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Die Leitz-Führung stellte Ligna-Neuheiten vor:  Sven Haag, Dr. Dieter Brucklacher, Wilfried Gehart und Andreas Kisselbach (v. li.) © Koller

Neue Diamantbeschichtung

Ein Artikel von Robert Kittel | 15.05.2013 - 07:09
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Die Leitz-Führung stellte Ligna-Neuheiten vor:  Sven Haag, Dr. Dieter Brucklacher, Wilfried Gehart und Andreas Kisselbach (v. li.) © Koller

Seit Jahren werden Beschichtungen zur wirtschaftlichen Standwegerhöhung von Hartmetallwerkzeugen eingesetzt. Allerorten wird intensiv an dieser Technologie geforscht, auch bei Leitz in Oberkochen/DE. Auf der Ligna präsentierten die Werkzeugspezialisten ihr neues Beschichtungsverfahren: Anstelle der üblicherweise verwendeten Metallnitride, wie Titannitrid (TiN) oder Chromvanadiumnitrid (CrVN), wird mit einem Tungsten Diamond Coating (TDC) genannten Verfahren vergütet. Dabei handelt es sich um eine nanokristalline Kohlenstoffschicht, welche die maximale Härte und Verschleißfestigkeit von Diamant erreichen soll. Allerdings ohne die Nachteile, wie sie Schneiden aus polykristallinem Diamant (PKD) haben – die hauchdünne Schicht ist schlag- und bruchresistenter und eignet sich daher auch für Massivholz.

Längere Laufzeit für Industrieanwendungen

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Neue Diamantbeschichtung: Leitz vergütet die Schneiden je nach Bedarf mit der schwarzen TDC Diamant- oder der goldenen MC-Beschichtung © Leitz

Überall dort, wo eine lange Nutzungsdauer bei konstant hoher Qualität und wenigen Rüstzyklen gefordert wird, soll das neue Leitz-Beschichtungsverfahren erhebliche Vorteile bringen. Gegenüber einer konventionellen Hartmetallschneide könne mit der Diamantbeschichtung der Standweg mehr als verdoppelt und die Kosten können um ein Drittel reduziert werden, verspricht Leitz. In der Praxis bedeute es, dass nur noch halb so oft gerüstet werden muss.
Künftig bietet Leitz deshalb beide Beschichtungsverfahren parallel an: Für gewerbliche Anwender mit hohen Ansprüchen an die Oberflächenqualität bei Nadelholz empfiehlt man die goldene Multicoatingbeschichtung Marathon MC. Auch sie ermöglicht eine Standwegverlängerung im Vergleich zu unbeschichtetem Hartmetall um fast 50 % und eine hohe Schnittgüte bis ans Ende der Nutzungsdauer.
Für industrielle Anwender offeriert Leitz die neu entwickelte schwarze TDC-Beschichtung. Sie soll sich besonders für die Verarbeitung von Hartholz, abrasiven Werkstoffen und hohen Stückzahlen bis zum Werkzeugwechsel eignen.

Neue Profilwerkzeuge mit Beschichtung

Leitz kann nun auch sein Profil-Cut-System mit den beiden Beschichtungen ausrüsten. Vor allem bei zerspanungsintensiven Arbeiten, wie in der Fensterfertigung, soll die Beschichtung eine signifikante Erhöhung des Standweges ermöglichen. Für die Praktiker ist vor allem die hohe Oberflächenqualität bedeutsam – sie kann Arbeitszeitersparnis in der Nachbearbeitung bedeuten, sprich weniger zeitintensive Nachschleifarbeit. Noch interessanter wird die Beschichtung von Profil-Cut-Garnituren angesichts des auf der BWS vorgestellten IV 106 Climatrend-Fenstersystems (s. Holzkurier Heft 17, S. 19). Die großen Falztiefen eines passivhaustauglichen Profils verlangen den Falzgarnituren einiges ab. Durch eine der beiden Marathonbeschichtungen werde das aber mehr als ausgeglichen, ist man bei Leitz überzeugt.

Abbundfräsen in Möbelqualität

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Zimmererverbindungen ohne Ausreißen ermöglicht der neue Heli-Cut-Messerkopf © Leitz

Neben der alles beherrschenden Neuheit Diamantbeschichtung zeigte Leitz auf der Ligna auch etliche weitere Neuheiten und Verbesserungen. Für Holzbaubetriebe besonders interessant dürfte der Heli-Cut-Messerkopf sein: Durch eine ausgeklügelte Schneidenanordnung und -geometrie sollen zimmermannsmäßige Verbindungen mit der Oberflächengüte von Möbeln möglich werden. Auf der Abbundanlage treten mit dem neuen Messerkopf weder im Gleich- noch im Gegenlauf Ausrisse auf – egal, ob Längs-, Hirn- oder Querholz bearbeitet wird. Die sonst üblichen Oberflächenspuren, wie Sägehaare oder Ausbrüche an den bearbeiteten Flächen, sollen mit dem neuen Werkzeug völlig entfallen.
Die neuen Frästechnologie ähnelt mit ihrem ziehenden Schnitt einer Spiralmesserwelle. Sie ist aber wirtschaftlicher: Bei einer Scharte braucht nicht das komplette Messer getauscht, sondern nur die betroffene Wendeplatte gedreht werden. Die Vierfach-Wendeplatten können mit dem Inbusschlüssel ohne extra Druckbacken gespannt und gelöst werden, um sie weiterzudrehen oder auszutauschen. Dadurch sollen sich die Rüstzeiten erheblich verringern. Das Werkzeug wird mit Fräsbreiten von 18 bis 120 mm und Durchmessern von 85 bis 400 mm für nahezu alle Maschinenarten passend angeboten. Auch Kopiermesserköpfe werden von Leitz inzwischen mit der neuen Heli-Cut-Werkzeugtechnologie ausgerüstet.
Zimmerer sollen mit dem Heli-Cut ein bisher nicht übliches Qualitätsniveau erreichen können – das Zimmermannshaar habe damit endgültig ausgedient, schmunzeln die Leitzianer.