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Podiumsdiskussion am Holztag: Cora sieht 2013 leichten Aufschwung in Italien, Kulterer erkennt sinkende Marktanteile wegen Rundholzmangels, Torgersen fordert ordentliche Zahlungen von ordentlichen Unternehmen, Helmen-stein bemängelt bei Forst- und Holzwirtschaft die Produktivität (v. li.) © Gerd Ebner

International am Rückzug

Ein Artikel von Gerd Ebner | 18.09.2013 - 07:35
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Import Nadelsägerundholz: 2000 erhielt Österreich 7?Mio.?m3, heuer werden es 5?Mio.?m3 sein © Fachverband Holzindustrie

Die verminderte Rundholzverfügbarkeit und deren Folgen stellte Christoph Kulterer an den Beginn seines Referats am Internationalen Holztag am 13. September in Pörtschach. Kamen 2000 noch 7 Mio. fm aus dem Ausland, so werden es heuer bestenfalls 5 Mio. fm sein, rechnete Kulterer als Gastgeber und Vorsteher der österreichischen Sägeindustrie vor. Das gelingt aber auch nur, wenn Tschechien weiter so stark zulegt wie im 1. Halbjahr (+23 %). Der nördliche Nachbar liefert bereits 44 % alle Importe. Zum Vergleich: Aus Deutschland kamen 2000 noch 3 Mio. fm, heuer werden es weniger als 1 Mio. fm sein. Das ist zufällig genau die Importlücke von 2 Mio. fm, die sich auftat.
„Da auch heuer der Einschlag in Österreich weiter zurückgehen wird, sinkt das Angebot für die heimische Sägeindustrie deutlich. Die Schnittholzproduktion ist rückläufig und die Rundholzpreise steigen“, klagte Kulterer. Damit nicht genug: „Die heimischen Weiterverarbeiter brauchen Schnittholz – das liefern derzeit vermehrt andere: Die Schnittholzimporte nehmen zu.“ Im 1. Halbjahr sanken die Nadelschnittholz-Exporte um 9 % auf 2,4 Mio. m3. Die Ausfuhren sanken also deutlicher als die Produktion.

Märkte stocken jetzt

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Nadelschnittholz-Produktion in Europa (in 1000 m3): Deutschland legt stark zu, Österreich und Finnland verlieren wegen zu geringem Rohststoffangebot © Fachverband Holzindustrie

Als moderat wachsend schätzte Kulterer die Levante im 1. Halbjahr ein. Gut jeder fünfte Kubikmeter ging mittlerweile in diese Region. „Nach dem Ramadan fehlt noch etwas die Dynamik“, bedauerte er. Herausragend wäre heuer allerdings die japanische Abnahme gewesen: +56 % auf über 200.000 m3.
Vor zahlreichen Besuchern aus Italien rechnete Kulterer vor, dass sich Italien von einstmals 4 Mio. m3 Abnahme auf heuer nur noch 2 Mio. m3 absenken wird. Damit geht weniger als die Hälfte der Exporte nach Süden – früher waren es bis zu zwei Drittel.

Wenig Rundholz = Marktanteilverlust

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Entwicklung der Nadelschnittholz-Marktanteile der "G7 in Europa": Österreich -15?%, Deutschland +40?% © Fachverband Holzindustrie

„Die österreichische Sägeindustrie zählt, wie die finnische, zu den Verlierern der vergangenen Jahre. Da wie dort fehlt insbesondere der Rohstoff“, analysierte Kulterer. Österreich verlor von 2000 bis 2013 weltweit um 15 % Marktanteil, bei Finnland waren es gar 29 %. Seine Schlussfolgerungen aus der „Statistik des Grauens“ (Kulterer):
Rückläufige Rundholzimporte können durch Inlandsaufkommen nicht kompensiert werden.
Ende der Preiselastizität erreicht. Ein höherer Rundholzpreis bringt nicht mehr Rundholz auf den Markt.
Nachhaltige Konsolidierung der Produktionskapazitäten in allen Betriebsgrößen notwendig.

Flexibilität wichtiger als Größe

„Konsolidierung ist aber keine Frage der Betriebsgröße, sondern nur eine der Flexibilität. Die langsamen werden verlieren, nicht die großen oder die kleinen Unternehmen“, meinte Kulterer.
„Die Situation in Italien ist im siebten Krisenjahr weiter sehr schwierig. Heuer ist es aber leicht besser als 2012“, brachte Domenico Cora, italienscher Delegationsleiter, als Botschaft mit nach Pörtschach. Im 1. Halbjahr sanken die Nadelschnittholz-Importe aus Österreich um 22 %. „Am Jahresende werden dort nur noch –15 % stehen“, sagte Cora voraus.
„Die chronischen Probleme Italiens ist die Politik nicht angegangen. Wir stecken in der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Wenn der gordische Knoten der Politik nicht gelöst wird, geht es weiter bergab.“ Bergab definierte Cora mit 19 Quartalen in Folge, in denen die Industrieproduktion rückläufig war.

Italien krankt am Bau

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Podiumsdiskussion am Holztag: Cora sieht 2013 leichten Aufschwung in Italien, Kulterer erkennt sinkende Marktanteile wegen Rundholzmangels, Torgersen fordert ordentliche Zahlungen von ordentlichen Unternehmen, Helmen-stein bemängelt bei Forst- und Holzwirtschaft die Produktivität (v. li.) © Gerd Ebner

Noch schlechter sei allerdings die Situation am Bau. 11.000 Bauunternehmen seien im Vorjahr zahlungsunfähig geworden, erklärte Cora. Die Investitionen am Bau nahmen 2012 um 5 % ab. „Mit 100.000 Neubauten wurden wir auf die Niveaus der 1970erjahre zurückgeworfen.“
Als einzige Lichtblicke bleiben der Bausanierungssektor sowie die Exporte übrig. Ersterer wuchs im Vorjahr um 3 %. Ein Exportwachstum wiederum beweist, dass die Unternehmen wettbewerbsfähig sind. Noch machte Cora zu viele Leute auf Produzentenseite aus, die zu wenig von Holz verstehen. „Reorganisieren Sie Ihren Verkauf“, forderte Cora in Pörtschach.

Aufschwung? Wo?

Die Einschätzung, dass es mit Italien heuer bergauf geht, wurde von Dr. Carl-Erik Torgersen, Bundesgremialvorsteher Holzhandel, nicht geteilt. Es werde auch heuer in der Holzbranche bergab gehe. Und das, obwohl es „für Holz so viele Aufgaben gibt“. Torgersen erwähnte etwa den Tourismus, wo in den vergangenen Jahren nichts mehr investierte wurde – der Nachholbedarf also groß sei.
Insgesamt würde das „Bauchgefühl der Holzhändler aber einen Aufwärtstrend auf niedrigem Niveau vorhersagen“. Seine Betrachtung der Weltmärkte mündete in mehreren „Ja, aber …“:
Ja, der chinesische Markt ist riesig, aber davon profitieren heuer überwiegend Russland und Neuseeland.
Ja, die USA legen zu, aber auf niedrigem Niveau.
Ja, die Levante ist stabil, aber die politische Lager wird in vielen Ländern instabil.
Ja, die Exporte nach Japan nahmen stark zu, aber das waren Vorzieheffekte.

Ordentliche Firmen zahlen rasch

„Von ordentlichen Unternehmen verlange ich ebensolche Zahlungen“, mahnte Torgersen in Richtung Italien. Viele schlechte Kunden wären nun weg. Vom Rest könnte man übliche europäische Zahlungsziele erwarten. Den Produzenten machte Torgersen indirekt Mut: „Wer die vergangenen sieben Jahre überlebt hat, ist wirklich stark.“

Auslastung zu gering

„Mit 60 bis 70 % Auslastung können wir langfristig nicht überleben. Die Produktion wird sich in den kommenden Jahren an das Rundholz anpassen müssen. Das wird ein schmerzvoller Weg, den wir nur über Konsolidierung in unserer kleinstrukturierten Branche gehen können. Wir alle müssen unsere Kosten optimieren“, meinte Kulterer. Er schloss damit, „dass die Nacht vor Sonnenaufgang immer am dunkelsten ist. Daher rechne ich mit einem Aufschwung 2014“.