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VEH-Treffen auf der Garten in Tulln mit VEH-Präsident Wolfgang Leitinger (li.) und VEH-Geschäftsführer Rainer Handl (re.) © Martina Nöstler

Hobler suchen Alternativen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 02.07.2013 - 14:48
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VEH-Treffen auf der Garten in Tulln mit VEH-Präsident Wolfgang Leitinger (li.) und VEH-Geschäftsführer Rainer Handl (re.) © Martina Nöstler

Die Hobelindustrie leidet unter einer schwachen Nachfrage. Die Mitglieder des Verbandes der Europäischen Hobelindustrie (VEH) erörterten bei der Versammlung am 26. Juni in Tulln die Lage und forderten von Marktteilnehmern, nicht „in fremden Gewässern zu fischen“. Die Teilnehmer berichteten unisono über die schwache Nachfrage nach Profilholz und Hobelware. Besonders im I. Quartal gab es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum teils markante Absatzrückgänge. Das II. Quartal verlief witterungsbedingt besser und etwa am Niveau von 2012.

Das restliche Jahr und auch 2014 stellen Herausforderungen dar. Um die Vorjahreszahlen zu halten, bedarf es großer Anstrengungen. Das Umfeld ist schwächer, es gibt weniger Bauten. Von einem Boom kann man schon lange nicht mehr sprechen. Die Branche verharrt in einer Stagnation. Aber: „Wenn wir auch unter Druck stehen, geht es der Hobelindustrie besser als den reinen Schnittholzproduzenten“, war in Tulln zu erfahren. Die mangelnde Versorgung beziehungsweise die hohen Rundholzpreise machen aber allen gleichermaßen zu schaffen.

Auf die eigenen Kunden achten

„Es ist schwierig, Neukunden zu akquirieren. Man muss bei der Produktion flexibel bleiben. Kommissionen werden immer wichtiger. Diese Mehrarbeit sollte man sich aber auf alle Fälle bezahlen lassen“, lautete die Meinung. Wenn sich jeder auf seine Kunden konzentriere und ihnen das Bestmögliche biete, habe jeder ein Auslangen. „Ein Betrieb sollte seinen Umsatz nicht steigern, indem er anderen die Kunden wegnimmt, sondern jeder muss auf Erträge achten“, appellierte ein VEH-Mitglied.
Mit klassischem Profilholz alleine ist es heute schwierig, ein Auskommen zu finden. Innenverschalungen, wie an Decken oder Wänden, werden heute nur mehr wenig nachgefragt. Einzige Ausnahme: In den Baumärkten laufe der Absatz von Profilholzprodukten noch erstaunlich gut.

Eine Chance sahen die VEH-Mitglieder bei den Terrassendielen und der Fassadengestaltung. „Es ist aber wichtig, den Architekten und Bauherren zu kommunizieren, wie sich das Holz verändert und dass bei einer Beschichtung eine Wartung unumgänglich ist, damit man viele Jahre eine Freude mit seinem Produkt hat“, brachte es einer auf den Punkt. In der Hobelindustrie fehle es an Innovationen. „Die Autobauer können es sich nicht erlauben, 30 Jahre lang nichts Neues auf den Markt zu bringen“, meinte ein Produzent. Bemängelt wurde in Tulln auch die fehlende gebündelte Lobby der gesamten Forst-, Holz- und Papierindustrie auf europäischer Ebene. „Wir kämpfen leider nicht nur gegen Stein oder Beton, sondern auch gegen uns selbst“, kritisierten die Hobelproduzenten.

Meinung auf den Punkt gebracht

„Jeder muss bei der Preisgestaltung in sich gehen und danach noch in den Spiegel blicken können.“

Ein VEH-Mitglied

Empfehlungen für Terrassen

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Trotz Dauerregens ließen es sich die VEH-Mitglieder nicht nehmen, am 26. Juni die Forschungsterrasse in Tulln zu besichtigen © Martina Nöstler

Terrassenböden aus Holz werden für die Hobelindustrie ein immer wichtigeres Thema. Aus diesem Grund fand das VEH-Treffen im Rahmen der „Garten Tulln“ statt. Diese Landesgartenschau sei seit 2008 geöffnet und europaweit die größte und zeitlich längste ihrer Art, wie Geschäftsführer Franz Gruber bei einer kurzen Ansprache den VEH-Mitgliedern erklärte. Von Anfang 2010 bis Anfang 2013 nutzte die Holzforschung Austria (HFA) mit rund 30 Partnern die Gelegenheit und führte auf einer 300 m² großen Freifläche in Tulln ein Forschungsprojekt an Terrassenbelägen aus Holz und WPC (Wood Plastic Composite) durch. Claudia Koch von der HFA erläuterte die Ergebnisse nach dreijähriger Forschung und teilte mit, dass das Projekt für weitere fünf Jahre begleitet wird (s. Link unten).

Über 70 Varianten – von heimischen und importierten Holzarten über modifizierte und imprägnierte Hölzer bis hin zu WPC, unterschiedliche Oberflächenstrukturen, -behandlungen sowie Befestigungsarten und -systeme – wurden auf der Versuchsterrasse unter die Lupe genommen. Aus den Ergebnissen hat die HFA Empfehlungen abgeleitet. Hier einige Beispiele:
    Die meisten Terrassenbeläge aus Holz sind in Anlehnung an die Önorm Z 1261 im trockenen Zustand ausreichend rutschhemmendGlatte Oberflächen sind im Vergleich zu geriffelten weniger rutschig.Die Brettbreite sollte 120 mm nicht überschreiten (gebräuchlich sind bis 146 mm).Die Fugenbreite soll mindestens 7 mm betragen.Auf eine ausreichende Befestigung ist zu achten (sowohl im Kreuzungsfeld als auch in Längsrichtung).Zwischen den Holzarten gibt es hinsichtlich ihres Rutschverhaltens kaum Unterschiede.Keilgezinkte Lamellen sind geeignet.Thermobuche und acetylierte Buche eignen sich nicht für Terrassenbeläge.
Interessierte können die detaillierte Publikation „Terrassenbeläge aus Holz“ bei der Holzforschung Austria beziehen. Außerdem veranstaltet die HFA zu diesem Thema drei Mal ein eintägiges Seminar (am 12. September in Rosenheim/DE, am 13. September in Schladming sowie am 17. September in Perchtoldsdorf).