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370.000?? betrug das Budget von proHolz Bayern im Vorjahr - zwei Drittel davon kamen vom bayerischen Waldbesitz © Johannes Plackner

Jetzt braucht es Dünger

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 10.06.2014 - 13:40
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370.000?? betrug das Budget von proHolz Bayern im Vorjahr - zwei Drittel davon kamen vom bayerischen Waldbesitz © Johannes Plackner

Aus wenig viel zu machen, ist die Devise von proHolz Bayern. Da setzt man auf publikumswirksame Aktionen. Mit der Ausstellung „Schauholz“ werden etwa die bayerischen Metropolen bespielt. Dazu kommen Auftritte auf den Deggendorfer Holztagen oder am regionalen Waldbesitzertag Mühldorf. Architekturstudenten der Hochschule Coburg führte man sogar auf eine Holzbauexkursion. Und Bayerns einflussreichem Forstminister Helmut Brunner begrüßte man in Dirndl und Lederhose bei einer Ausstellung neben dem Oktoberfest 2013.
All das organisierte das erst 2011 gegründete proHolz Bayern. Der Holzkurier traf Geschäftsführer Dr. Jürgen Bauer im Zuge der Eröffnung der Architekturwoche A6 am 16. Mai in München. Dank des Engagements der Holzwerber fand dies unter einem „Roten Dach“ aus Buchen-Furnierschichtholz und Schalungsplatten statt. Nebenan wird im Waldpavillon ein echter Mischwald in die Millionenmetropole gebracht.
Holzbau und Forst – da fehlt doch noch die Sägeindustrie? Stimmt, das schmerzt vor allem, weil diese Betriebe auch als Beitragszahler unterrepräsentiert sind. Doch Bauer ist optimistisch: „Das Budget wird wachsen, es muss wachsen“, sagt er.

Frei und willig?

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Dr. Jürgen Bauer, Geschäftsführer von proHolz Bayern © proHolz Bayern

Die Geschichte der Holzwerbung in Deutschland ist keine ruhmvolle. Nach verfassungsgerichtlich verordneter Auflösung des Holzabsatzfonds konnte nie eine freiwillige Finanzbasis ähnlicher Größe auf die Beine gestellt werden. Dabei gab es Dutzende Anläufe für freiwillige Branchenwerbung. Fast alle verliefen im Sand. Vor drei Jahren war das anders. Aus der Keimzelle Cluster Forst Holz Bayern wurde mit – ideeller Geburtshilfe aus Österreich – proHolz Bayern gegründet. „Unsere Ziele sind, Bauen mit Holz quantitativ und qualitativ nach vorne zu bringen und die nachhaltige Waldnutzung zu forcieren“, spezifiziert Bauer. Dazu schickt er beispielsweise jedes Monat das Magazin „Zuschnitt“ von proHolz Austria an 3000 Leser, hauptsächliche bayerische Architekten. Die meiste Arbeit passiert mit viel persönlichem Einsatz. proHolz Bayern hat zwölf Regionalnetzwerke mit über 300 Mitgliedern auf die Beine gestellt. Diese Manpower an Ehrenamtlichen bewirbt die Holznutzung in allen sieben Regierungsbezirken.
Oberster Freiwilliger bei proHolz Bayern ist Alexander Kirst. Der umtriebige Geschäftsführer des bayerischen Zimmererverbandes leitete die Geschicke von proHolz Bayern in den vergangenen Jahren und hat Impulse beim Holzbau gesetzt. Im Herbst wird die Leitung wieder neu gewählt. Wahrscheinlich folgt ihm ein Vertreter des Forstes. Das erklärt sich auch aus der Finanzierung.

Wald stellt zwei Drittel des Budgets

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Münchner unter dem roten Holzdach auf der Eröffnung der A6-Architekturwoche © proHolz Bayern

Grundsätzlich gilt bei der proHolz Bayern-Finanzierung Freiwilligkeit. Trotzdem folgt die Organisation einem Leitfaden: Wenn sich Privat- und Kommunalwald beteiligen, werden 5 Cent je vermarktetem Festmeter berechnet. Das ergab im Vorjahr 128.000 €. Die Bayerischen Staatsforsten haben zugestimmt, diesen Betrag zu verdoppeln, also nochmals 128.000 €. So weit, so bescheiden. Österreichs Waldbesitzer zahlen 30 Cent/fm – weitere 30 Cent für den gleichen Festmeter überweisen die Sägewerke. Von einer paritätischen Aufteilung zwischen Wald und Säge ist man in Bayern noch weit entfernt. Dort wurden im Vorjahr per Umlage der VHK-Mitglieder (Verband der Holz- und Kunststoffverarbeiter in Bayern und Thüringen, Teilmitglied beim DeSH) gerade mal 50.000 € von den Sägewerken lukriert. Zum Vergleich: Der Einschnitt im Freistaat beträgt rund 10 Mio. fm/J.
Weitere 50.000 € kommen vom Zimmererverband. Die Papierindustrie konnte nur 10.000 € abzweigen. Der Energieholz- und Pelletverband überwies 5000 €. Der Vergleich mit Österreich (ähnliche Einwohner- und Waldstruktur) ist aber ernüchternd. Das Budget der rot-weiß-roten Holzwerber dürfte inklusive aller proHolz-Landesorganisationen zehn- bis zwölfmal so hoch sein wie in Bayern.

Kindergärten als Multiplikatoren

Wohlwollend formuliert, lässt die jetzige Ausstattung mit Geldmitteln Raum für Entwicklung. Geschäftsführer Bauer sieht das ähnlich. Zwangsmitgliedschaft gibt es in Deutschland keine. Jeden Euro, der für den Geschäftsbetrieb (macht 24 % des Budgets aus), die Projekte (62 %) oder Kommunikation (14 %) ausgegeben wird, muss er rechtfertigen. Da will man Ergebnisse sehen.
Ein Musterbeispiel dafür ist der Kommunalbau. „Kein Bürgermeister in Bayern kann heute mit gutem Gefühl einen Kindergarten hinbetonieren. Die werden überwiegend in Holz gebaut“, freut sich Bauer. Die hölzernen Horte sind zudem Multiplikatoren, weil Eltern sehen, wie gut es ihren Sprösslingen geht. Das hat auch Bayerns Oberste Baubehörde (OBB) verstanden und plant sogar eine Homepage über Holzbau in Bayern. „So etwas wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen“, erkennt Bauer ein Umdenken.
Ein kleines Team (zwei Vollzeit-, zwei Halbtagskräfte) und ein überschaubares Budget bringen die Holzverwendung also weiter. Warum dehnt man diese Idee nicht auch auf andere Bundesländer aus? Es hängt mal wieder am Geld. „In Baden-Württemberg wird es eine proHolz-Landesorganisation geben. Die Initiative kommt dort vom Forstministerium, es braucht aber zunächst ein Budget. In den anderen Bundesländern gibt es zwar Motivation, eigene proHolz-Verbände aufzubauen, aber kein Budget“, bedauert Bauer.