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Der Pariser Eiffelturm kann auch während der Renovierung der ersten Besucherplattform ungehindert besucht werden, da der Werkstoff Holz die Umbauarbeiten wesentlich beschleunigt © Moatti-Rivière Architectes

Millimeterarbeit auf 5400 m²

Ein Artikel von Michael Reitberger | 02.07.2013 - 09:24
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Der Pariser Eiffelturm kann auch während der Renovierung der ersten Besucherplattform ungehindert besucht werden, da der Werkstoff Holz die Umbauarbeiten wesentlich beschleunigt © Moatti-Rivière Architectes

Auf dem wohl bekanntesten Wahrzeichen moderner Architektur, dem 324 m hohen Eiffelturm in Paris, wird es eng. Über sieben Millionen Menschen bevölkern Jahr für Jahr die stählerne Attraktion – Tendenz steigend.
Wie zu erwarten, zieht es die meisten Besucher zur höchsten, auf 276 m gelegenen Aussicht. Doch gerade dort macht sich der Platzmangel am ehesten bemerkbar – ganz im Gegensatz zur Plattform im ersten Stock. Auf dieser sind zwar mehr Quadratmeter verfügbar, sie wirkt auf Besucher aber nicht so einladend. Dieses Paradoxon will der Betreiber (Stadt Paris) künftig entschärfen, indem er 2008 den Auftrag zur radikalen Neugestaltung des ersten Stockwerks gegeben hat.

Über den Dächern von Paris schwebend

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Mit zwei neuen und einem renovierten Pavillon entsteht in 57 m Höhe ein zusätzlicher, von Holz und Glas dominierter, Point of Interest auf Frankreichs bedeutendstem Wahrzeichen © Moatti-Rivière Architectes

Mit zwei neuen Pavillons entsteht in 57 m Höhe ein zusätzlicher, von Glasflächen dominierter „Point of Interest“. Dabei will man rund um die zentrale Öffnung der Plattform auch Bodenteile aus Glas einsetzen, um den Besuchern den Eindruck zu vermitteln, über den Dächern von Paris zu schweben. Die Pavillons werden ab 2014 den ersten Stock des Eiffelturms zieren. Einer davon wird einen Konferenzsaal beheimaten, der andere beherbergt Shops, Restaurants und Entspannungszonen. Außerdem werden die Fassade und die Decke des legendären Restaurants 58 Tour Eiffel erneuert. Seit vergangenem Jahr wird am Eiffelturm nach den Plänen des Architekturbüros Moatti-Rivière, Paris, und Bateg, Vélizy-Villacoublay/FR, gearbeitet. Elementarer Bestandteil des Designkonzepts ist die sich an der Geometrie der vier Turmsäulen orientierende Form der Gebäude. Zum Zentrum der 5400 m² großen Plattform hin werden schräge Glasflächen der Pavillons sowie eine gläserne Brüstung alle Blicke nach unten leiten.

Österreichisches Know-how für Paris

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Die Baustelle in luftiger Höhe © Moatti-Rivière Architectes

Aber nicht nur Glas, sondern auch Holz spielt künftig eine wichtige Rolle am Eiffelturm: Insgesamt kommen 1200 m² österreichisches KLH als Bodenplatten für die Pavillons zum Einsatz. Diese eignen sich aufgrund ihres schlanken Querschnitts, der Möglichkeit, das Material trocken zu verbauen, und des geringen Eigengewichts gut für dieses Projekt. Auch im Innenraum des Eiffelpavillons wird Holz sichtbar sein: Wände und Decken werden hier mit Akustikholzplatten verkleidet.

Gerechnet wurde auch in Wien

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Perfekte Symbiose: Die neuen Pavillons werden aus KLH Massivholzplatten und viel Glas errichtet © Moatti-Rivière Architectes

Zu den verantwortlichen Planern dieses außerordentlichen Bauvorhabens gesellte sich auch das Team des Wiener Ingenieurbüros Evolute. Gemeinsam mit den Fassadenprofis von RFR, Paris, arbeitete Evolute am ausgefeilten geometrischen Design der Glasflächen. Um diese so stabil zu gestalten, dass sie auch den erheblichen Windlasten auf dem Eiffelturm standhalten, mussten die Konstruktionen penibel genau berechnet und modelliert werden. Nur mit höherer Mathematik gelang der nahezu fehlerintolerante Entwurf. Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse auf der Baustelle und der Vorgabe, den Bau innerhalb von 21 Monaten abzuschließen, blieb nur die Option der Vorfertigung der Fassadenelemente. Bevor diese montiert werden konnten, mussten sie sich jedoch einem Test unterziehen: Mithilfe eines 3D-Scanners prüfte man die Passgenauigkeit der Elemente auf Zehntelmillimeter genau.Wenn dann laut Plan Mitte 2014 der neue erste Stock des Eiffelturms eröffnet wird, soll er wie eine Sehenswürdigkeit in der Sehenswürdigkeit fungieren und noch mehr Besucher anlocken.