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Flaggschiff im Hafen von Melbourne: Ende 2012 wurde der Forté Tower, ein Wohngebäude mit 23 Wohnungen und zehn Stöcken aus KLH-Brettsperrholz, eröffnet und an die neuen Bewohner übergeben © Forte Living

Für kurze Zeit an der Weltspitze

Ein Artikel von Mag. Birgit Koller | 18.04.2013 - 08:16
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Flaggschiff im Hafen von Melbourne: Ende 2012 wurde der Forté Tower, ein Wohngebäude mit 23 Wohnungen und zehn Stöcken aus KLH-Brettsperrholz, eröffnet und an die neuen Bewohner übergeben © Forte Living

Zwei Länder, die unterschiedlicher eigentlich nicht sein könnten, im Ausland dennoch gerne verwechselt werden: Österreich und Australien – „Where do you come from?“ „Austria.“ „Aaah, Australia.“ „No Austria! We have no kangaroos“ – eine Konversation, für viele sicherlich nicht unbekannt. Kängurus gibt es bei uns nicht, dafür haben wir aber Holzwerkstoffe, die es mittlerweile bis auf den Kontinent der Südhalbkugel geschafft haben. Mitte 2012 wurden 760 Brettsperrholzelemente für Wände, Decken und Böden des zehnstöckigen Forté Tower im Hafen von Melbourne per Schiff von KLH Massivholz, Katsch an der Mur, angeliefert. Das unterstützende Know-how kam von der Tochterorganisation aus England.

Die Jagd nach dem höchsten Holzbau

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Gediegenes Design: Auch im Inneren besticht der Forté Tower mit natürlichen Materialien, die 760 KLH-Elemente kamen bei Wänden, Decken und Böden zum Einsatz © Forte Living

Das 8,8 Mio. € teure Projekt umfasst 23 Wohnungen in Größen von 59 m² bis 102 m² und gilt bis dato als der höchste Holzwohnbau weltweit. Errichtet wurde er von der australischen Lend Lease-Gruppe. Für die Architektur zeichnet der britische Architekt Alex de Rijke verantwortlich. Aus seinem Architekturbüro mit Sitz in London wurde bereits der Einsatz von Brettsperrholz in Großbritannien pionierhaft vorangetrieben und bis zur Grenze ausgelotet: „Was im 18. Jahrhundert noch aus Ziegel war, wurde im 19. und 20. Jahrhundert durch Stahl und Beton ersetzt. Der Baustoff des 21. Jahrhunderts ist aber eindeutig Holz“, stellt der Architekt klar. Noch ist es der höchste Holzwohnbau der Welt. Doch da die Entwicklung im mehrstöckigen Geschossbau schnell voranschreitet, wird der Forté Tower nicht lange seine Vormachtstellung halten können: Bereits 2014 soll im norwegischen Bergen ein 14-stöckiges Wohngebäude aus Massivholz fertiggestellt werden.
Für das zehnstöckige Wohngebäude mit einer Gesamthöhe von 32,17 m wurde bewusst der ökologische Baustoff gewählt, um den CO2-Fußabdruck der Immobilie zu reduzieren. Nachhaltigkeit wird in Australien überhaupt großgeschrieben. Das Motto lautet Klimaneutralität. Die Maßnahmen umfassen Abfallreduzierung, einen verminderten Verbrauch von Gas und Wasser sowie die strikte Einschränkung der Erzeugung von Treibhausgasen. Bis 2020 will man den CO2-Fußabdruck auf null heruntergeschraubt haben. Die Bauindustrie kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.

Enormes Potenzial von Holz in Australien

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© Forte Living

„Der Einsatz von Brettsperrholz steht in Australien noch ganz am Anfang, hat aber noch einen weiten Weg vor sich. In Europa wird das revolutionäre Material schon seit mehr als einem Jahrzehnt eingesetzt. Unser Markt muss das enorme Potenzial erst erkennen“, so Daryl Patterson von Lend Lease Australia. Die Verwendung von Holz garantierte eine sichere Baustelle und eine hohe Präzision der Verarbeitung. Zusätzlich konnte – im Gegensatz zu einem Gebäude aus herkömmlichen Materialien – die Bauzeit um 30% verkürzt werden, die Fertigstellung erfolgte vier Monate früher, als geplant. Eine Studie des Royal Melbourne Institute of Technology ergab außerdem, dass im Vergleich mit einem Gebäude aus Stahl oder Beton beim Bau des Forté Towers in Holz 1400 t CO2 eingespart werden konnten. Für Lend Lease Beweis genug, Holz wieder fit für die komplexen Anforderungen der Zukunft zu machen.