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Viele Länder und unterschiedliche Kulturen treffen sich beim TC?218 "Timber" © ISO

ISO-Komitee traf sich in Paris

Ein Artikel von Martin Dolkowski | 10.11.2014 - 13:07
Von 29. September bis 3. Oktober tagte das Technical Committee Nr. 218 in Paris. Das ist jenes Gremium, welches mit den weltweit gültigen ISO-Normen im Zusammenhang mit Holz betraut ist. In Zeiten stark wachsender Welthandelsmengen ist es eine bedeutende Institution. Noch beschränkt sich die Relevanz im Wesentlichen aber auf Hersteller von Fertigprodukten – etwa die Bodenindustrie. Das könnte sich aber nun ändern, denn dem Gremium wird neues Leben eingehaucht. Fanden bis 2011 die meisten Sitzungen noch auf Russisch statt, wird nun in Englisch diskutiert. Das TC 218-Sekretariat bleibt in der Ukraine. Die Treffen fanden aber, nach Wien im Vorjahr (s. Holzkurier Heft 43/13, S. 4), nun mit Paris zum zweiten Mal hintereinander in Westeuropa statt. Und das ist in einem Komitee, in dem jedes Land unabhängig von seiner Größe nur eine Stimme hat, ausschlaggebend.

Kompromisse über ideologische Grenzen

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Viele Länder und unterschiedliche Kulturen treffen sich beim TC?218 "Timber" © ISO

Mehr als 30 Teilnehmer reisten nach Paris. Da-runter waren Vertreter aus den klassischen Holzländern Österreich, Deutschland, der Schweiz und Schweden. Aber auch Malaysia, Weißrussland, China und Russland hielten ihre Interessen hoch. Hier gibt es durchaus Auffassungsunterschiede, über die hinweg es Kompromisse zu schließen gilt. Schon im Vorfeld des Wiener Treffens hat sich he-rauskristallisiert, dass sich Europa und Nordamerika näher stehen als beispielsweise China, Russland oder die Ukraine.
Österreich genießt spätestens seit der Vorjahresveranstaltung einen Ruf als Land der Brückenschläger. Das TC 218 erkennt Wien als verlässlichen, aktiven und durchaus kritischen Beteiligten an, wenn es um internationale Normungsfragen rund um Parkett geht.

Was darf welche Working Group …?

Im Vorjahr wurde im TC eine neue Arbeitsgruppe installiert, welche sich mit Parkett beschäftigen sollte. Wichtig ist, dass sie unter europäischem Vorsitz steht. Nun wurde diese „WG 5“ (Working Group 5) mit Leben erfüllt. Das Komitee beschloss, dass alle „Engineered Wood Flooring Products“ künftig in die Verantwortung der WG 5 fallen. Das betrifft beispielsweise alle Arten von Mehrschichtparkett.
Massive Produkte ohne Verleimung (etwa Holzstöckelpflaster) bleiben in der WG 6, welche von Asien dominiert wird. Diese Neuaufteilung jahrzehntelang gewachsener Kompetenzen ist heikel. Keine der Delegationen durfte ihr Gesicht verlieren. Insbesondere bei den langjährig aktiven Kollegen aus Fernost ist das wesentlich. Dort spielt auch eine oft schwer zu erkennende, politische Komponente im jeweiligen Heimatland mit.

Normenlandschaft aus den 1970er-Jahren

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Blaue Länder besitzen ein Stimmrecht, orange Länder sind Beobachter, die Ukraine (dunkelblau) hat den Vorsitz inne © ISO

Nun, da die Verantwortlichkeiten umrissen sind, geht es an die inhaltliche Arbeit. Viele der unter die WG 5 fallenden Normen stammen aus den Jahren 1975 bis 1985. Der Überarbeitungsbedarf ist offensichtlich und sehr groß. Man hat sich in Paris auf eine Prioritätenreihung verständigt. Begonnen wird mit Normen betreffend der Terminologie, beispielsweise der ISO 5323, da viele weitere Standards darauf aufbauen. Hier muss die Kompatibilität zu Europäischen Normen (EN) sichergestellt werden.
Im nächsten Schritt sollen ganze Normenreihen, welche unterschiedliche Aspekte eines Produktes definieren, in jeweils einer einzigen Norm zusammengefasst werden.
Aktivitäten, welche das TC jetzt durchführt, haben keine kurzfristigen Auswirkungen. Doch in fünf bis zehn Jahren wird man die heutigen Taten wertschätzen. Fehlentwicklungen durch Nichtengagement lassen sich nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand wieder gutmachen – wenn überhaupt.

ISO-Komitee für 73 globale Holznormen

Das TC 218 ist in sieben Arbeitsgruppen (WGs) organisiert:
Terminology
Round Timber
Sawn and Processed Timber
Test Methods
Parquet Flooring
Wooden Products
Wood Residue and Post Consumer Wood
Gegenwärtig sind sie für 73 ISO-Normen oder -Normentwürfe zuständig. Der Großteil davon sind Grundlagennormen, die definieren, wie bestimmte Produkte genannt und deren Eigenschaften getestet werden. Allein die Prüfnorm für Massivholz hat 16 Teile. Beschrieben wird dort etwa die Vorgehensweise, um den Wassergehalt oder die Zugfestigkeit zu bestimmen. Die Normen decken die komplette Wertschöpfungskette ab – von Rundholz (Logging Industry, Terms and Definitions) bis zu hochveredelten Produkten (Classification of Oak Parquet Blocks).