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Über 400 Teilnehmer trafen sich beim 7. Europäischen Kongress für energieeffizientes Bauen mit Holz (EBH) in Köln © Kathrin Lanz

Keine Angst vor Mehrkosten

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 28.10.2014 - 10:33
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Über 400 Teilnehmer trafen sich beim 7. Europäischen Kongress für energieeffizientes Bauen mit Holz (EBH) in Köln © Kathrin Lanz

Schier überhäuft mit Vorzeigeobjekten in Holzbauweise wurden die über 400 Teilnehmer des 7. Europäischen Kongresses für energieeffizientes Bauen mit Holz (EBH) in Köln. Von 16. bis 17. Oktober trafen sich Architekten, Planer, Holzbau-Meister und Ingenieure zum Austausch und zur Wissensvermittlung im Kongresszentrum Gürzenich. In 26 Referaten wurden spannende realisierte oder noch in Planung befindliche Projekte präsentiert.

Nischenposition ausbaufähig

Aufstockungen, Sanierungen und Neubauten nach Abriss sind in Anbetracht des Mangels an Bauplätzen wichtige Themen für den urbanen Holzbau. Anhand einer Reihe von Beispielen wurde unter Beweis gestellt, dass traditionelle Holzbau-Meister sehr wohl imstande sind, moderne Entwürfe im urbanen Raum unter erschwerten und beengten Verhältnissen umzusetzen. Vom fünfgeschossigen Luxemburger Stadthaus als Lückenbehausung von Holzbau Henz über Aufstockungsprojekte und Dachausbauten der Wiener Obenauf-Architekten bis hin zu dem weitreichenden Thema neuer Gebäudehüllen wurden vielfältige urbane Betätigungsfelder aufgezeigt. Holzbau in der Stadt nimmt aber noch eine Nischenposition ein. Einerseits braucht es zur Belebung dieser Sparte Bauherren, die in ökologischen Aspekten verhaftet sind. Andererseits sind holzaffine Architekten gefordert, die bereit sind, sich mit der Materie intensiv auseinanderzusetzen. Manchmal verlangen ab und an einfach der Bauplatz, die Bauaufgabe oder die Rahmenbedingung nach der Holzbauweise. Bei dieser Variante werden Bauherr und Architekt oft auf ganz natürliche Weise dazu bewogen, sich der Thematik zu stellen.

Kostenfaktor kein Gegenargument mehr

„Langsam häufen sich Vorzeigeobjekte, anhand derer künftigen Bauherren verdeutlicht werden kann, dass es sich im mehrgeschossigen Holzbau keinesfalls mehr um Experimente handelt“, insistierte Architekt Andreas Heupel aus Münster, der in seiner Heimatstadt gerade einen Sechsgeschosser mit darin befindlichem „Super-Biomarkt“ plant. Matthias Eisele von Merz Kley und Partner aus Dornbirn vertritt in Hinblick darauf eine ganz pragmatische Sichtweise: „Holz muss nicht um jeden Preis zum Einsatz kommen, sondern soll mit dem Ziel der größten Funktionalität zur Anwendung gelangen.“ Natürlich spielt der Kostenfaktor dabei ebenso eine Rolle. Michael Keller von Züblin aus Aichach/DE behauptete dahin gehend, dass „der Bauherr nicht mehr fürchten muss, fünf oder gar 10 % mehr zahlen zu müssen“. Christoph Schmidt von Huf-Haus stimmte dem zu und ergänzte: „Wir müssen diese Message nach außen tragen.“

Clever und sexy im Team

Oft wird bekundet, dass der erfolgreiche Abschluss eines Projektes maßgeblich von der Zusammenarbeit zwischen Architekt und Holzbau-Meister abhängig sei. Je früher die Kontaktaufnahme stattfinde, desto besser. Gerade bei großvolumigen Projekten. Der allgemeine Tenor der Veranstaltung zeugte neben dem Teamgeist von positiver Aufbruchstimmung. Viele der Vortragenden haben die Holzbauweise ganz natürlich in ihr Betätigungsfeld aufgenommen, weil „Holz es einfach kann“, wie Eric Senne von Be Qbip sich ausdrückte. Er will mit seinen Projekten davon überzeugen, welch moderne Gestalt nachhaltige Konstruktionen annehmen können. „Holzbau muss clever und sexy sein, um die Bauherren überzeugen zu können“, ist Dominik Agsten von Ochs Holzbau aus Kirchberg/DE überzeugt.

Etwas Naivität schadet nicht

Wer sich bis zum Schluss der Veranstaltung noch nicht von der Attraktivität des Holzbaus überzeugen ließ, wurde dann bestimmt von den Gebäuden der Architekten Dr. Herwig Ronacher aus Hermagor und Boris Zeisser aus Rotterdam mitgerissen. Auf die Frage von Hannelore Damm von der Fachhochschule Köln, woher denn die Menge an mutigen Bauherren käme, antwortete Zeisser lakonisch: „Ich glaube nicht, dass es Mut ist. Ich glaube eher, es ist Naivität.“ Was zur Erheiterung im Auditorium führte, ergänzte Ronacher abschließend in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Behörden: „Man darf sich nicht der Überreglementierung hingeben, dafür schadet etwas Naivität gar nicht.“