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Vom Hauptstandort in Torgau wurde die Gartenabteilung nach Dahlen ausgelagert © HIT

Maßzäune in Wunschfarbe

Ein Artikel von Dinah Urban | 25.04.2014 - 11:12
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Vom Hauptstandort in Torgau wurde die Gartenabteilung nach Dahlen ausgelagert © HIT

Wer befasst sich rund um Weihnachten und Neujahr schon mit der Neugestaltung von Beeten und Terrassen? Wer erneuert seinen Zaun bei Minusgraden oder – in Zeiten des Klimawandels – bei Nieselregen knapp über dem Gefrierpunkt? Kaum jemand. Der Gartenholzhandel ist nach wie vor ein wahres Saisongeschäft. Diese Tatsache verschafft Herstellern einerseits genügend Zeit, ihre Lager über den Winter für die bevorstehende Plünderung im Frühjahr aufzufüllen. Aber für eine kontinuierliche Auslastung über das gesamte Jahr, die dank sichererer Arbeitsplätze nicht zuletzt für ein angenehmes Arbeitsklima sorgt, kann es durchaus Sinn machen, das Produktportfolio um einen Winter(b)renner zu erweitern. Das dachte man sich auch bei der Holzindustrie Torgau/DE (HIT) und begann damit, aus dem Produktionsrestholz Brennholzbriketts herzustellen und diese zu vertreiben.

Autarkie als Ziel

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Lärche wartet ohne Imprägnierung auf ihre Weiterveredelung © Dinah Urban

Bisher wurden die anfallenden Holzreste im eigenen Biomasse-Heizkraftwerk verfeuert, um daraus Wärme und Strom zu erzeugen (s. Link). Sägespäne und Hackschnitzel gingen an Kunden aus der Spanplattenindus­trie oder Zellstoffherstellung. Seit 2013 landen die Sägespäne in der Brikettpresse, um eine höhere Ausbeute und Wertschöpfung zu erreichen. So kommt nun auch die Kundschaft auf ihre Heizkosten. „Künftig soll ein Teil des wertvollen Reststoffs zu Pressspanklötzen für die Palettenherstellung verarbeitet werden. Ein weiterer Schritt zur angestrebten Autarkie. Die dafür notwendige Anlage befindet sich im Bau“, verrät Bereichsleiter Detlef Morstein dem Holzkurier.

Standortwechsel

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Der Doppelendprofiler von Weinig bietet sehr viel Auswahl bei der Gestaltung der Brettenden © Dinah Urban

Vor etwa drei Jahren wurde die Gartenholzabteilung des Unternehmens im Betriebsteil Dahlen/DE ausgelagert. Während am Hauptstandort in erster Linie Paletten aus selbst erzeugtem Schnittholz gefertigt werden, nutzt die Zweigstelle die Möglichkeit, auf die Kapazitäten des Stammbetriebs zurückzugreifen, um teure Zukäufe einzuschränken. „Die Organisation von Einkauf, Logistik und Rechnungswesen erfolgt über Torgau“, erklärt Betriebsteilleiter Jens Lehmann. So arbeitet man nicht aneinander vorbei. Produktion und Vertrieb in Dahlen werden mit zwölf Personen bestritten. Bei Bedarf helfen aber gerade in der Hochsaison auch Kollegen vom Hauptstandort mit. Insgesamt beschäftigt HIT 626 Mitarbeiter.

Das benötigte Rundholz stammt großteils aus heimischen Wäldern im Umkreis von etwa 150 km. Per eigenen Lkw-Fuhrpark oder mit der Unternehmenslok Diana wird der Rohstoff angeliefert. Neben Kiefer und Fichte nimmt die Europäische Lärche besonders viel Platz auf den Lieferscheinen ein. Sie erfreut sich als Gartenholz immer stärkerer Nachfrage und macht in dieser Abteilung mit den beiden erstgenannten Hölzern etwa 90% des Einkaufs aus. Ebenfalls für diesen Geschäftsbereich werden Sibirische Lärche und der auch in Europa gedeihende Eucalyptus globulus (aus Spanien) bezogen. Sie bilden den exklusiveren Part im jährlich neu erscheinenden Produktkatalog. Direkt in Dahlen werden zusätzlich Eiche und Robinie auftragsbezogen mit der mobilen Wimmer-Bandsäge eingeschnitten und verarbeitet.

5,5 ha Lagerfläche für Gartenhölzer

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Für Fichte und Kiefer führt der Weg durch den Kesseldruckimprägnierer © Dinah Urban

n Torgau zugeschnitten, getrocknet und bei Bedarf mit den Rundstabfräsmaschinen von Bezner-Oswald, Ravensburg/DE, angespitzt, erreichen die späteren Pfähle, Palisaden und Zaunlatten via Lkw-Pendelverkehr den Betriebshof in Dahlen. Hier werden Kiefer und Fichte zunächst im eigenen Kessel druckimprägiert. Die Lärche wird – als Pfahlrohling oder bereits fertig gehobeltes Terrassenholz – direkt unter Dach eingelagert, da sie eine ausreichende Eigenresistenz gegen Fäule besitzt. Nach durchschnittlich sechs Stunden Imprägierzeit kann auch das übrige Holz unter reichlich überdachter Fläche auf dem 5,5 ha-Gelände zwischengelagert werden, damit die Imprägnierung innerhalb von zwei Wochen ihre volle Wirksamkeit ausbilden kann.

Farbe nur auf Anfrage

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Individuelle Montagetische erleichtern das Zusammensetzen der Einzelteile zu Modulen © Dinah Urban

Die Weiterveredelung führt bis zum vormontierten Endprodukt. Hierfür stehen ein Doppelendprofiler, eine Fas- und Spitzanlage sowie eine spezielle Hobelmaschine von Weinig, Tauberbischofsheim/DE, zur Verfügung, die auch das Rundhobeln ermöglicht. So werden runde und eckige Rohlinge in wenigen Schritten abgelängt, gehobelt, gefast, abgerundet, angespitzt und zu kurze Stücke automatisch aussortiert.
Die fertigen Einzelteile werden anschließend an verschiedenen Montagetischen – quasi wie mit einer Schablone – zusammengefügt. Wenn der Bank- oder Zaunbausatz nicht sofort ausgeliefert wird, findet auch er Platz im Lager. Lasiert wird ausschließlich auf Anfrage in mittlerweile sechs Farbtönen. Die Lasur wird mittels Flutverfahren aufgebracht. „Damit wird eine besonders gleichmäßig Auftragung ermöglicht“, erklärt Lehmann dem Holzkurier. Innerhalb von zwei Wochen können die Produkte in der gewünschten Farbe geliefert werden.

Maßanfertigungen sind der Hit

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Der Powermat 2000 mit angeschlossener Kappanlage bringt die Latten für den Doppelendfräser in Form © Dinah Urban

Neben der Möglichkeit, sich etwa den passenden Sichtschutz aus einer Vielzahl von Modulteilen zusammenzustellen, bietet HIT vermehrt die Maßanfertigung an. „Grundstücke haben keine Standardmaße und es ist ärgerlich, wenn am Ende 10 cm fehlen“, deutet Lehmann diesen Trend. Einen weiteren sieht er im exklusiveren Bereich: Lärche werde stark nachgefragt. Das liegt wohl nicht zuletzt an ihrer natürlichen Pilzresistenz, die eine Behandlung mit Holzschutzmitteln überflüssig macht. Deswegen soll sie – genau wie der Eucalyptus globulus – noch mehr im Sortiment berücksichtigt werden. Hinsichtlich der Lasuren folgt man ebenfalls der Nachfrage. So hat in den Katalog für 2014 die Farbe Moosgrün Einzug gehalten.
Die Marktforschung hat einen festen Platz im täglichen Betrieb. Anregungen werden sofort erfasst und für spätere Weiterentwicklungen festgehalten. In ruhigeren Monaten betreibt man bei Kundengesprächen direkte Marktforschung. „Wenn uns der Händler berichtet, dass er in letzter Zeit sehr viele Türen in einer bestimmten Farbe verkauft hat, macht es schließlich Sinn, unsere Produkte dazu passend anzubieten“, macht Lehmann plausibel.

Belieferung von 500 Fachhändlern

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Im Flutverfahren werden die modularen Einheiten auf Nachfrage in sechs Farben lasiert © Dinah Urban

Seit der Übernahme von Tip Holz vor drei Jahren hat man den Standort von einem Baumarktlieferanten zu einem kompetenten Partner für Fachhändler in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sowie Eurobaustoff-Betriebe in ganz Deutschland umstrukturiert. Das Liefergebiet wird kontinuierlich ausgebaut.