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Hannes und Stefan Theurl (v. li.) posieren stolz vor ihrer neuen Sägelinie © Theurl

Neue Linie in Osttirol

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 03.03.2014 - 17:56
„Wir sitzen in der Region mit dem teuersten Rundholz der Welt. Da braucht es Hightech, um die Ausbeute zu maximieren und perfekte Qualität zu erzeugen“, erklärt Geschäftsführer Hannes Theurl. Der zweite Grund ist die höhere Flexibilität mit den neuen Anlagen. Theurl erzeugt neben Schnittholz auch BSH und Hobelware. Gemischte Ladungen sind Selbstverständlichkeiten.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben die Osttiroler nicht nur die Sägelinie ersetzt. „Seit 2011 haben wir in Assling über 30 Mio. € investiert“, beziffert Stefan Theurl, der mit seinem Cousin das Unternehmen führt. Das beinhaltet:
    Neubau des RundholzplatzesErneuerung der KommissionshalleNeubau des HobelwerksErrichtung eines Holzbau-KompetenzzentrumsErneuerung der Sägelinie inklusive Kapazitätsausweitung bei der Schnittholzsortierungsechs neue HolztrockenkammernAusweitung der Schnittholzlagerkapazität

„In unserem Herz schlägt Hightech“

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Theurl setzt auch im Sägewerk auf dieVermessungssysteme von Microtec © Theurl

Wer durch die Produktionshallen der beiden Theurl-Standorte in Assling geht, findet nur Hightech. Die 2011 montierte Rundholzaufgabe mündet in die Blochzuführung von Springer. Der Schraubenvereinzeler bringt die bis zu 5 m langen Bloche auf den Linieneinzug.
Das Prinzip von Spaner-Kreissägenlinien hat sich zwar seit Jahren nicht verändert, wohl aber die Vermessungs- und Optimierungsmöglichkeiten. Theurl hat vor und in seiner Linck-Linie vier 3D-Vermessungen von Microtec. Die erste erkennt die Kontur des Bloches. An weiteren Messstellen wird die Form des Models beziehungsweise des Kantlings abgetastet. Das ermöglicht zweierlei. Zunächst maximiert die flexible Linck-Linie auf Basis dieser Daten die Ausbeute. Die Aggregate trennen Seitenware asymmetrisch und diagonal ab. Die Hauptware wird auf Basis der Modelvermessung optimiert. Der zweite Vorteil ist, dass die Messergebnisse ständig gegenseitig abgeglichen werden. Das zeigt, ob die Zielausbeute erreicht wird. Durch diese konstante Überprüfung der Vorgaben hat der Bediener die Kontrolle und kann sichergehen, dass kein Kubikzentimeter verschenkt wird. „Bei der Vermessung wurden in den vergangenen Jahren die größten Fortschritte gemacht“, ist sich Stefan Theurl sicher. Die Linck-Linie verarbeitet Schwachholz. Die Osttiroler verstehen damit Bloche bis 55 cm Zopf. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Fall für die bestehende EWD-Blockbandsäge.

Trimmer ist ein Prototyp

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Ebenfalls neu ist die Siebmaschine von Rudnick?&?Enners zur Absiebung nach drei Fraktionen © Rudnick&Enners

Haupt- und Schnittware strömen getrennt zur Sortieranlage. Der Großteil der Hauptware ist für die eigene Weiterverarbeitung im Leimholz- oder Hobelwerk bestimmt. Seitenware geht beispielsweise als 17 mm-Spanerbrett an Italiens Verpackungshersteller oder zunehmend in die Levante.
Um mit dem höheren Einschnitt zurechtzukommen, ließ Theurl von Springer auch die Sortierung modernisieren. Herzstück ist der Trimmer E-Cut 200. Die auf der Ligna 2013 vorgestellte Maschine ist bei Theurl zum ersten Mal im Praxiseinsatz. Die Maschine legt die Basis für die perfekt gestapelten Seitenwarenpakete mit sauberer Schnittfläche, die ein Stapler bei der Betriebsführung vom Sortierstrang hebt und in Richtung Schnittholzlager fährt. Bald schon werden sie ihre Reise per Lkw nach Rijeka oder Koper antreten und irgendwo südlich des Mittelmeers landen.
Die Verantwortung für die Aufbereitung der zusätzlichen Späne und Hackschnitzel lag bei Rudnick & Enners, Alpenrod/DE. Der Anlagenbauer lieferte bereits für die Restholzaufbereitung des bestehenden Werkes. Um deren Leistung zu steigern, erneuerten die Rheinland-Pfälzer im Dezember 2013 die Steuerung sowie Förderer und Siebmaschinen. Materialstrom und Siebergebnis wurden an den Durchsatz angepasst.

Klassische Trocknung, hohe Effizienz

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Trockenkammern von Mühlböck erweitern die Flexibilität von Theurl Holz © Theurl

Der vergangene Winter brachte Rekordschneemengen in Osttirol. Auf die Produktqualität hat das aber keinen Einfluss. Um aus dem vereisten, teils gefrorenen Holz perfekt getrocknete Ware herzustellen, vertraut Theurl auf die Trockenkammern von Mühlböck. Zu den bestehenden 13 Einheiten kamen sechs neue Kammern. Wieder entschied man sich für die modernste Technologie und schaffte die Trockenkammern vom Typ 603 und 606 mit Energierückgewinnung an. Apropos Energie: Die wird in Assling ebenfalls vor Ort erzeugt. Für die zusätzliche Trocknungskapazität wurde 2011 und 2012 ein neues Heizwerk mit 3,5 MWtherm errichtet. Somit stehen insgesamt 10 MWtherm zur Verfügung.
Der Großteil der trockenen Ware ist für die eigene Weiterverarbeitung bestimmt. Theurl erzeugt 35.000 m3/J Hobelware und 75.000 m3/J BSH. Zwei fünfachsige Hundegger-Abbundanlagen (K2i 1250 und K2 650) fertigen aus dem Leimholz präzise Elemente für Haus- und Dachstuhlbau.

Wir sind stolz auf „Austrian Premium Timber“

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Hannes und Stefan Theurl (v. li.) posieren stolz vor ihrer neuen Sägelinie © Theurl

Modern sind bei Theurl nicht nur die Maschinen. Auch Logo und Internetauftritt wurden erneuert. „Theurl – Austrian Premium Timber“ prangt stolz in roten Lettern auf allen Paketen. Das „T“ in rot-weiß-roter Ausführung erinnert an das Austria-Zeichen, womit österreichische Unternehmen seit Jahrzehnten ihre Herkunft kundtun. Für Theurl ist das neue Logo ein integraler Bestandteil seines Selbstverständnisses. Mehr als die Hälfte der Produktion wird exportiert. Hauptmarkt ist nach wie vor Italien. Aber auch die Levante wird von Osttirol aus beliefert. Dort gilt der Schriftzug „Made in Austria“ als Qualitätsversprechen, dem sich Theurl verpflichtet fühlt. Die Qualität kommt aus der Region. Feinjährige Fichten besiedeln das Pustertal, wo die beiden Standorte von Theurl liegen. Das ist der Rohstoff, aus dem die hochwertigen Produkte erzeugt werden, denn eingekauft wird nur regional. Kein Wunder, dass das Unternehmen so stolz auf seine Wurzeln verweist.

Antizyklisch investiert nur, wer kann

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Der E-Cut?200-Trimmer von Springer ist bei Theurl Holz erstmals im Einsatz © Theurl

Wer die Unternehmensleitung fragt, warum sie gerade jetzt in eine neue Sägelinie investiert hat, hört zunächst eine Zusammenfassung der Betriebsphilosophie: „Theurl steht für ausgezeichneten Service in Kombination mit menschlicher Sachkompetenz und maschineller Effizienz. Bei sämtlichen Investitionen stand im Mittelpunkt, aus dem verfügbaren Rohstoff mithilfe der besten Anlagen am meisten herauszuholen“, drückt es etwa Hannes Theurl aus.
Tatsächlich schaffte es der Betrieb erfolgreich durch die Krisenjahre. Das gab die Finanzkraft, in Zeiten der Rezession eine solche Investition zu stemmen. Diese antizyklische Strategie bringt weitere Vorteile: Maschinenhersteller stellen ihre besten Techniker und Monteure für so ein Projekt zur Verfügung. Die Investition geht rasch und im Zeitplan über die Bühne. Durch reibungslose Inbetriebnahme wird vom ersten Moment an qualitativ hochwertige Ware produziert. Und davon profitieren auch die Kunden.
Nur zwei Monate stand der Einschnitt in Assling still, obwohl die neue Sägelinie am Ort der alten montiert wurde und ein Hallenanbau nötig war. „Dazu hatten wir bis zu 150 Leute gleichzeitig auf der Baustelle“, beschreibt Prokurist Hannes Ganner, der unisono mit den Geschäftsführern das Engagement aller Beteiligten lobt.