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Nagender Holzwurm © Archiv

Holzwurm zu Azubis: Frust und Abschaum

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 07.04.2014 - 15:27
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Nagender Holzwurm © Archiv

Sag wie hältst du’s mit den Mitarbeitern? Wie ist das Betriebsklima? Fühlen sich die Mitarbeiter wertgeschätzt? Das sind Gretchenfragen, die (wohl unbeabsichtigt) beim Sägewerkskongress Mitte März in Mannheim auftauchten. Es geschah bei der Podiumsdiskussion zum Thema Jobs und Nachwuchs. Ein sichtlich frustrierter Sägewerksunternehmer beklagte am Podium, dass nur der „Abschaum“ (Zitat) an Azubis für die Sägewerke übrig bleibe. Diese jungen Menschen hätten massive Bildungslücken. Schon die Grundrechenarten überforderten so manchen. Trotzdem bildet man diese Azubis über mehrere Jahre aus – nur um mit ansehen zu müssen, wie diese an der Abschlussprüfung scheitern. So lautete die öffentlich geäußerte Sicht eines Unternehmers.

Dazu gab es einen wichtigen Konter aus dem Publikum. Es dürfe niemanden wundern, dass Sägewerke am Jobmarkt unbeliebt sind, sagte ein Arbeitnehmer. Der Umgang mit den Mitarbeitern sei mitunter eine Frechheit – gerade in kleinen Sägewerken. „Die Chefs wurden vielleicht vor Jahrzehnten während ihrer Ausbildungszeit unterdrückt und ausgebeutet. Genau so gehen sie heute damit um.“ Doch die Arbeitsrealität hat sich geändert. Mitarbeiterführung und Arbeitsklima sind immens wichtig für die Jobwahl. Betriebe, die ihre Arbeiter mit Respekt behandeln, haben regional einen guten Ruf. Wenn der Geschäftsführer aber lieber schreit als erklärt, macht das nicht nur in der Berufsschule die Runde. Immer mehr Betriebe werden im Internet von ihren (Ex-)Mitarbeitern bewertet. Häufen sich dort schlechte Einschätzungen, wird die Branche noch unattraktiver. Imagekampagnen mit bekannten Argumenten (Nachhaltigkeit, technische Jobs, …) sind machtlos gegen schlechte Mundpropaganda.

Was also tun? Eine tolle Initiative gibt es in Oberösterreich. Der Möbel- und Holzbaucluster ist dort am beispielgebenden Projekt „Soko Lehrling“ beteiligt. Dort wird die soziale Kompetenz im Unternehmen gezielt geschult. Zusammengefasst: Es geht um die gute Stimmung im Betrieb. Auf der Soko-Lehrling-Homepage gibt es einen „Lehrlingsfilm“. Bitte ansehen, aber Achtung: Er macht gute Laune.

Zurück nach Mannheim: Unzufriedenheit mit Mitarbeitern wird immer wieder vorkommen. Junge Menschen gefrustet als „Abschaum“ zu bezeichnen, löst das Problem nicht – im Gegenteil. Zuerst braucht es ein gutes Betriebsklima. Erst dann kommen und bleiben qualifizierte Mitarbeiter. Das ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig. Lob und Anerkennung sind nämlich gratis. Und oft wichtiger, als 100 € mehr am Lohnzettel.