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Fachexkursion zu einem der bestsortierten Holzhändlern des Landes: Holzexporteure bei Mühlbauer Holz in Himberg © Gerd Ebner

Erlösschere öffnet sich weiter

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.10.2014 - 07:59
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Fachexkursion zu einem der bestsortierten Holzhändlern des Landes: Holzexporteure bei Mühlbauer Holz in Himberg © Gerd Ebner

Von einer kurzen Phase des Überflusses ging es in Österreich direkt zur jetzigen Situation: leere Rundholzlager. Die Sägewerke stehen laut den Holzexporteuren vor einer Herausforderung. Der Schnittholzpreis würde eigentlich tiefere Rundholzpreise verlangen – doch die Waldbesitzer entgegnen häufig mit der gegenteiligen Formel: „100 €/fm müssen es schon sein.“

Tiefe Rundholzlager-Stände

Derzeit hören die Teilnehmer der Exporteursrunde aber wenig von sinkenden, sondern teilweise bereits wieder von steigenden Rundholzpreisen. „Die dringend nötige Holzmobilisierung funktioniert nicht. Es gibt Großsägewerke mit 15.000 bis 16.000 fm am Lager – das ist nichts.“
„Für die Sägewerksbranche gilt dasselbe wie für die europäischen Nationalstaaten: Es muss konsolidiert werden“, postulierte Dr. Dieter Kainz, der vom Holzkurier als Gast zur Exporteursrunde eingeladen wurde. „Es tut mir leid, dass für die Sägewerke schon wieder die Schere aufgeht. Der einzige Weg, da rauszukommen, ist die Konsolidierung – sonst liefert man weiter mit zu viel Kapazität in letztlich saturierte Märkte. Als Waldbesitzer kann man sich echte Sorgen um die Kunden machen. Sonst steht man ohne entsprechende Abnehmer da. Die Säger haben seit 2008 einkaufsseitig einen Verkäufermarkt und im Absatz einen Käufermarkt. Das kann man nicht ewig aushalten. Es ist eine unschöne Situation, die Sägerbranche so zu erleben.“

Geringer Bedarf, trotzdem zu wenig Holz

Der Tenor am runden Diskussionstisch in Wien: „Selbst für das wenige Rundholz, dass die Sägewerke benötigen, gibt es zu wenig Angebot. Rundholz wird zum goldenen Gut, wenn nicht genug aus dem Wald kommt, um die Kapazität zu befriedigen. Rundholz wird teurer, ohne irgendeine Aussicht auf höhere Schnittholzerlöse. Selbst wenn jetzt ein Großsägewerk stillgelegt werden würde, änderte das gar nichts. Jedem Prügel wird nachgelaufen.“
In Österreich merkt man heuer im Osten einen Bedarfsrückgang: Aufträge der öffentlichen Hand fehlen, private Bauherren sind zurückhaltend. Beides führte zu einer geringen Auslastung der Holzbauunternehmen. „Der Vorsprung des Frühjahres war mit einem Schlag weg, als die Zimmerer im Juli, August Urlaube einbauten – das gab es noch nie“, wurde analysiert. Die Holzhändler sind für die nahe Zukunft pessimistisch („Umsatz wird heuer um 5 bis 6 % zurückgehen“) und sehen auch für 2015 kein Licht am Ende des Tunnels: „Impulse werden im 1. Halbjahr 2015 fehlen. Ein weiterer Umsatzrückgang um 8 bis 10 % würde mich nicht überraschen.“

Negativ, wie lange nicht mehr

Im Westen Österreichs empfindet man die Lage „so negativ wie seit zehn bis 15 Jahren nicht mehr“. Auch dort „fehlen Neubauten“. Nach einem guten Jahresstart herrscht nun Flaute. „Der Markt ist extrem volatil geworden“, lautete das Resümee. „Auch wir im Westen haben kaum Hoffnung auf eine Besserung 2015.“
„Einstellige Prozentrückgänge sind in Relation zu dem lächerlich, was sich in Italien abspielt. Dort brach der Neubau um 70 % ein. Entsprechend sank der Bedarf an Gerüstpfosten und Ähnlichem. Der Hauptmarkt kollabiert – und trotzdem müssen die Säger für Rundholz mehr bezahlen. Das ist die Realität der österreichischen Säger“, analysierte ein Italienspezialist.

OP-Liste im Fokus

Selbst neue Produkte, wie BSP/Xlam, konnten angesichts der Umstände die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Dadurch kamen laut der Holzexporteursrunde sogar mitteleuropäische Paradebetriebe in die Bredouille. „Einerseits gibt es kein Rundholz. Andererseits fehlen für die Hauptware Aufträge und von der gefragten Seitenware gibt es zu wenig – ich bin froh, kein Säger zu sein. Doch auch für uns Händler wird es eng: Am Bau wird es auch 2015 in Italien keinen Aufschwung geben. Ich schlafe schon länger mit der OP-Liste unter dem Kopfpolster.“
„,Irgendwie wird es weitergehen‘, hieß es bisher immer bei Krisen in Italien. Derzeit resignieren alle“, empfindet ein weiterer Teilnehmer. Nachfragedämpfend wirken auch die Russlandsanktionen. Gut gefragt – weil Mangelware – ist weiterhin die dünne (12 bis 17 mm) Seitenware.
Sogar das Wertholzsegment ist in Italien absatzmäßig rückläufig. Einzige Ausnahme: „Eichenschnittholz ist gut nachgefragt. Dieses Sortiment kaufen die Produzenten auch gerne in der Schweiz und in Deutschland.“

Lichtblick Expo 2015 in Mailand

Als äußerst hilfreich für das Image von Holzbauten erkannte man in der Runde die Weltausstellung 2015 in Mailand. Zahlreiche Holzbauten krönen diese Expo.
* Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cato Holz, Innsbruck; HCN, München; Jung Holz, Maishofen; Mühlbauer Holz, Himberg; Georg Pagnia, Oldenburg/DE; Ruhdorfer, Straßburg; Holzexport Schuster, Innsbruck; Stix Holz, St. Pölten; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf; Timber Export, Wolfsberg; Vesely Timber Export, Wien; Weiss, Reitdorf