Lernfähige Pelletierer

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 16.06.2007 - 15:53
Bis zum Herbst wird es bei Pellets einen leichten Preisanstieg geben. Das wäre die übliche saisonale Entwicklung”, vermutet Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria. Der Preissturz von 50 €/t auf unter 200 €/t im Februar war eine Reaktion des Marktes auf den Bedarfseinbruch durch den milden Winter. Genutzt wurde er - nicht ganz freiwillig - zum Aufruf an die Kunden Pellets einzulagern. Die Markterhebung des österreichischen Branchenverbandes zeigt seit März eine preisliche Stabilisierung bei 185 €/t, im Juni gab es einen Anstieg um 2 €/t auf 187 €/t.

Nachfrage hebt Preise.
„Die üblicherweise steigende Nachfrage bis zum Herbst wird den Preis wohl auf knapp über 200 €/t steigen lassen”, schätzt Rakos aus heutiger Sicht. Für den Winter könnte er sich 220 €/t als realistischen Wert vorstellen.
Pelletsmangel wird in Österreich auf absehbare Zeit als Preistreiber ausfallen, denn Rakos rechnet damit, dass die heimische Produktion heuer auf 720.000 t steigen wird, bei einer installierten Kapazität von rund 980.000 t/J. Und das, obwohl zahlreiche Produktionsprojekte mittlerweile verschoben wurden ...

Keller noch gefüllt.
Nachfragedämpfend wird sich heuer auswirken, dass nach dem milden Winter viele Haushalte noch über Pelletsreserven verfügen. Umgekehrt lag die Zahl der installierten Neuanlagen 2006 mit 10.467 deutlich über den Erwartungen, brach doch im 2. Halbjahr die Pelletskessel-Nachfrage in Österreich markant ein.

Aus Fehlern gelernt?
„Viele Pelletsproduzenten konnten sich nicht vorstellen, welche verheerenden Folgen die Hochpreispolitik hat”, analysiert Rakos, der nun ein „großes Umdenken erkennt - alle werden sich bemühen, eine konstante Preisentwicklung voranzutreiben”.
Gegenwärtig ist die Nachfrage nach neuen Pelletskesseln in Österreich äußerst schwach. Laut Rakos trat im Vorjahr die gefährliche Entwicklung ein, dass die Installateure - als wichtige Systementscheider für die Bauherren - vielfach auf die Wärmepumpe umschwenkten. „Mit verstärkter direkter Ansprache wollen wir die Installateure wieder für uns gewinnen”, so Rakos.
Außerdem setzt proPellets Austria auf Lobbying. CO2-Vermeidung werde das große Zukunftsthema sein, meint Rakos, der fest überzeugt ist, dass der Markt rasch wieder in Bewegung kommt. „Es wird zu einer Zuspitzung bei der Wohnbau-Förderung in Richtung verstärkter Klimaschutz kommen. Kein anderes Heizsystem führt zu einer vergleichbaren Reduktion der Treibhausgase. Das hat eine aktuelle Studie des SIR gezeigt”, argumentiert Rakos.

Ölpreis könnte Kesselverkäufe pushen.
Mit den Branchenstärken will man mittelfristig reüssieren. Kurzfristig hofft Rakos, dass der Pellets-Bedarf heuer am Niveau von 2006 sein wird. Das wären rund 400.000 t. Bei den Kesselverkäufen wäre bereits das Erreichen der 2005er-Zahlen (8874 errichtete Anlagen; -15% zu 2006) laut Rakos „ein großer Erfolg”. Die Verkäufe könnten sich aber rasch beleben, sollte der Öl-Preis erneut eine - nicht unrealistische - historische Spitze erklimmen.