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Zimmermeister Georg Schmid, Geschäftsführer und Eigentümer, ist von der Arbeit seiner neuen Abbundanlage sichtlich angetan © Johannes Plackner

Ein Mann, zwei Köpfe, drei Sägen

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 08.10.2013 - 16:31
Von „italienischen Abbund-Avancen“ schrieb der Holzkurier vor drei Jahren (Heft 41/10, S. 14). Damals startete Essetre aus dem venetischen Thiene die intensive Marktbetreuung in Deutschland und Österreich. Mit Erfolg. In Norddeutschland laufen schon einige der gelb-grauen CNC-Anlagen. Nun hat es Essetre auch nach Süddeutschland geschafft.
Die Zimmerei Schmid, Schwarzenfeld in der Oberpfalz, ist seit Juni Besitzer einer Essetre Techno PF 2DG5 – und zwar ein zufriedener. Das ist auch verständlich. Geschäftsführer Zimmermeister Georg Schmid und seine Abbundanlage schaffen es, alle Holzelemente für sein achtköpfiges Montageteam vorzubereiten. Jene Teile, die in der Halle auf ihren Einbau warten, sind dabei alles andere als 08/15. Denn Schmid hat sich auf Ingenieurholzbau spezialisiert.

Zwei Arbeitsköpfe mit 12 kW

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Olav van Renesse zeigt den Aschenbecher mit präzisem Essetre-Schriftzug © DI Johannes Plackner

Noch zählen Essetre-Anlagen zu den Exoten in Deutschland. Schmid versteht das nicht wirklich. „Diese Anlage kann alles, ist schnell und braucht nicht viel Platz“, sagt er. Die Bearbeitungskabine misst nur 4,35 mal 28 m. Aufgestellt wird sie ebenerdig. Eine Grube – wie bei der vorher installierten Anlage eines Mitbewerbers – ist nicht nötig. Von außen fallen sofort zwei Säulen auf. Bei der Bearbeitung bewegen sich diese auf und ab – und zwar simultan. Das bringt uns zur zweiten Besonderheit von Schmids CNC-Abbundanlage.

Im Gleichlauf

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Techno PF mit zwei Zylindern: Der Experte erkennt, dass darin zwei Fünfachsspindeln arbeiten © Johannes Plackner

Schmid hat seine Techno PF mit zwei Fünfachsarbeitsköpfen geordert. Das bringt eine deutliche Produktivitätssteigerung im Vergleich zur Einkopflösung. Wenn auf gegenüberliegenden Seiten synchron gearbeitet wird, können beide Spindeln gleichzeitig genutzt werden. Bei Schwalbenschwanznuten oder Zapfenlöchern ist das der Fall. Bei allen anderen Arbeiten greift immer nur eine Spindel ins Holz. Die andere holt sich aber in der Zwischenzeit das nächste Werkzeug auf die HSK 63F-Aufnahme. Damit sinke der Zeitaufwand für den Werkzeugwechsel von 15 auf 5 sek, sagt Olav van Renesse. Der Essetre-Vertriebsverantwortliche für Deutschland war beim Holzkurier-Besuch gerade vor Ort. Die Maschine bekam ein Softwareupdate und ein planmäßiges Service, bei dem etwa die Achsen justiert und die Flugkreisumfänge nachgestellt wurden.

Von 1000 bis 18.000 U/min

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Das 60?cm lange Schwert sägt KVH für einen Schlitzblechanschluss © Johannes Plackner

Die Ansteuerung der Maschinenachsen sei eine der großen Stärken von Essetre, ist van Renesse überzeugt. Anders als bei den üblichen SPS-Steuerungen lasse sich bei den gelb-grauen Anlagen jeder Antrieb einzeln modulieren. „Auf diese Weise wird für jedes Werkzeug die richtige Drehzahl verwendet“, sagt van Renesse. Mit 1000 bis 18.000 U/min rotieren die Bohrer, Fräser und Sägen.
Mit dem, was die Werkzeuge hinterlassen, ist Schmid sehr zufrieden. Er verweist auf ein paar Lärchenleimbinder, die im hinteren Teil der Halle liegen. „Die Kanten sind allesamt scharf. Da gibt es keine Ausrisse. Dabei habe ich nicht einmal im Sichtmodus gearbeitet“, erklärt der Zimmerer im breiten Oberpfälzer Dialekt. Bei sichtbaren Holzverbindungen achtet die Techno PF auf den Faserverlauf und arbeitet bei den endgültigen Kanten mit der Schnittkante immer nur ins Holz.
Die Werkzeuge wurden von Essetre mitgeliefert. Diese haben sich nach drei Monaten und 400 m3 abgebundenem Holz als hochwertig herausgestellt. Nachschärfen war noch nicht notwendig.
Hohe Qualität ermöglicht auch die Klemm- und Fördereinrichtung. Die fixiert die Hölzer möglichst nahe an der Bearbeitungszone. Das ist wichtig, um Durchbiegung zu verhindern. Der kleinste Querschnitt, den die Zimmerei Schmid abbindet, ist 6 mal 6 cm. Selbst da schafft die CNC-Maschine aus Thiene perfekte Schnitte. „Essetre kommt ja aus dem Möbelbereich. Wir sind es daher gewohnt, höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen. Rein von den Aggregaten her kommen wir auf eine Genauigkeit im Hundertstelmillimeterbereich. Natürlich ist das nur theoretisch, weil sich das Holz ja bewegt“, sagt van Renesse. Für den Zimmereichef, der in den 70er-Jahren den Abbund per Hand gelernt hat, steht die Qualität aber außer Frage. „Das passt!“

Drei Schwerte für Schlitzbleche

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8?mm, 9,5?mm und 12?mm stark sind die Kettensägen für den Abbund © Johannes Plackner

Ein Blick ins Innere der Techno PF offenbart eine Überraschung. Neben den zwei Wechslern mit Standardwerkzeugen gibt es ein Magazin mit drei Kettensägenblättern. „Wir benutzen Schlitzbleche häufig als Anschlussmethode“, lautet Schmids Kommentar dazu. 8 mm, 9,5 mm und 12 mm starke Schnitte fertigen die Sägen an. Essetre setzt auf Qualitätsschwerte von Prinz und Stihl mit je 60 cm Länge.
Diese Ausstattung dürfte noch ziemlich einmalig sein. „Drei Sägeblätter haben wir noch nie in eine Abbundanlage eingebaut. Wenn es der Kunde aber will, ist es für uns kein Problem“, sagt van Renesse. Schmid fällt ihm ins Wort: „Richtig praktisch ist, dass die Schwerter auf die Fünfachsspindeln montiert sind. Das heißt, ich kann die Schlitze auf allen Bauteilseiten in allen Winkeln einfügen. Da bin ich absolut flexibel. Das kann sonst keine andere Anlage.“

Vollautomatisch auf allen Seiten

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Zimmermeister Georg Schmid, Geschäftsführer und Eigentümer, ist von der Arbeit seiner neuen Abbundanlage sichtlich angetan © Johannes Plackner

Maximal 40 mal 80 cm starke, gerade Träger passen durch die Techno-PF. Die Dimension wird bei jedem Einzelteil zu Beginn des Abbundes von der Anlage nochmals akkurat vermessen. Hauptsächlich bindet Schmid KVH und BSH ab. Bauholz verwende er aufgrund der höheren Qualitätsstreuung kaum mehr, erklärt der Zimmermeister. Die Länge ist theoretisch unbegrenzt. Auf der Vorder- sowie Hinterseite lässt sich die Abbundhalle öffnen.
Fünf Bauteilseiten bearbeitet die Techno PF in einer Aufspannung. Muss auf der Unterseite gearbeitet werden, kantet die Anlage die Hölzer um. Das bislang größte verarbeitete Element in Schwarzenfeld war ein 27 m langer Binder mit 72 cm Höhe. Der ist mittlerweile Hauptträger in einem Bauhof in Franken.
Die zuvor erwähnten Lärchenleimbinder werden übrigens Teile eines ausgefallenen Projekts: Im Fichtelgebirge wird gegenwärtig ein Waldwanderweg ein paar Meter über den Erdboden montiert. So „abgehoben“ können die Gäste Tier und Natur aus einem anderen Blickwinkel beobachten.
Schmids Blickwinkel hat sich wahrscheinlich auch geändert. Man merkt ihm die Freude an seiner Maschine deutlich an.

Stab- und Flächenabbund

Essetres Kompetenz im Abbund kommt von CNC-Anlagen für Tischler. Mittlerweile haben die Thiener aber ein beeindruckendes Sortiment für den Holzbau entwickelt. Für den Abbund von stabförmigen Konstruktionshölzern bietet Essetre fünf Maschinentypen (Techno Fast, Techno Turn, Techno One, Techno PF, Techno PM). Für den Abbund von Brettsperrholz wurde die Techno Wall entwickelt. Die bindet bis zu 3,5 mal 13 m große Platten mit 40 cm Stärke ab.
In Deutschland wird Essetre von Glade CNC-Technik, Detmold, vertrieben.