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Das BHKW Retschiza war Polytechniks erstes Projekt in Weißrussland und dient den Osteuropäern als tolle Referenz für ökologischen Strom und Wärme © Polytechnik

Grüne Energie in Weißrussland

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer (für Timber-Online bearbeitet) | 16.07.2014 - 14:14
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Das BHKW Retschiza war Polytechniks erstes Projekt in Weißrussland und dient den Osteuropäern als tolle Referenz für ökologischen Strom und Wärme © Polytechnik

Das weißrussische Energiesystem ist eine komplexe betriebstechnologische Energiewirtschaft, die Kraftwerke, Kesselanlagen, Strom- und Heiznetze vereinigt, welche landesweit durch die gleiche Betriebsart und gemeinsame Dispatcherverwaltung verbunden sind. So wird der Begriff des weißrussischen Energiesystems auf der Homepage der staatlichen weißrussischen Elektroenergievereinigung „Belenergo“ (GPO Belenergo) definiert. Bereits im Juni 2007 wurde eine Anordnung des weißrussischen Präsidenten Lukaschenko über bestmögliche Nutzung von lokalen Brennstoffarten verabschiedet. 2012 sollte der Anteil der Bioenergie bei der Strom- und Wärmeproduktion zumindest 25 % betragen. Ab 2015 wird außerdem Braunkohle aus weißrussischen Lagerstätten in die Brennstoffbilanz einbezogen.

Erfolgreiches Projekt in Gomel

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Der Thermoölkessel des Biomasse-Heizkraftwerkes © Polytechnik

Am 29. November 2011 wurde in Retschiza bei Gomel ein Biomasse-Heizkraftwerk feierlich in Betrieb genommen. An der Veranstaltung nahmen hochrangige weißrussische Beamte unter der Leitung des stellvertretenden Energieministers der Republik Weißrussland, Juri Rymaschewski, teil. Das aktive Interesse seitens der Regierungsleute lässt sich einfach erklären: Das Projekt wurde im Rahmen des staatlichen Energieentwicklungsprogramms für den Zeitraum bis 2016 umgesetzt. Die in Betrieb gesetzte HKW-Anlage mit der installierten Stromleistung von 4,2 MW und einer Heizleistung von 16,9 MW wird mit lokalen Brennstoffen – Torfbrikett und Hackschnitzeln – betrieben, was vollkommen einem der Programmtrends entspricht: Erdgasersatz durch lokale Brennstoffe. Die Anwendung von modernen Energieproduktionsverfahren, ein vollautomatischer HKW-Betrieb, ein breiter regulierbarer Belastungsbereich (von 30 % bis 100 %) und hoher Nutzfaktor (86 %) sowie Garantie- und Serviceleistungen waren entscheidende Gründe, warum sich die Weißrussen für Technik aus Niederösterreich entschieden haben. Retschiza war das erste Projekt des österreichischen Unternehmens in der Republik Weißrussland und hatte gleichzeitig eine große Bedeutung für den osteuropäischen Staat.

Wärme für 20.000 Einwohner

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Strom und Wärme aus ORC-Technik: Die Anlage versorgt die Einwohner von Weißrusslands zweitgrößter Stadt Gomel © Polytechnik

Heute gewährleistet das Biomasse-Heizkraftwerk Retschiza eine zuverlässige und qualitätsgemäße Strom- und Wärmeversorgung. Der Hauptwärmeverbraucher in Retschiza ist der Wohnbezirk Noworetschitzky mit rund 20.000 Einwohnern. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz des Landes eingespeist. Der vorgesehene Betriebsmodus des Kraftwerkes erlaubt es, Hackschnitzel, Holzabfälle sowie Torf zu verbrennen. Die Brennstofflieferung erfolgt mit Autogüter- und Eisenbahnverkehr nach entsprechenden Lieferverträgen. Die Brennstofflieferanten sind Holzabfallverwertungs- und Torfunternehmen. Vor Inbetriebnahme des BHKW erfolgte die Verbraucherversorgung aus der lokalen Erdgas-Heizwasseranlage. Für den Betreiber ergibt die Neuerung einen wirtschaftlichen Vorteil: Der Einsatz des Mini-HKW Retschiza spart jährlich 10.000 m3 Erdgas ein. Laut der Betreibergesellschaft konnte man pro Megawattstunde die Brennstoffkosten um die Hälfte senken. Der Brennstoffanteil beträgt 30 % der Energieselbstkosten. Folglich wird im Betrieb eine tatsächliche Senkung der Energiekosten von 20 bis 30 % erreicht. Bei RUP Gomelenergo ist man der Meinung, dass die Zukunft solcher Kraftwerke in der Region vom wirtschaftlichen Nutzeffekt abhängt. Gleichzeitig schlägt das Wärmeversorgungskonzept der Republik Weißrussland für den Zeitraum bis 2020 vor, das Thermoenergiedefizit durch Umbau von Kesselanlagen in Kraftwerke und Erweiterung vorhandener Kraftwerke und Kesselanlagen umzurüsten. Diese sollen mit lokal verfügbaren Brennstoffen betrieben werden. Was der Bioenergie eine gute Position verschafft.