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Familie vor Fichtenlamellen: Helmut Pröbstl mit seinen Töchtern Irmi und Elisabeth (v. re.) © Johannes Plackner

Effizient zur 3-S-Platte

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 23.04.2014 - 08:28
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Frisch aufgetrennte und gehobelte Lamellen kommen aus der Fill-Säge- und Fügemaschine © Johannes Plackner

Die drei kritischsten Punkte bei der Dreischichtplattenproduktion sind die Trocknung, eine ebene Mittellage und die fugenfreie Decklage. Diese Aussage hat Gewicht, denn sie stammt von Helmut Pröbstl. Der bayerische Unternehmer erzeugt massive Holzplatten seit 1987. In Summe hat er an die 30 Mio. m2 verkauft.
Um die Ausbeute bei der Lamellenproduktion zu verbessern, sind die Holzwerke Pröbstl nach einem Ausflug zu den Kreissägen im Vorjahr wieder zur Bandsägentechnik zurückgekehrt. Seit September spalten vier Dünnschnittsägen von Fill, Gurten, das Rohbrett in feine Lamellen auf. Und zwar zur vollen Zufriedenheit von Pröbstl. Bei der Investition zählten für ihn vor allem hohe Qualität und verbesserte Ausbeute. Speziell angeordnete Hobelwellen entlocken dem Holz nun auch die letzten Kubikmillimeter.

1,35 mm statt 2,2 mm Schnittfuge

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Vier Dünnschnitt-Bandsägen hintereinander trennen die getrocknete Nadelholz-Rohlamelle in Deck- und Mittellagen für die Produktion von Dreischichtplatten auf © Johannes Plackner

Pröbstl verarbeitet Fichte, Tanne und Lärche zu Dreischichtplatten. 90 % der Platten-Rohlamellen werden von bayerischen Betrieben zugekauft – und zwar feucht. Das liegt an der lebhaften jüngeren Geschichte der Holzwerke. 2012 brannte die Schwachholzlinie ab. Ob die wieder aufgebaut wird, ist offen. Die 16 unbeschädigten Trockenkammern werden indes für die Platten-Rohlamellen verwendet (erster kritischer Punkt).
Eine typische Dimension für die Rohlamelle sind 57 mal 142 mm. Daraus erzeugt die Fill-Bandsäge beispielsweise fünf Lamellen á 9,5 mm Stärke. Verleimt und geschliffen ergibt das die beliebte 27 mm-3-S-Platte (Pröbstls Sortiment reicht von 12 bis 100 mm Stärke).
Nach der Aufgabe werden die Rohlamellen zunächst auf der Ober- und Unterseite gehobelt. „Die Schmalfläche bleibt hier unbearbeitet“, betont Pröbstl. Dann strömt die Lamelle in die Auftrennstraße. Vier Fill-Bandsägen (Typ Speedliner 920-350) hintereinander sägen die Hölzer in bis zu fünf Lamellen auf. Aus Sicht der Kostenrechnung haben zwei Parameter Priorität:
    Die Schnittfuge muss möglichst dünn sein. Bei 1,2 Mio. m2/J 3-S-Platten werden gewaltige Holzmengen zerspant. Jeder Zehntelmillimeter weniger in der Schnittfuge spart Zehntausende Euro. Genaue Zahlen gibt Pröbstl nicht preis. Man verrät bloß, dass die Fill-Sägen mit 1,35 mm, eine um knapp 40 % dünnere Schnittfuge als die Vorgänger-Kreissägen (2,2 mm) haben.Die Schnittqualität muss so gut sein, dass danach keine Hobelung nötig ist. Pröbstl schleift die Platten lediglich nach der Verklebung (zweiter kritischer Punkt).

Erst sägen, dann hobeln

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Familie vor Fichtenlamellen: Helmut Pröbstl mit seinen Töchtern Irmi und Elisabeth (v. re.) © Johannes Plackner

Die Lamellen liegen noch übereinander, wenn sie aus der Bandsägenkolonne kommen. Gleich danach werden die Schmalseiten der Lamellen im sogenannten Fügeaggregat gehobelt. Dieser Ablauf spart Holz. Die Trocknung erzeugt nämlich Spannung. Wird etwa ein trapezförmig verzogenes Brett mit 57 mm Stärke vierseitig gehobelt, fallen mehr Späne an, als wenn man die Bretter auftrennt und ausgerichtet im Block egalisiert. Macht je Lamelle nur weniger Kubikmillimeter aus – doch das summiert sich. Beim Plattenformen in der Heißpresse werden die beleimten Lamellen hydraulisch aneinandergedrückt. Jetzt zählt die Präzision. Das Ergebnis: Fugen sind mit freiem Auge nur an der unterbrochenen Maserung zu erkennen. „Einwandfreie Qualität“, konstatiert Pröbstl (dritter kritischer Punkt).

Multisensorscanner beurteilt Oberfläche

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Layout der Decklagenproduktion mit Fill-Bandsägen der Holzwerke Pröbstl © Johannes Plackner

Nach dem Auftrennen laufen die Lamellen durch den Goldeneye-Scanner von Microtec, Brixen/IT. Er teilt die Hölzer in Mittellagen oder Decklamellenqualitäten (A, B, C, Konstruktion) ein. Die Mittellagenproduktion will Pröbstl als Nächstes erneuern. Das Pressen erledigen bewährte Anlagen.
Auf Fill hat die Familie Pröbstl (Helmuts Töchter Elisabeth und Irmi sind leitend tätig) erstmals gesetzt. Der Innviertler Maschinenbauer wird ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme ausdrücklich gelobt. Fill war als alleiniger Ansprechpartner auch für die Kappsäge oder die Scannertechnologie verantwortlich. Von Auftragserstellung bis zur Betreuung im Betrieb klappte alles hervorragend. Und das ist – aus Sicht der Unternehmerfamilie – wohl der vierte kritische Punkt.