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BM DI Josef Pröll © Kanzian

Es wächst nach

Ein Artikel von Administrator | 11.10.2003 - 09:17
Die Lösung des Energieproblems steht am Himmel und Biomasse ist nichts anderes als gespeicherte Sonnenenergie, erklärte Dr. Franz Alt, Buchautor und Fernsehjournalist, Baden-Baden/DE. Er löste mit seinem Referat zur Mobilisierung nachhaltiger Zukunftsenergien am 8. Oktober kontroversielle Diskussionen aus. 270 Teilnehmer konnten an den gestern zu Ende gegangenen Biomassetagen in Vorarlberg begrüßt werden.Ökologie wird die moderne Ökonomie. „Heute schickt die Sonne 15.000 Mal soviel Energie zur Erde, wie alle Menschen brauchen und es wächst 10 Mal mehr Biomasse wie zur Energiegewinnung weltweit nötig wäre. Die Ökologie wird die moderne Ökonomie”, so Alts Prämisse.
„Nur durch eine vollständige Ablösung atomarer und fossiler Energien durch die Sonnen-Energie wird es möglich, einen Friedensvertrag mit der Natur zu schließen und den 3. Weltkrieg gegen die Natur zu beenden”, so Alt. Er lobt die Initiativen rund um die Biomasse in Österreich und meint, Europa könnte sich da auch etwas abschauen.
Die Vision von Alt für 2050: 40% der Energie durch Sonne, 30% aus Biomasse, 10% aus Wasser, 15% aus Wind und 5% aus Erdöl.
Im Gespräch am Runden Tisch gibt DI Dr. Leo Wagner, Vorarlberger Kraftwerke, Bregenz, zu bedenken: „Was machen wir, wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht weht?”
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Es regiert der Preis - ökologische Steuerreform. Univ. -Prof. Dr. Gebhard Kirchgässner, Universität St. Gallen/CH, widerspricht Alt und meint: „Die alte Ökonomie ist nicht tot, es regiert der Preis. Erst wenn sich die erneuerbaren Energien ohne Subventionen rechnen , rentieren sie sich für die Volkswirtschaft. Das Problem erledigt sich über den Markt. Vor 30 Jahren gab es ähnliche Prognosen über den rapide steigenden Ölpreis, aber die Preise der fossilen Energien sind eher niedriger als damals. Eine ökologische Steuerreform wäre Hilfsmittel für die Wirtschaft.
Redakteur Johannes Kübeck, Kleine Zeitung, Graz. Wiederspricht ebenfalls Alt: Die Welt haben immer Kommunikatoren (beispielsweise Jesus, Mohammed, Gates) verändert. „Jetzt kommt Alt mit der Theorie, das mit Technologien die Welt verändert werden kann. Das wird nicht gehen. Es geht nur mit Kommunikationsstrategien”, stellt Kübeck fest.
BM DI Josef Pröll setzt sich das Ziel jährlich die erneuerbaren Energien um 1% zu erhöhen. Derzeit liegt deren Anteil bei 22% und soll auf 30% erhöht werden.Großes Potenzial für die Forstwirtschaft. Laut des Regierungs-Programmes möchte man die Biomasse bis 2010 um 75% steigern, deshalb wird diese im Umweltprogramm gefördert.
„Mit dem Ökostromgesetz ist ein großer Wurf gelungen. Es wird bis zum Ende wie geplant laufen”, versichert Pröll. Das klare Ziel lautet: 78% der Energie aus erneuerbaren Energien. Pröll sieht daher ein großes Potenzial für die Forstwirtschaft.
„Nach den Erfahrungen der ersten 8 Monate kann man feststellen, dass sich das Gesetz in seinen Grundzügen durchaus bewährt”, so Dr. Heinz Kopetz zum Ökostromgesetz. Es drängt sich daher die Frage auf, ob in Österreich als nächster Schritt auch ein Ökowärme-Gesetz zum Tragen kommen soll.
Die legistischen Initiativen der EU führen dazu, dass sich in den Mitgliedsländern Strom, Treibstoffe und Industrie konzentrieren, während die Entwicklungen am Wärmemarkt weniger beachtet werden. Der Grund liegt in der fehlenden Kompetenz der EU für diesen Markt. Zum Wärmemarkt zählt die Nachfrage nach warmem Wasser, nach Raum- und Prozesswärme.Wärmemarkt und Kioto-Ziel. Österreich hat sich verpflichtet, seine Treibhaugas-Emissionen um 13% bis 2010 zu reduzieren. Gelingt das nicht, so drohen Pönalezahlungen. Der Wärmemarkt ist der wichtigste Teilmarkt im Energiebereich. Der Einsatz erneuerbarer Energieträger in diesem Segment stagniert. Die Emissionen sind höher, als im nationalen Klimaplan vorgesehen. Deshalb braucht man neue Instrumente. Kopetz erachtet daher ein Ökowärmegesetz als notwendig.
In Diskussionsgruppen wurde in den vergangenen Monaten ein Vorschlag für ein Ökowärmegesetz erarbeitet. Als Betroffene werden definiert: Solarkollektoren, Anschlüsse an Fernwärmenetze, die mit Biomasse betrieben werden, Biomassezentralheizungsanlagen (Pellets-, Stückholz- und Hackschnitzelanlagen) sowie Kachelöfen oder Pellets-Kaminöfen. Das Gesetz soll für Privatverbraucher und öffentliche Einrichtungen, nicht jedoch für Gewerbe- und Industriebetriebe gelten. Ebenso soll es alle Unternehmen die fossile Energieträger für die Wärmegewinnung verkaufen betreffen.Energiedienstleister gefragt. Das Fazit von DI Dr. Christian Rakos, Energieverwertungsagentur, Wien, zu Biomasse-Einzelheizungen ist, dass vor allem im Leistungsbereich >50 kW diese wirtschaftlich interessant sind. Noch stärker gefragt werden in Zukunft Energiedienstleistungsangebote. Ein Vollkostenvergleich hat ergeben, das kaum wo in Europa die generellen Wettbewerbsbedingungen von Hackgut gegenüber Öl so ungünstig sind wie in Österreich.
In der Ökobilanz gibt es klare Vorteile für Holzheizungen. Rakos stellt fest, dass eine Desinformationskampagnen der fossilen Konkurrenz stattfindet. Bei der globalen Entwicklung ist ein Boom bei der Pelleterszeugung zu erkennen. Russland schätzt er als zukünftiges Pelletgroßmacht ein - neben Norwegen Irland, England, Portugal, Spanien, Südafrika, Japan, Neuseeland, Chile.
Der schwedische Biomasseverband schätzt das Biomasse-Marktvolumen auf 100 Mrd. € Stromerzeugung und 200 Mrd. € für Heizungsanlagen ein.
Kopetz stellt fest: „Ab Jänner wird es eine bessere Konkurrenzfähigkeit von Biomasse geben, da die Besteuerung bei Öl um 42% und bei Erdgas um 53% angehoben wird.