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Nagender Holzwurm © Archiv

Es wird Zeit, die Politik beim Wort zu nehmen

Ein Artikel von Hannes Plackner | 04.06.2014 - 08:08
Zunächst das Offensichtliche: Die sechste Überreichung des oberösterreichischen Holzbaupreises am 15. Mai in Linz hat bemerkenswerte Ergebnisse geliefert. Vielseitige Architektur und hochwertiges Handwerk bringen im Land ob der Enns grandiose Holzbauten hervor (s. Link 1). In vier Kategorien (Wohnbau, gewerblicher und landwirtschaftlicher Bau, öffentlicher Bau, Um-/Zubauten und Sanierungen) und drei Sonderkategorien (außer Landes, modularer Bau, temporärer Bau) gab es würdige Gewinner.

Trotzdem herrschte bei der Gala Missmut. Das liegt am sogenannten Standardausstattungskatalog, den Oberösterreichs Wohnbaulandesrat Dr. Manfred Haimbuchner (FPÖ) Anfang April veröffentlichte. Er legt für diverse Gewerke Standards fest, die eingehalten werden müssen, um Wohnbauförderung zu erhalten. Dagegen regt sich Widerstand. Bettina Brunner, Vorsitzende der Sektion Architekten der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten in Oberösterreich und Salzburg, hat sogar eine Petition ins Leben gerufen. Wörtlich heißt es darin, dass das Regelwerk „… die Verwendung von Holz in allen Facetten ausschließt. Die Zukunft sind Massivbauten, mit kleinen Kunststofffenstern …“ (Link). Die Petition hat (Stand 29. Mai) 566 namentlich angeführte Unterstützer. Darunter befinden sich gleich mehrere Architekten der beim Holzbaupreis ausgezeichneten Objekte.

Es war eine heikle Situation. Denn die Preise überreichten Politiker, von denen sich die Preisträger nicht unbedingt unterstützt fühlen. Natürlich wurde die Veranstaltung seitens der Volksvertreter dazu genutzt, ihre Holzverbundenheit zu demonstrieren. Landtagsabgeordnete Ulrike Schwarz sah im Baustoff Holz beispielsweise „den Klimaschutzfaktor schlechthin“. Schließlich sprach auch Landesrat Max Hiegelsberger. Er lobte die „tollen Qualitäten von Holz und die noch besseren Verarbeiter“. Die Linzer Stadträtin Susanne Wegscheider meinte, dass „Holz am Bau angekommen ist“.

Der umstrittene Landesrat Haimbuchner stellte anschließend klar: „Der Standardausstattungskatalog hat keine Auswirkungen auf den Holzbau“, und kritisierte die Kritiker. Es wäre gescheiter gewesen, wenn gewisse „E-Mail-Schreiber“ zunächst nachgefragt hätten. Die Stimmung war angespannt und ist es trotz der politischen Beteuerungen weiter. Obwohl sich der Landesrat als Unterstützer des mehrgeschossigen Holzbaus bekennt, gibt es in Oberösterreich seit Jahren keine nennenswerten Projekte in dieser Kategorie. Viele Unternehmer meinen nun, es sei hoch an der Zeit, die Landespolitik beim Wort zu nehmen.

Auf Holzkurier-Nachfrage antwortete Haimbuchners Büro, dass heuer ein mehrgeschossiges Holzbauprojekt der GIWOG, Leonding, mit der Wohnbauförderung unterstützt werde. „Und natürlich bin ich für weitere Projekte offen“, lässt der Landesrat mitteilen.