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Schwalbenschwanzverbindungen sind Zeichen hochwertigen Holzbaus © Johannes Plackner

Ein Arm für alle Aufgaben

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 07.10.2013 - 18:24
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"My Lounge" nennt Hummel sein Gartenhäuschen, dass oft als Homeoffice genutzt wird © Hummel

Warum Blockhausspezialist Josef Hummel mit seinen Bauten erfolgreich ist, wird beim Betreten seines Büros in Ottobeuren klar. Während sich draußen die Pflanzen und Musterhäuser für den ersten Frost des Jahres wappnen, herrscht drinnen die wohlige Wärme des Holzes. Innen- wie Außenwände des zweigeschossigen Baus bestehen aus Blockbohlen. Dazwischen sitzt Josef Hummel jun. Der Geschäftsführer und Eigentümer des 18-Mann-Betriebes umreißt sein Sortiment mit „hochwertige Holzbauten für den Gartenbereich“. Das ist wesentlich mehr als klassischer Blockbau und reicht von zierlichen Pavillons über edle Saunahäuschen bis zu einem verlängerten Wohn- oder Arbeitszimmer in Niedrigenergiebauweise. Wer diese Objekte sieht, ist sofort von deren aufwändiger Bauweise angetan. Beim Pavillon „Palermo“ sitzt etwa ein sechseckiges Dach auf Stützen mit fünfeckigem Querschnitt. Je nach Ausführung laufen durch die Stützen sogar noch zwei senkrechte Schwalbenschwanznuten. So ein Abbund ist aufwändig und wurde bislang fremd vergeben. Jetzt aber nicht mehr. Denn Hummel hat seit Kurzem eine Robot-Drive von Hundegger.

Sechsachsabbund zum Geburtstag

Blockhausbau Hummel feierte kürzlich sein 40. Jubiläum. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk gönnte sich der Betrieb die erst heuer in den Markt eingeführte Hundegger Robot-Drive. Seit drei Monaten arbeitet sie in der verhältnismäßig kleinen Abbundhalle. Das ist auch schon der erste Grund, warum die Robot-Drive die richtige Antwort auf Hummels Ansprüche war. Die Bearbeitungszone der Robot-Drive ist nur 3 m lang. Das lässt in der Halle Platz für einen 13 m langen Rollengang links und 10 m rechts. Mit einer lichten Höhe von 3,3 m kauert sich die Abbundanlage mit einem halben Meter Abstand unter die Hallendecke. Ein Brückenkran hätte dort nicht Platz gehabt, also installierte Hummel zwei Schwenkkräne.
Verarbeitet werden hauptsächlich KVH, BSH und Blockhausbohlen. Hummel fertigt alle seine Objekte individuell und kauft daher kommissioniert. Vor der Maschine wartete beim Werksrundgang gerade ein Stapel Blockhausbohlen von den nahen Holzwerken Schneider, Eberhardzell/DE. Die fertigen Elemente auf der rechten Seite der Maschine haben exakt sitzende Einkerbungen, damit die Balken satt ineinandergreifen und auch noch Platz für ein Dichtungsband ist.
Der maximale Bauteilquerschnitt misst 62,5 mal 30 cm. Abgebunden wird alles von Bodenlagern, Holzrahmenelementen und Blockbohlen bis zu kompliziert aussehenden Dachstühlen

Abbundanlage „auf den Leib geschneidert“

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Geschäftsführer Josef Hummel jun. mit seinem Mitarbeiter Norbert Mayer und Hundegger-Geschäftsführer Walter Fahrenschon (v. li.) vor der Robot-Drive © Johannes Plackner

Rund 170 Objekte realisiert Hummel jährlich – Tendenz steigend. Bislang musste der Allgäuer dafür zum Teil auf Fremdabbund zurückgreifen. In den Augen von Geschäftsführer Hummel ist das nur die zweitbeste Lösung. Erstens kostet das bares Geld und zweitens war die Werkseingangskontrolle aufwändig, aber notwendig. Wenn ein Dienstleister die Kerve einen Zentimeter zu weit links macht, darf das nicht erst auf der Baustelle auffallen. Das ist jetzt vorbei, was den Diplomkaufmann spürbar freut. „Mit der Robot-Drive holen wir den Abbund und damit auch Wertschöpfung in den Betrieb zurück“, sagt er. „Diese Pläne gibt es schon länger und mit Hundegger redeten wir auch schon vorher. Aber erst die Robot-Drive war ein Anlagentyp, der alle meine Bedürfnisse erfüllen konnte.“ Was aber ist so einzigartig an dieser Anlage? Hier schaltet sich Hundegger-Geschäftsführer Walter Fahrenschon in das Gespräch ein: „Die Robot-Drive ist eine kleine, flexible Anlage. Mit dem modularen Aufbau können wir sie dem Betrieb auf den Leib schneidern. Viele Zimmereibetriebe, die den Abbund fremd vergeben haben, können diese Wertschöpfung damit zurückholen.“
Hummels Robot-Drive ist ein Musterbeispiel für den kundengerechten Aufbau. Die einzige Spindel in der Anlage sitzt auf dem Sechsachs-Roboterarm. Die ergänzende Fünfachssäge, welche in den meisten anderen Robot-Drives enthalten ist, sucht man hier vergebens. Dafür bauten die Ingenieure in Hawangen einen Extrawerkzeugplatz für den Blockhausfräser ein. Wenn nämlich kein eigenes Sägeaggregat vorhanden ist, muss das Sägeblatt im 16-Platz-Werkzeugwechsler aufbewahrt werden. Würde sich dazu noch der große Fräskopf mit 40 cm Durchmesser gesellen, wäre für andere Werkzeuge kaum Platz.

Deutlich günstigere Lösung

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Extrawerkzeugaufnahme (Pfeil) beherbergt den Blockhausfräskopf, wenn er nicht gebraucht wird © Johannes Plackner

Dass Hummel erst jetzt in eine Hundegger-Abbundanlage investiert hat, liegt auch in den deutlich geringeren Kosten einer Robot-Drive. Freilich hätte es schon bisher Anlagen gegeben, welche den CNC-Zuschnitt der Gartenhäuschen beherrscht hätten. Klassische Abbundanlagen wären aber erstens zu groß gewesen. Hummel hätte dafür die Halle durchbrechen müssen. Zweitens hätten sie wesentlich mehr gekostet. „Die Robot-Drive kann ich selbst auslasten und mir die Investitionskosten wieder reinholen. Bei einer größeren Anlage hätte ich Lohnabbund anbieten müssen und das ist einfach nicht unser Kerngeschäft“, schildert Hummel.

Noch besser, als gedacht

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Kompakt sitzt die Robot-Drive in der verhältnismäßig kleinen Abbundhalle in Ottobeuren © Johannes Plackner

Als sich der Allgäuer Holzbauunternehmer für die Robot-Drive entschied, war ihm klar, dass es sich um eine junge Anlage handelt. Die Sechsachsanlage war erst wenige Monate zuvor in den Markt eingeführt worden. Hundegger und Hummel lernten also gemeinsam, was mit diesem Maschinentyp möglich ist – und beide waren positiv überrascht. „Sogar die fünfseitigen Stützen mit Schwalbenschwanznuten kommen sauber und schnell aus der Maschine raus. So etwas hat vorher noch keiner gemacht“, freut sich Hummel. Den Support seitens der Hawanger lobt er ausdrücklich. „Da gibt es immer einen kompetenten Ansprechpartner, wenn wir Frage oder Anregungen haben.“ Reibungslos funktioniert auch die Auftragsabwicklung. Hummel entwirft seine Holzbauten mit Nemetschek Allplan, München. Die Daten werden dann an das CAD-Programm von Sema, Wildpoldsried/DE weitergegeben, wo der Arbeitsvorbereiter etwa die Verbindungsmethode und weitere Abbunddetails eingibt. Das war‘s dann aber auch schon wieder mit der Computerarbeit. Die Sema-Daten landen auf Knopfdruck beim Cambium-System vom Hundegger (s. Holzkurier Heft 6, S. 22–23). Die integrierte CAD/CAM-Steuerung entscheidet automatisch, wie sie aus den vorhandenen Rohbalken die gewünschten Holzbauelemente schneidet. Der Bediener könnte natürlich eingreifen und eine alternative Bearbeitung vorschlagen, „… aber das ist kaum nötig“, unterbricht Hummel. „Die Hundegger weiß von allein, was richtig ist.“

Von der Nordsee bis zum Zürichsee

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Zierliche Pavillons errichtet Hummel Blockhausbau in ganz Deutschland © Hummel

In der freien Wildbahn findet man Hummels hochwertige Gartenhäuser im Umkreis von 800 km. Der Großteil wird in Deutschland abgesetzt. Frankreich, Österreich, die Schweiz und Italien zählen aber auch zum Vertriebsgebiet. Mit dem Geschäftsverlauf zeigt sich der Unternehmer sehr zufrieden. Gegenüber dem Vorjahr zeichnet sich ein 20 %iger Umsatzanstieg ab. Und man will weiterwachsen. Dank der Hundegger-Robot-Drive ist der effiziente, flexible und vor allem hochpräzise Abbund kein Flaschenhals mehr.
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Schwalbenschwanzverbindungen sind Zeichen hochwertigen Holzbaus © Johannes Plackner

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Solche Einfräsungen werden exakt angefertigt - bei Hummel misst das niemand mehr nach © Johannes Plackner

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Typisches Blockhausprofil für die Eckverbindung mit mittiger Kerbe für ein Dichtungsband © Johannes Plackner