Im Sekundentakt zu Top-BSH

Ein Artikel von Hannes Plackner | 03.09.2014 - 11:42
Ein komplett neues Anlagenkonzept für die BSH-Fertigung hat Weinberger Holz in Abtenau vor Kurzem in Betrieb genommen. Gleich zwei Hochleistungs-Kompaktanlagen von Grecon, Alfeld/DE, sorgen für 30 Längsverbindungen pro Minute. In der Regel ist ein Strang für die makellosen Decklagen, der zweite für die Mittellagen verantwortlich. Wenn aber – etwa bei starken Bindern – der Decklagenanteil gering ist, zinken beide Maschinen Mittellagen. Zweites Highlight: Da die Keilzinkungen von nur einer Kappsäge bedient werden, lässt sich ohne große Puffer aus einem Rohwarenbrett sowohl Deck- als auch Mittellagenqualität bearbeiten.
Durch die Gewinnung makelloser Teile aus der Rohware verbessert Weinberger seine Oberflächenqualität auf ein eigenen Angaben nach „nie da gewesenes Niveau“. Diese Methode braucht aber verlässliche und hochwertige Maschinen. Bei Kappung (Dimter OptiCut Quantum 450) und Keilzinkung (Grecon Powerjoint 15) vertraute Weinberger auf Technik aus dem Weinig-Konzern. Als erstes Fachmedium durfte der Holzkurier diese Anlagen im Praxiseinsatz begutachten.

„Wenn schon, dann in höherer Qualität“

Verantwortlich für die technische Ausrüstung ist Johann Alfred Weinberger. Der 36-Jährige leitet das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater, Johann Josef Weinberger, welcher sich um den Verkauf kümmert. Die fünfte und sechste Generation des Betriebs mit 160 Jahren Tradition folgen streng der Familienprämisse: „Wir erzeugen unsere Leimholzprodukte in der höchsten Qualität, die technisch möglich ist“, betonen beide. Weiters muss die Produktion von Kommissionen möglich sein. Denn auch in Salzburg wird immer kleinteiliger und kurzfristiger bestellt.
Als im November des Vorjahres das 2010 erworbene Werk abbrannte, ergriff man die Gelegenheit. Mit renommierten Ausstattern wurde Österreichs modernste Linie für die Fertigung formaldehydfreier Leimbinder entwickelt, installiert und in kürzester Zeit in Betrieb genommen.

Brettschichtholz Fichte, Sicht-Alpin

Der Produktionsablauf in Abtenau ist einzigartig in der BSH-Industrie. Um ihn zu verstehen, folgen wir einem Brett, welches zu einem Weinberger-BSH-Binder der Klasse „Sicht-Alpin“ verleimt wird – der Topqualität. Es handelt sich dabei um BSH-Rohware aus dem Kärntner-Salzburger-Grenzgebiet. Nur feinjähriges, technisch getrocknetes Holz aus den Bergen wird für diese Binder eingesetzt.
Ein Staplerfahrer hebt das Paket auf die Entstapelung. Von dort geht‘s zur Qualitätsphalanx. Im Längslauf wird zunächst die Holzfeuchte jedes Brettes bestimmt. Direkt danach folgt ein Multisensorenscanner, welcher Lage und Form von Holzfehlern sowie die Festigkeit bestimmt. Darauf basierend, wird die Lage der Kappschnitte bestimmt und farblich markiert.
Vor der Kappsäge werden die bis zu 5,3 m langen Bretter nach Eignung (Mittellage, Decklage, Mix) in drei Lagen gepuffert. Die Dimter-OptiCut sägt sie in Lamellen für Deck- oder Mittellagen auf. Unser Beispielbrett ist größtenteils einwandfrei, hat am Kopfende aber unschöne 3 bis 5 cm starke Äste. Diese Stellen, die den Sicht-Alpin-Ansprüchen nicht gerecht werden, erkennt der Scanner millimetergenau. Die Kappsäge trennt die Rohware in zwei Teile und schickt sie zur Zinkung. Der erste Teil mit den Ästen wird dort vollautomatisch nach links zur Mittellagenzinkung geführt. Nach rechts gelangt die Sicht-Alpin-Qualität.
Auch beim Zinken wählte Weinberger die beste technische Lösung. Die zwei Grecon-Taktzentren (Powerjoint 15) mit einer Kapazität von je 15 Verbindungen pro Minute verarbeiten die Hölzer. Dabei kam erstmals die „einseitig komplett offene Konstruktionsweise“ von Grecon zum Einsatz. Das Holz fährt per Querförderer direkt in die Bearbeitungszone, braucht dort nur mehr fein positioniert werden und sofort geht die Zinkung los. Im Vergleich mit Strangpressen haben die Kompaktanlagen wesentlich höhere Verpressgüte, ist man bei Weinberger überzeugt. Die Einzelklemmung mindert Zinkenversatz. Und das steht für die qualitätsgetriebenen Kärntner an erster Stelle. Das führt sogar dazu, dass wesentlich weniger Arbeit bei der Flickstation übrig bleibt. Stärke dieses Produktionslayouts ist auch seine Flexibilität. Die Keilzinkenanlagen stellen ebenso vollautomatisch auf neue Dimensionen ein wie die Rotopresse.
Für Kappung und Keilzinkung kamen übrigens nur Dimter und Grecon infrage. „Wir haben mit den Ausstattern in unserem Werk in Reichenfels sehr gute Erfahrungen gemacht“, lobt Weinberger. „Die Inbetriebnahme in Abtenau läuft ebenfalls tadellos.“