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Herbert Oppenborn, seit Februar alleiniger Geschäftsführer von EWD © Martina Nöstler

Innovation statt Krise

Ein Artikel von Martina Nöstler | 11.06.2014 - 07:53
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Herbert Oppenborn, seit Februar alleiniger Geschäftsführer von EWD © Martina Nöstler

Seit Februar ist Herbert Oppenborn alleiniger Geschäftsführer von EWD, Altötting/DE. Der 48-Jährige stieß 2011 zu dem bayerischen Hersteller von Sägewerksanlagen. Der studierte Maschinenbauingenieur startete seine berufliche Laufbahn bei einem Chemiefaser-Anlagenbauer im Norden der Republik. Nach einigen Stationen in verschiedenen Unternehmen in Führungspositionen verschlug es ihn vor drei Jahren in den Süden. Oppenborn stieg als technischer Geschäftsführer bei EWD ein. Nach dem Ausscheiden von André Fey am Jahresanfang hat er nun die alleinige Geschäftsführung übernommen. „Der Abschied von Herrn Fey war geplant – die Übergabe verlief absolut geregelt“, bestätigt Oppenborn bei einem Gespräch in Altötting. Fey war 15 Jahre lang bei EWD beschäftigt und er habe dafür gesorgt, dass seine Aufgaben geregelt weiterlaufen.
Als Oppenborn bei EWD eingestiegen ist, war es eine schwierige Zeit für die Maschinenindus-trie, gibt der Geschäftsführer zu. „Wir haben die vergangenen zwei Jahre aber intensiv für Weiterentwicklungen und Optimierungen genutzt“, informiert er. „Außerdem hat das Unternehmen sehr viel Substanz“, weiß Oppenborn. Er hat sich zu Beginn vor allem in die Prozessoptimierung gestürzt. „Die Auftragsabwicklung wird neu organisiert und die Produktion effizienter gestaltet. Das ergibt auch für die Kunden einen Vorteil“, führt er aus. So werden etwa Kennzahlen für die Kundenzufriedenheit eingeführt und die Kommunikation, Funktion der Anlagen oder Pünktlichkeit abgefragt. Auf Basis dieser Auswertungen will sich EWD weiter verbessern.
Besonders stolz ist der Geschäftsführer auf sein Team: „Schwierige Zeiten erfordern von den Mitarbeitern viel Bereitschaft und Flexibilität“, weiß er. Auch aus diesem Grund gab es keinen drastischen Personalabbau. Derzeit beschäftigt EWD 235 Mitarbeiter, davon 25 Lehrlinge. „Wir denken nachhaltig und wollen die Ausbildungsquote im Unternehmen halten. Dem Nachwuchs soll vermittelt werden, was bei EWD möglich ist und wo die Reise hingeht. Wir sind ein gesunder Mittelstandsbetrieb mit familiären Strukturen“, erklärt er. Hier gilt, dass die Mitarbeiter in die Entwicklungsprozesse auf allen Ebenen einbezogen werden – bei Montage, Vertrieb oder Organisation.

Auf dem Prüfstand

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Bernhard Krichbaumer und Lars Pertl (sitzend) zeigen die detaillierten 3D-Konstruktionspläne © Martina Nöstler

„Wir haben die Strukturen des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt“, sagt der Geschäftsführer. So waren Projektmanagement und Lagerflächenoptimierung Themen, die genauer durchleuchtet wurden. „EWD wird das Potenzial nutzen – wir sind fit für die Zukunft“, ist Oppenborn überzeugt, denn die vergangenen zwei Jahre habe man voll genutzt. Schon im Herbst 2013 ortete man bei EWD eine verstärkte Anfrage. Für die Zukunft ist Oppenborn aus diesem Grund optimistisch: „Die Talsohle ist durchschritten.“ Der EWD-Vertrieb war umtriebig. So sei es gelungen, einige neue Projekte an Land zu ziehen, die dem Unternehmen für 2014 volle Auftragsbücher bescheren. Drei Großprojekte in China, Südafrika und Brasilien sowie unter anderem größere Anfragen aus Russland stimmen den Geschäftsführer zuversichtlich.
In China wird der bayerische Anlagenbauer zwei Roboquads (Bandsägen) samt einem Optimes-Besäumer für den Einschnitt von Nadelholz installieren. EWD liefert die komplette Linie inklusive Fördertechnik und Entrinder. Bei Merenksy in Südafrika sind demnächst eine Reduzier-Kreissägenanlage und Blockbandsäge aus Altötting im Einsatz. Zudem wurde vor Kurzem eine Bandsägenanlage an Sudoma-LCC nach Dedovichi/RU ausgeliefert.
Die Großprojekte sind bei EWD natürlich nicht wegzudenken. „Wenn es am Heimmarkt kaum Investitionen gibt, müssen wir uns neue Märkte suchen, um weiterhin erfolgreich agieren zu können“, weiß Oppenborn. Darum hat er Länder, wie China, Russland oder Brasilien, verstärkt im Visier. In Russland ist EWD bereits mit einem eigenen Büro vertreten. Ein ebensolches könnte eines Tages vielleicht auch in China gegründet werden, denn im „Reich der Mitte“ ortet Oppenborn Potenzial. Dennoch stützen Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH-Region) das Unternehmen nach wie vor und hier vor allem die kleinen und mittelgroßen Sägewerke. „In diesem Segment haben wir einen guten Namen und generieren im deutschsprachigen Raum immer konstanten Umsatz“, sagt Oppenborn.

Weiterentwicklungen bei allen Technologien

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Bis diese Bandsägengruppe fertiggestellt ist, bedarf es noch einiger Handgriffe © Martina Nöstler

EWD hat das Entwicklungsbudget in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht, um bei den Anlagen für die Kunden einen Mehrwert bieten zu können. „Weiterentwicklungen gibt es in allen Bereichen – vom Gatter über die Bandsäge bis zur Profilierlinie. Einen besonderen Fokus legten wir aber auf die Besäumtechnik“, erklärt Oppenborn. In Zeiten hoher Rohstoff- und Personalkosten stehen Ausbeute und Automatisierung im Vordergrund. Darum entsteht in den Produktionshallen in Altötting gerade ein Prototyp des neuen Besäumers. Leistungsmäßig ist dieser zwischen dem Combimes und der Hochleistungsanlage Optimes angesiedelt.
Der neue „Combi-TE“ (Trimm-Edger) soll 20 bis 30 Bretter pro Minute schaffen. Er ist modular aufgebaut, sodass die Anlage auf jeden Kunden abgestimmt werden kann. „Es ist die perfekte Maschine für die mittelständischen Betriebe“, urteilt Oppenborn. „Ausbeute und Personalkosten sind die großen Themen in der DACH-Region – genau darauf zielt der neue Besäumer ab.“ Der Prototyp sei bereits an ein Sägewerk verkauft, den Namen will Oppenborn aber noch nicht nennen.
Auch die Anstrengungen bei der Bandsägen-technologie haben sich gelohnt. Derzeit hat EWD acht Bandsägenprojekte im Haus: Zwei davon werden in Österreich abgewickelt, ein weiteres betrifft eine Blockbandsägenlinie für England. Die Flying-Bandsaw-Technologie (FBS) wird in der Produktion weiter etabliert. „Unsere Techniker sind laufend am Optimieren und wollen das FBS-System noch wartungsfreundlicher gestalten“, sagt Oppenborn. Seit Anfang Mai sei die neueste FBS-Version beim belgischen Fruytier-Konzern erfolgreich im Einsatz. „Die Schnittleistung kann bei höchster Schnittgenauigkeit um 20 bis 30 % erhöht werden“, spezifiziert der Geschäftsführer.
Mit der Breitenverstellung Vario-SV4 denkt EWD ebenso an „seine Gatterkunden“. Immerhin liefert der Maschinenbauer auch mehrere neue Gatter pro Jahr aus. Und mit Vario-SV4 sei es ebenso für kleinere Betriebe möglich, den Einschnitt flexibel zu bewältigen.

Komplette Palette

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Kurz vor der Auslieferung: Anlagenteile für das Bandsägenwerk von Sudoma-LCC in Russland © EWD

„Unsere Kunden werden auch künftig die gesamte Produktpalette – Gatter, Bandsäge, Besäumer und Profilieranlagen – bei uns erhalten“, bekräftigt Oppenborn. Die Hauptaufgaben sieht er im Abschluss der Prozessoptimierung und in der ständigen Entwicklung neuer Anlagen, „um auch in Zukunft schlagkräftig am Markt agieren zu können. Wir punkten mit Qualität und Technik sowie Mitarbeitern, die weltweit im Einsatz sind, um unseren Kunden einen entsprechenden Service zu bieten.“

EWD

Gegründet: 1862
Stammsitz: Altötting/DE
Niederlassung: Reutlingen/DE
Geschäftsführer: Herbert Oppenborn
Mitarbeiter: 235 (inklusive Lehrlinge)
Produkte: Bandsägentechnologie, Besäumtechnologie, Kreissägen-, Profilier- und Spanertechnologie, Gatter, Mechanisierungen
Exportanteil: 80 % weltweit