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Hartes Jahr 2014

Ein Artikel von Gerd Ebner | 01.10.2014 - 14:44
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Nach einem befriedigenden Jahresabsatz 2013 und einem tollen Jahresstart wuchs in der BSH-Branche mit jedem Monat die Unzufriedenheit.
BSH ist ein mitteleuropäisches Produkt – klammert man den 2 Mio. m3-Markt Japan einmal aus. Da kann man sich vorstellen, was es heißt, wenn in dieser Großregion heuer um 80.000 m3 oder 5 % weniger benötigt werden als im Jahresvergleich.
Das Sorgenkind ist weiterhin Italien. Der für heuer erhoffte BSH-Bedarfsrückgang ist nicht eingetreten. Laut Holzkurier-Erhebung ist der Markt „tutto completto“ auf 600.000 m3 einzuschätzen. Das ist zumindest ein Drittel weniger, als Italien 2007 abnahm.

Noch keine Bodenfindung in Italien

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BSH-Preisbild bis zum September 2014 © Holzkurier

Das jetzige Niveau wird abermals als „absolutes Minimum“ beschrieben. „Weniger geht nicht mehr“, heißt es von Exporteursseite. Speziell die italienlastigen Österreicher mussten produktionsseitig reagieren (s. Links).
Zum Vergleich dazu ist Deutschland weiterhin stabil – und mittlerweile der unumstrittene Nummer 1-Markt in Europa. Lag Deutschland vor wenigen Jahren mit Italien noch gleichauf, so beträgt der Bedarfsunterschied mittlerweile zumindest 190.000 m3. Geradezu euphorisch war in Deutschland zu Jahresbeginn die Stimmung. Die milde Witterung produzierte aber vor allem eines: Vorzieheffekte. Vom Vorsprung, den man sich in den ersten beiden Monaten erarbeitete, blieb bis jetzt wenig übrig. Im Gegenteil: Es ist zu befürchten, dass der deutsche Bedarf heuer leicht rückläufig sein wird.
Dass es Vorzieheffekte waren, verdeutlicht die Tatsache, dass im Sommer Holzbaubetriebe Urlaub gaben – etwas gänzlich Ungewöhnliches.
Die Holzkurier-Erhebung summiert sich auf rund 790.000 m3 Jahresbedarf 2014 in Deutschland, das wären minimal (10.000 m3; 1,3 %) weniger als im Vorjahr.
Österreichs Bedarf wird leicht sinkend eingeschätzt. Speziell hier könnte es sein, dass Brettsperrholz das BSH in gewissen Einsätzen substituiert. Die Schweiz dürfte heuer das Niveau der beiden Vorjahre gehalten haben.

Überkapazität auch fast ein Drittel

Es ist also nicht die Zeit, die bestehenden Kapazitäten auszufahren. Wie in der Sägeindustrie auch wird für Mitteleuropa eine Überkapazität in der Branche von 30 % angegeben. Das wären in Deutschland und Österreich fast schon 900.000 m3. Zahlreiche große Produzenten in diesen beiden Ländern kündigten zuletzt größere Produktionsrücknahmen an.

Preisrückgang nach Sommer ist ein Novum

Preislich ist jetzt eine ungewöhnliche Entwicklung eingetreten: Im September gaben in Italien und Deutschland die Endproduktpreise nach. In Italien liegt der Preis für Großmengen nur noch zwischen 384 bis 396 €/m3. Das sind um 2 €/m3 weniger als im August. Im Vorjahr lag man zu Herbstbeginn noch um fast 20 €/m3 höher – bei rund 7 €/m3 höherem Lamellenpreis.
In Deutschland erhielten BSH-Produzenten für Sichtstangen rund 402 bis 415 €/m3. Das ist ebenfalls ein Rückgang gegenüber Vormonat (–1 €/m3) und Vorjahr (–17 €/m3).

Objektgeschäft abgeflaut nach Topvorjahr

Ähnlich schwer wie die Stangenhersteller tun sich derzeit die Produzenten von Ingenieurholzbau-Konstruktionen. Nach einem tollen Jahresstart im Januar, Februar kam die Ernüchterung in den Folgemonaten. Hier dürfte der Rückgang wohl auf die Minderinvestitionen der Öffentlichen Hand zurückzuführen sein. Weniger Kindergärten, weniger Turnhallen etc., das wirkt sich aus – so lautet das Resümee in Deutschland für diesen Sektor. Hinzu kommt, dass heuer weniger Industriebauten als Holzbauten ausgeführt werden.
„Es ist ein Balanceakt beim Holzpreis. Ist ein gewisses Niveau überschritten, haben wir gegen Stahl/Beton keine Chance mehr“, formulierte es ein Hersteller. Die doch gebremste Konjunkturentwicklung (etwa 1,5 % 2014) in Deutschland tut ein Übriges.