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Überreichung der proHolz-Hommage: Lechner, Wiesner, Teischinger und Binder (v. li.) © Martina Nöstler

Hommage an die Forschung

Ein Artikel von Martina Nöstler | 28.10.2014 - 07:36
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Univ.-Prof. Dr. Rupert Wimmer spielte und sang seinem Kollegen ein Ständchen © Martina Nöstler

Ein hochkarätiges Publikum fand sich am 17. Oktober in der Dependance der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Tulln zur Feier, organisiert und moderiert von Dr. Ulrich Müller, ein. Laut Einladung feierte man „40 Jahre Holzforschung und Lehre an der BOKU“. Ein Mann stand aber im Mittelpunkt des Tages: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Teischinger, der im März seinen 60. Geburtstag feierte. 1974 startete der Studienzweig „Holzwirtschaft“ an der BOKU. Teischinger, damals 20 Jahre, war einer der ersten Studierenden. Vor 15 Jahren wurde er an den Lehrstuhl berufen. Zugleich übernahm er die Funktion des wissenschaftlichen Leiters des Kompetenzzentrums Holz (Wood Kplus).

Würdigung für Engagement

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Überreichung der proHolz-Hommage: Lechner, Wiesner, Teischinger und Binder (v. li.) © Martina Nöstler

Anlässlich des unermüdlichen Engagements Teischingers in der Holzwirt- und -wissenschaft gab es bei dem Festakt viel Lob, Anerkennung und Geschenke. Allen voran dankte Univ.-Prof. DDr. Martin Gerzabek, Rektor der BOKU, Teischinger für seinen Einsatz. Dass der Studienzweig Holzwirtschaft mittlerweile 60 Erstinskribenten zähle, sei auch Teischinger zu verdanken. „Er ist sehr begeisterungsfähig, immer im Laufschritt unterwegs, ein visionärer Denker“, sagte Boris Hultsch vom Kompetenzzentrum Holz. Teischingers Einsatz war auch Anlass für die Überreichung der proHolz-Hommage durch Dr. Erich Wiesner (Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie), proHolz Austria-Geschäftsführer Georg Binder und Dieter Lechner (Fachverband der Holzindustrie). „Mit Charisma und vorausblickendem Ideenreichtum hat er über Jahrzehnte die intelligente Verwertung des Rohstoffs Holz vorangetrieben. Mit Passion tritt er in Forschung und Lehre für dessen kreative Nutzung als zukunftsfähiger Werkstoff ein.“ Mit diesen Worten würdigte proHolz Austria Teischingers Einsatz.
Der Ehrengast selbst sprach über die akademische Holzforschung in Österreich: „Die Ausbildung ist ein Maßstab für die Volkswirtschaft und ein Schlüsselfaktor für deren Entwicklung.“ Die Fachausbildung für Holz habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Dies zeige aber die Leistungsfähigkeit der Holzindustrie. „Stahlbeton ist der Super-GAU in der Baustoffökologie. Wir brauchen zwar den Baustoff, dennoch kann im Hochbau vieles durch Holz ersetzt werden“, sagte Teischinger. Bei der Ausbildung müsse man beachten, welche Veränderungen in der Holzwirtschaft zu erwarten sind.

Quo vadis, Holzbau?

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Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer half beim Auspacken seines Geschenkes ... © Martina Nöstler

Wussten Sie, dass 1906 Karl Friedrich Otto Hetzer aus Weimar das Deutsche Reichspatent für gebogene, verleime Brettschichtträger aus zwei oder mehr Lamellen erhielt? Wiesner erläuterte in seinem Vortrag die Ursprünge des modernen Holzbaus sowie dessen Entwicklung und Bedeutung für die Holzwirtschaft Österreichs. 1910 wurde zur Weltausstellung in Brüssel eine Holzhalle mit 43 m freier Spannweite errichtet. Wiehag, Altheim, baute 1965 die Messehalle in Klagenfurt mit einer freien Spannweite von 100 m – die damals größte in Europa. 1941 entwickelten Konrad Wachsmann und Walter Gropius ein Fertighaussystem, welches unter „Packaged House System“ bekannt wurde. Sie gelten als Väter des modernen Holzbaus.
Aber zurück in die Gegenwart: „Der Holzbauanteil bei öffentlichen Bauten beträgt 2 %. Das ist zu wenig“, sagte Wiesner und forderte mehr Aufmerksamkeit seitens der Politik. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, meint der Wiehag-Geschäftsführer über die Entwicklung in der Holzindustrie und zählte einige außergewöhnliche Holzbauten auf, die jüngst errichtet wurden oder in Planung sind. Wiehag baut etwa die Bahnstation Canary Wharf in London in Holz (Planung: Norman Foster). In Abu Dhabi gibt es einen Wettbewerb für den Bau des Guggenheim-Museums. Typisch Emirate: Es soll der weltweit größte Holzbau werden.

Der Hype um Brettsperrholz

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... zum Vorschein kam ein multifunktionaler Sessel, der in eine Leiter umgebaut werden kann © Martina Nöstler

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer, TU Graz/Institut für Holzbau und Holztechnologie, berichtete über Brettsperrholz (BSP), den Hype um das noch relative junge Produkte und dessen Entwicklung. Bereits 1996 wurde es - damals noch mit recht einfachen Pressen – erstmals erzeugt. Einer der Vorreiter in der Produktion war KLH, Katsch an der Mur, mit dem Markteintritt 1997. Mittlerweile umfasst der mitteleuropäische BSP-Markt eine Kapazität von 500.000 m³/J (DACH-Region). „Die Industrie neigt bei der Produktion zu ,höher, länger, breiter‘. Ich sehe das nicht hinsichtlich der Menge oder Dimension, sondern meine damit die Qualität, die Nutzungsdauer und die Anwendung im Bauen“, sagte Schickhofer. „Es werden jährlich rund 4 Mrd. t Zement erzeugt – das ist ein Massenprodukt. BSP wird im Vergleich dazu ein Nischenprodukt bleiben. Dennoch werden weltweit noch einige Produktionen kommen“, urteilte er.