets als Heizquelle entdeckt haben. Ähnlich wie in Italien, gibt es aber auch schon eine annehmbare Anzahl an Privathaushalten, die dank Zimmeröfen Pellets benötigen.“ Ende 2013 wies Serbien eine Produktionskapazität von 489.000 t/J auf. Umgelegt auf die Fläche, sei das 7 Millionen Einwohner-Land neben Österreich und den baltischen Staaten führend in Europa. Konträr dazu verläuft jedoch die Produktion. Mit 108.000 t/J lag die Auslastung 2012 nur knapp über 20 %. Gründe dafür seien Unternehmer, die auf einen weiteren Preisanstieg für Pellets hoffen. Dies betrifft vor allem Kleinproduzenten, die ihre Produkte regional verkaufen.Die Rohstoffversorgung ist in manchen Regionen des Landes schwierig. Serbische Investoren planen trotzdem noch 2014 die Inbetriebnahme eines Werkes mit 100.000 t/J Kapazität, welches mit langfristigen Lieferverträgen, vornehmlich aus serbischen Wäldern versorgen werden soll. Ähnlich wie die Produktionskapazität zog der Bedarf in Serbien an. 2009 noch inexistent, wurden 2012 über 60.000 t nachgefragt. Der Rest landete vornehmlich in Griechenland und Italien.In Privathaushalten ist die Kohle der größte Konkurrent, da der Staat deren Preis mit 70 €/t festsetzt. Die Presslinge kosten inklusive Lieferung dagegen bis zu 215 €/t und sind daher nur für die Mittel- und Oberschicht interessant. Fehlende Subventionen für Pellets sowie eine höhere Mehrwertsteuer als bei Kohle (20 % statt 10 %) bremsen zusätzlich.

Ukraine kämpft an vielen Fronten

Europas größtes Land erzeugt trotz hoher Rohstoffverfügbarkeit nur wenig Pellets. Da die Produktion schwer erfassbar ist, bezifferte Tetiana Ignatenko, Generalsekretärin der Ukrainian Pellet Union, lediglich den Export mit 86.000 t (2013). Im mittel kostet die Aufuhrware umgerechnet 100 €/t. Primär gelangten diese Pellets nach Polen, Italien sowie in die Tschechische Republik. Widerstand erfährt die Pelletsbranche in der Ukraine durch die Öl- und Gaslobby. Die instabile politische Lage trägt dazu bei, dass keine förderlichen Rahmenbedingungen, sei es in Privathaushalten oder in Großprojekten, geschaffen werden.

Kroatien will Heimmarkt stärken

„2013 wurden 180.000 t Pellets bei einer Kapazität von 240.000 t/J produziert“, verriet Marijan Kavran, Generalsekretär Kroatischer Holzcluster. 95 % davon werden exportiert – auch, weil Pellets in den Klimazielen der Regierung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ein Problem stellt für die Kroaten die kontinuierliche Versorgung der Werke mit Rundholz da. „Kroatien erntet jährlich 5,9 Mio. fm Holz. Da müsste Potenzial für mehr Pelletierungen sein“, erklärte Kavran. Doch die Logistik für den Handel sei noch so gut wie inexistent. Zahlreiche Pelletierer würden mit veralteten Anlagen arbeiten. Ziel müsse es sein, in Kooperation mit den Nachbarstaaten Rahmenbedingungen für steigende Marktanteile zu schaffen. Einen Anfang schuf man, indem bis ins kommende Jahr 300 öffentliche Gebäude mit Pelletsheizungen ausgerüstet werden.

Rumänien profitiert von Holzindustrien

Die Pelletsproduktion in Rumänien ist vorrangig mit dem Namen Schweighofer verbunden. Dies erklärte Dorin Sfaca, Präsident Rumänischer Pellets- und Brikettverband. 2013 wurden 480.000 t produziert. Dies verteile sich im Wesentlichen auf die vier größten Werke, wovon zwei zur Schweighofer-Gruppe gehören, erklärte Sfaca. Derzeit werden neue Projekte fertig gestellt. Im Laufe des Jahres soll die Produktion auf über 700.000 t/J steigen. Lediglich 10.000 t/J davon bleiben im Land. Über 90 % der Produktion gehen nach Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich.

Bulgarien kämpft mit Klimaanlagen

Der günstige Strom sorge dafür, dass viele Bulgaren mit Klimaanlagen in Haushalten heizen und kühlen würden. Dieses erstaunliche Phänomen brachte Vasil Zlatev (Energieagentur Plovdiv) den Zuhörern nahe. Pelletsöfen seien ohne staatliche Hilfe dagegen für Einheimische kaum erschwinglich. Ein Großteil der Bevölkerung wisse noch nicht einmal Bescheid über die Möglichkeit, mit Pellets zu heizen. Basisinformation stehe also ganz oben auf der Prioritätsliste. Bulgariens größtes Pelletswerk produziert 12.000 t/J. 10 bis 15 % jährliches Wachstum am Heimmarkt in den vergangenen Jahren lasse aber optimistisch in die Zukunft blicken.

Steigende Beliebtheit in Griechenland

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Obwohl Griechenland schwere Zeiten durchlebt, wächst der Pelletsbedarf seit 2008. Ioannis Eleftheriadis vom Zentrum für Erneuerbare Energien bezifferte ihn 2012 mit 54.000 t, wobei sich Griechenland zu zwei Dritteln selbst versorgte. Der Import wurde notwendig, weil die Inlandsproduktion von 49.000 t (2011) auf 36.000 t (2012) sank. Die Einfuhren stammen vor allem aus Serbien, Rumänien und Bulgarien. Auffällig seien große Preisunterschiede, erörterte Eleftheriadis. Zwischen dem billigsten und teuersten Angebot lägen 100 €/t und mehr. Begünstigt wird dies durch einen Informationsmangel des Endverbrauchers, der die Pelletspreise nur selten Fällen seriös vergleichen kann.