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Mit Epoxidharz ist die eingespannte Stütze dort ummantelt, wo sie den Beton berührt © Schaffitzel Holzindustrie

Eingespannte BSH-Stützen neben neuer Linie

Ein Artikel von Hannes Plackner | 25.09.2013 - 14:59
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Mit Epoxidharz ist die eingespannte Stütze dort ummantelt, wo sie den Beton berührt © Schaffitzel Holzindustrie

Reich an Highlights ist die neue Produktionshalle der Schaffitzel Holzindustrie in Schwäbisch Hall/DE. Doch nicht nur der Sortierroboter und die sparsame Keilzinkung verdienen Beachtung. Die Leimholzkonstruktion selbst ist bemerkenswert. Als renommierter Hallenbauer hat Geschäftsführer Jürgen Schaffitzel seine neue 3500 m2-BSH-Linie natürlich selbst überdacht. Dabei kamen die innovativen eingespannten BSH-Stützen zum Einsatz. Direkt neben Lamellenaufgabe und Keilzinkung ragen im Abstand von 7 m mächtige BSH-Stützen in das Dachtragwerk. Die 56 mal 80 cm großen Leimholzsäulen sind nicht, wie üblich, mit einem stählernen Anschluss versehen, sondern in den Betonboden eingegossen. So lassen sich enorme Drehmomente in den Untergrund einleiten. Die komplette Aussteifung wird von diesen Stützen übernommen. Die Satteldachträger sind auf der Hallenaußenseite nur vertikal abgestützt. Erst seit 2012 ist diese Konstruktion normativ in Deutschland erlaubt. Dass Schaffitzel als Präsident des deutschen Leimholzverbandes diese Bauweise aktiv betreibt, überrascht nicht. Aber auch für viele andere Holzbaubetriebe ist diese Methode interessant. Immerhin spart man sich aufwändige Bodenanschlüsse. Einzig das Fundament muss für solche Lasten ausgelegt sein und das Leimholz braucht eine schützendes Haut aus Epoxidharz.

Beim Einbau wird der vorbereitete Träger einfach in das betonierte Köcherfundament gesteckt und mit Vergussbeton ausgegossen. Das Ergebnis sieht edel aus. Nur ein zartgelber 10 cm-Kragen trennt Holz von Beton.
Die Fundamente sind bei dieser Bauart kleiner und kostensparender dimensioniert als bei den üblichen Beton- oder Stahlstützen. Der Anschluss des hölzernen Dachtragwerks ist bei der durchgängigen Leimholzbauweise ebenfalls einfacher. „Ich bin vom Erfolg dieser Methode überzeugt“, sagt Schaffitzel. „Wir haben bereits mehrere Objekte solcherart erstellt.“

Der rasche Baufortschritt machte sich auch in Schwäbisch Hall bezahlt. Durch das unwirtliche Winterwetter weit ins Frühjahr hinein verzögerte sich der Baubeginn um einen Monat. Dann musste es schnell gehen. Rasch wurden die BSH-Stützen gesetzt und mit eingegossenem Mörtel fixiert. Das verhältnismäßig geringe Gewicht erleichterte die Montage. Kleinere (und günstigere) Kräne reichten aus. Die Transportkosten fielen zwar bei der Heimbaustelle Schaffitzels nicht ins Gewicht – bei allen anderen Baustellen ist das aber ein wesentlicher Vorteil gegenüber Stahl und Beton. Brandschutz ist in der Regel kein Thema. Die im Ingenieurholzbau verwendeten Holzquerschnitte erfüllen von Natur aus die Feuerwiderstandsklasse F30. Immer mehr Bauherren setzen deshalb auf Holz.

Die Arbeit mit Epoxidharz ist aber „nicht ganz einfach“ (Schaffitzel). Sie erfordert Fachkenntniss und Erfahrung. „Wir sind stolz da-rauf, unseren Kunden diese Lösung anbieten zu können“, sagt der Geschäftsführer. Neben dem Epoxidharz offeriert Schaffitzel drei weitere Möglichkeiten, die BSH-Träger als senkrechte, eingespannte Säulen zu verwenden:
    Einspannstützen mit eingeschlitzten Stahlteilen und StabdübelverbindungenEinspannstützen mit Induo-AnkernEinspannstützen mit eingeleimten Gewindestangen
Die Kranbahnen in Schaffitzels neuer BSH-Linie verdienen ebenfalls Beachtung. Die Schienen der drei Brückenkräne ruhen ebenfalls auf Leimholzstützen. Lange Jahre war dies technisch nicht realisierbar. Schaffitzel hat „aus einem innerbetrieblichen, kontinuierlichen Verbesserungsprozess heraus“ aber eine Lösung dafür entwickelt.
„Der Erfolg spricht für sich. In kürzester Zeit haben wir mehrere Hallen mit dieser Stützenart gebaut“, freut sich der Geschäftsführer. Für Holzbaufans sind Kranbahnstützen und sonstige eingespannte Stützen aus Holz nicht nur einfach schön. Sie passen zur eigenen Unternehmensphilosophie und können auch die Wertschöpfungskette verbessern. Die Montage geschieht rasch. Schweißen und Dübeln sind nicht nötig. Die Kranbahn wird direkt auf die Konsolen gelegt und verschraubt. Die nötigen Stahlverstärkungen (Druck- und Querzugfestigkeit) sind bereits in den Stützen enthalten. Durch die Feinjustierung vor Ort lassen sich Rohbautoleranzen ausgleichen.