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Die Wege des Holzes
Sie sind nicht unergründlich
Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 05.06.2014 - 09:38
Die Kaskadennutzung des immer stärker nachgefragten Rohstoffs Holz ist bekanntlich von enormer Wichtigkeit. Aber wie viel verwenden wir denn eigentlich schon mehrfach? Und ist da noch Luft nach oben? Hamburger Forscher haben Antworten.
Altpapier ist in Europa der Reststoff mit der höchsten Wiederverwendungsrate. Davon können sich viele andere Teile des Forst- und Holzsektors noch eine Scheibe von abschneiden, würde man meinen. „Es besteht aber ein enormer Unterschied zwischen einer Produkt- und einer Sektorkaskade“, entgegnet Univ.-Prof. Dr. Udo Mantau auf derartige Äußerungen. Der Leiter des Arbeitsbereichs „Ökonomie der Holz- und Forstwirtschaft“ der Universität Hamburg weiß: „Ein Sägewerk hat vielleicht bloß einen Kaskadenfaktor von 1,0, während Papier oder Holzwerkstoffe bei etwa 2,4 liegen. Ohne die Sägenebenprodukte würden sie diesen Faktor aber niemals erreichen.“ Die Ressource Holz wird zunehmend knapp. Wenn deswegen eine möglichst hohe Ausnutzung von Reststoffen durch Weiter- und Wiederverwendung das Ziel sei, müsse die gesamte Forst- und Holzbranche bei politischen Entscheidungen Berücksichtigung finden, erklärt der Marktforschungsexperte.
Erst verstehen, dann prognostizieren
Aufgrund der immens zunehmenden energetischen Nutzung von Holz scheint die stoffliche Verwendung dieses wertvollen Guts gefährdet. Um den Holzmarkt diesbezüglich besser lenken zu können, müsse man ihn aber erst einmal verstehen, so Mantau. Zwei Informationsdefizite seien zu überwinden: „Die Marktstrukturen müssen verstärkt untersucht und anschließend mit Daten quantifiziert werden.“ Er zog dazu die europaweiten Studien „EUwood“ und „EFSOS“ heran, die in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Organisationen, wie der UNECE, durchgeführt wurde. Sie beinhalten Holzrohstoff-Bilanzen mit einer Aufkommens- und einer Verwendungsseite sowie darauf aufbauende Zukunftsszenarien zur Holzverfügbarkeit.
Wer nutzt welche Holzquelle?
Für die Ermittlung dieser Daten war eine möglichst genaue Kenntnis des Rohstoffmix aller relevanten Holzverwender vonnöten. Durch eigene Erhebungen, etwa in privaten Haushalten, die in Deutschland für über die Hälfte der ernergetischen Holznutzung verantwortlich sind, konnte von einer 75%igen Datenverfügbarkeit ausgegangen werden. Dabei berücksichtigte Mantau die bekannte tendenzielle Unter- und Überschätzung und etwa die Tatsache, dass nicht jeder als Industrieholz deklarierte Stamm den Wald auch wirklich in Richtung Zellstoffwerk verlässt. In den Bilanzen wird außerdem jedes anfallende Nebenprodukt – wie Säge- oder Hobelspäne, aber auch Schwarzlauge – wieder als Rohstoffquelle angesehen, die entweder weiterverarbeitet oder schließlich zur Energieerzeugung verwendet wird.
Vorläufiger Kaskadenfaktor: 1,57
Die Mehrfachnutzung war also bereits Bestandteil der Studien, die als Grundlage dienten. Damit gelang dem erfahrenen Ökonomen die erstmalige Entwicklung einer Analysemethode zur Berechnung von Kaskadenfaktoren der Holzverwendung für Europa. Die „Wood Flow Analysis“ (WFA) ermögliche eine jahresbezogene Bestimmung der CO2-Speicherung des gesamten Holzsektors, informiert der Autor. Um angeschlossene Industrien, wie die Möbelbranche oder den Bausektor, aufnehmen zu können, müssten hierfür ebenfalls Primärdatenerhebungen erfolgen. Bisher liege der Gesamtkaskadenfaktor für das Holz- und Forstcluster bei 1,57.
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