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Rundholzplatz beim Sägewerk Ebner © Johannes Plackner

Ein Mann und sein Kran

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 24.01.2014 - 10:13
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Rundholzplatz beim Sägewerk Ebner © Johannes Plackner

Die Straße führt bergauf durch den Bayerischen Wald. Draußen wird es kälter, doch dafür mehren sich die Fichten und Tannen. Ziel ist das Sägewerk Ebner in Achslach. Die Straße dorthin führte noch bis vor Kurzem durch das Sägewerk. Das sorgte immer wieder für Unfälle. Doch dort, wo früher der Verkehr rollte, arbeitet heute ein Hydraulikportalkran. Denn im Vorjahr wurde die Straße verlegt und an deren Stelle ein schlagkräftiger Rundholzplatz errichtet. Projektierung und Anlagen stammen von Baljer & Zembrod, Altshausen/DE. Die schafften es, alle Wünsche von Geschäftsführer Josef Ebner unter einen Hut zu bringen. Diese lauteten: elektrischer Portalkran, Werksvermessung und Automatisierung. Heute könnte ein Mitarbeiter einschichtig die Übernahme, Sortierung und Versorgung mit 60.000 fm/J verantworten. Mit einem zweiten wären bei dieser Anlage sogar 100.000 fm/J möglich.

Wie auf dem Präsentierteller

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Elektroportalkran von Baljer?&?Zembrod hat 16,3?m Reichweite © Johannes Plackner

50.000 fm/J Fichte und Tanne schneidet das Sägewerk ein. Dazu kommen geringe Mengen Kiefer und Lärche. Das Rundholz stammt aus einem Umkreis von 50 km und zum Großteil aus dem Privatwald. Kleinere Mengen kauft Ebner bei den Bayerischen Staatsforsten und im Nationalpark Bayerischer Wald. In regelmäßigen Abständen kommt das Holz per Lkw in Achslach an. Für die Entladung sind die Lieferanten selbst verantwortlich. Sie hieven die bis zu 22 m langen Stämme auf den Aufgabeförderer. Deren sattgrüne Farbe verrät es schon: Die komplette Mechanisierung stammt auch von Baljer & Zembrod. Fuhrwechsel erledigt der Kranführer von der Kabine aus.
Nach einer Stammvereinzelung kommen die Erdstämme im Querlauf zum Wurzelreduzierer vom Typ WRP-QLS Solid Line. Ein 75 kW starker Elektromotor treibt jene 1,2 m lange Fräswelle an, welche das Rundholz von störenden Wurzelanläufen befreit. Nun geht‘s auf einem Längsförderer weiter. Der bringt die Stämme zunächst zum Baljer & Zembrod-Entrinder vom Typ ZE 905. Das Lochrotoraggregat schabt die Rinde mit fünf Armen schonend von der Holzoberfläche. Trotz Temperaturen unter null werkte die Anlage beim Holzkurier-Besuch ruhig und gründlich. Je nach Durchmesser schafft der Entrinder bis zu 32 m/min. Die Entrindung an dieser Stelle ist nötig, weil Ebner nun über Werksmaß abrechnet. Dafür muss das Langholz bei der Messung entrindet sein.
Die Bestimmung des Volumens übernimmt ein 3D-Scanner von Jörg-Elektronik, Oberstaufen/DE. Im menschenleeren Kontrollraum berechnet ein Optimierungsprogramm auf Basis der Messwerte die Kappschnitte. Diese werden als Vorschlag an den Bediener im Kran übermittelt, der diese Vorgaben bestätigt oder manuell abändern kann.
Nun ist es an der Zeit, das Langholz in Sägebloche zu verwandeln. Der Kappförderer und die Kappkettensäge stammen von Holtec, Hellenthal/DE. Die abgelängten Bloche rumpeln auf den Sortier-Längsförderer. Der bringt sie zu einer von 42 Normalboxen oder zwölf Überlaufboxen. Als Normallänge betrachtet man bei Ebner Bloche von 3 bis 6 m. Alles, was länger ist, wird so vom Förderer gestoßen, dass es über die Normalboxen in die Überlängenkojen rollt. Um die Bauholznachfrage zu bedienen, sägt Ebner bis 12,4 m Länge.

Rundholzplatz beim Sägewerk Ebner – Facts

In Betrieb gingen die neuen Anlagen im Mai 2012. Baljer & Zembrod projektierte, fertigte und lieferte den kompletten Rundholzplatz. Dessen Herzstück ist ein 15m breites Portal mit dem quer verfahrbaren Hydraulikkran LGX. Der Tragarm mit 16,3 m Reichweite kann ausgestreckt 3,2 t heben und hat an seinem Ende einen Holzgreifer mit 1,2 m2 Fläche. Baljer & Zembrod lieferte zudem einen Wurzelreduzierer (Typ WRP-QLS Solid Line). Danach folgte ein Entrinder (ZE 905) für 12 bis 90 cm Durchmesser und mit bis zu 32 m/min Vorschub. Baljer & Zembrod lieferte zudem die Vermessung von Jörg Elektronik und eine Kappstation von Holtec.
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Kranführer Stefan Achatz bringt eine Ladung Fichtenbloche zur Aufgabe des Sägewerks Ebner © Johannes Plackner

Zwei Joysticks für 7400 m2

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Fichtenlangholz wird von seinen Wurzelanläufen befreit © Johannes Plackner

Jetzt kommt endlich das Herzstück ins Spiel: der elektrisch angetriebene Portalhydraulikkran vom Typ Baljer & Zembrod LGX. Wie ein Spieler über seinem Schachbrett thront der Bediener, Stefan Achatz, in seiner Kabine. Auf der einen Seite warten die Bloche in den Sortierboxen, auf der anderen öffnet die immer hungrige Aufgabe zum EWD-Gattersägewerk ihren Schlund. Dazwischen liegen mehrere Tausend Festmeter Rundholz, zu adretten Stapeln geformt.
Achatzens Aufgabe ist es nun, die stete Versorgung des Sägewerks mit den jeweils benötigten Sortiment zu gewährleisten. Und das macht der junge Bayer mit einer Routine, welche die Arbeit spielerisch aussehen lässt. Zwei Joysticks reichen. Damit wird der Kranarm ebenso bedient wie die Plattform, auf der dieser sitzt. Sein Bewegungsradius beeindruckt. 7400 m2 deckt die Reichweite des Krans ab. Das ergibt sich aus 128 m Kranbahn, 15 m Spurweite, über die der Kran voll verfahrbar ist, und 16,3 m Reichweite des Kranarmes. Die Schienenbahn ist in 5 m Höhe auf Betonwänden montiert. Das hat einen einfachen Grund: Achslach ist ein Schneeloch. Alle Dächer sind dort auf 300 kg/m2 Schneelast ausgelegt. Wären die Schienen auf ebenem Grund, würden sie früher oder später im Weiß versinken. Als positiven Nebeneffekt bleiben zwischen den Kranbahnen mehrere Tausend Festmeter Stauraum, die von oben perfekt einsehbar und greifbar sind. Die hohen Betonwände sorgen für sichere Lagerung der „geschöpsten“ (entrindet auf Niederbayerisch) Bloche. Denn gerade im Winter sind die Oberflächen glatt und Bloche rutschen leicht ab.
Sobald der 1,2 m2 große Holzgreifer zupackt, beginnen die Hölzer ihre letzte Reise. Sanft hebt sie der Baljer & Zembrod-Kran hoch und befördert sie zur Aufgabe der Sägelinie. Dort entstehen etwa Gerüstdielen und Baudielen für Nagelplattenbinder. Extra Wertschöpfung generiert Ebner mit der Rinde. Diese wird mit einer Hammermühle aufbereitet und als Abdeckmaterial verkauft.
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Der Portalkran kann auf seiner Plattform die vollen 15?m Spurweite verfahren und greift vom oberen Ende auf die Sortierboxen zu © Johannes Plackner

Energetischer Vorzeigebetrieb

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Entrinder von Baljer?&?Zembrod ist vor der Vermessung installiert © Johannes Plackner

Der Aufwand für den neuen Rundholzplatz war beachtlich. Um Platz zu schaffen, musste nicht nur die Straße weichen, sondern auch 6000 m3 Erboden. Bei einem Projekt dieser Größe überrascht es nicht, dass es akribisch durchgedacht wird. Zehn Jahre lang wurde in Achslach gemeinsam mit den Umschlagsexperten von Baljer & Zembrod immer wieder getüftelt, bevor die endgültige Investitionsentscheidung fiel.
Zu der Technik hatte Geschäftsführer Ebner recht klare Vorstellungen. „Uns hat der Kran gefallen. Wir wollten einen elektrischen Antrieb. Ein dieselbetriebener Bagger kam aufgrund der immer höheren Treibstoffkosten nicht infrage.“
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Nach der Vermessung folgen der Kapp- und der Sortierförderer © Johannes Plackner

Sägewerk Ebner – Facts

Gründung: 1948
Standort: Achslach/DE
Mitarbeiter: 23
Geschäftsführer Josef und Johannes Ebner
Produkte: Nagelbinderholz, Baudielen, Gerüstdielen, Verpackungsholz, Rindenabdeckmaterial

Baljer & Zembrod – Facts

Gründung: 1951
Geschäftsführer: Peter Schaeidt
Standorte: Altshausen/DE, Timelkam, Brünn/CZ, Marolles/FR, St. Petersburg/RU
Vertrieb: Mitteleuropa, Frankreich, Polen, Russland
Mitarbeiter: 90
Produkte: Sortier- und Transportwagen, Rundholz-Umschlagwagen, stationäre Krananlagen, Portalkräne, Wurzelreduzierer, Entrindungsanlagen und Mechanisierungen